Bereits zum 15. Mal findet derzeit der Internationale Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) statt. Am Sonntag gestartet, wird er jedoch auch in diesem Jahr – anders als sehnlichst erhofft – pandemiebedingt ausschließlich online durchgeführt. Die jungen Musiker und Musikerinnen müssen ihren Beitrag erneut im Netz präsentieren.
Wie gut, dass es Svetlana Moroz gibt. Als Mutter und als Mitarbeiterin war sie von Anfang an mit Herzblut, Geduld und Organisationstalent dabei. Dabei wirkt sie im Hintergrund. »Ich bin der Meinung, wenn alles funktioniert, muss mich niemand sehen«, sagt Svetlana Moroz.
Die gebürtige St. Petersburgerin hat selbst zwei musikalische Söhne und weiß, dass Eltern, deren Kinder an einem Wettbewerb teilnehmen, »sehr viel organisieren, dauernd motivieren, helfen und finanziell investieren« müssen.
Rekordanmeldungen Mehr als 70 Teilnehmer haben sich diesmal für den Internationalen Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerb angemeldet – trotz Pandemie – so viele wie noch nie. Sie spielen Violine, Klavier, Cello, Gitarre, Harfe, Blas- und andere Instrumente, und sie singen.
Die Teilnehmer sind deutschland- und europaweit verstreut, sind aber auch aus den USA zugeschaltet. Bei Ausschreibung, Beratung, Anmeldung, Einladung und Betreuung vor Ort war neben der Initiatorin Margarita Volkova-Mendzelevskaya immer auch Svetlana Moroz beteiligt.
Vor und während des Wettbewerbs gilt es viel auszubalancieren, da liegen schon mal die Nerven blank, weiß Svetlana Moroz.
Vor, während und auch nach dem Wettbewerb ist emotional viel auszubalancieren. Manchmal standen die Familien mit dem Auto im Stau, die Nerven lagen blank, und die Reihenfolge der Vorspiele musste kurz und schmerzlos geändert werden. »Und viele Eltern wünschen auch nach der offiziellen Bekanntgabe der Wettbewerbssieger auf der Website der Gemeinde das persönliche Gespräch«, sagt die 54-Jährige.
»An normalen Vorspieltagen war ich 14 Stunden unterwegs«, erinnert sie sich an vergangene Jahre. Wenn sie anschließend nach Hause kam, hat sie nur noch die Beine hochgelegt. »Mein Mann hat den Tee gebracht, ich war dazu nicht mehr in der Lage«, erzählt Svetlana Moroz lächelnd.
UntersTützung In früheren Jahren hat sie als Verantwortliche für Kultur in der IRGW auch Übernachtungen organisiert. Dann kam die Pandemie. »Alles musste auf digital umgestellt werden, es war kompliziert«, erzählt sich Svetlana Moroz. Zum Glück gibt es in diesem Jahr zwei junge Medienfachmänner aus der Gemeinde: Roman Motsa und Semen Kolomenski.
Vor 15 Jahren begann man in Stuttgart mit 20 Teilnehmern.
»Ich hätte nie gedacht, dass der Wettbewerb einmal solchen Erfolg haben würde, wir haben vor 15 Jahren mit 20 Teilnehmern begonnen«, sagt die studierte Elektrotechnik-Ingenieurin. Sie selbst hat in ihrer Kindheit auch Klavier gespielt. Und das, wie sie sagt, »so gründlich wie es in Russland üblich war.«
Ihr persönlicher Zugang zur Musik hilft ihr, von Profis zu lernen. »Margarita Volkova-Mendzelevskaya und ich arbeiten eng zusammen. Wir sind zwei starke Frauen. Weil wir die Aufgaben teilen, arbeiten wir in Ruhe und Frieden«, sagt Moroz. Von der Pianistin und Initiatorin des Wettbewerbs habe sie zum Beispiel gelernt, wie die Jury einzelne Beiträge bewerte, aber auch Impulse für die weitere Entwicklung der Teilnehmer gebe.
Sponsoren »Zu meinen Aufgaben gehört neben organisatorischen Dingen auch, mich um Sponsoren zu kümmern«, sagt Svetlana Moroz. »Weil der Wettbewerb jetzt auf YouTube bekannt gemacht wird, kommen neue und unbekannte Sponsorengesichter«, sagt sie. Und noch etwas Gutes will sie vom digitalen Wettbewerbszeitalter berichten. »Es haben sich Teilnehmer angemeldet, die sich sonst eine Reise nach Stuttgart hätten nicht leisten können«, sagt sie.
Das Preisträgerkonzert in der Liederhalle ist der absolute Höhepunkt des Wettbewerbs - hoffentlich im nächsten Jahr wieder live.
Freilich wünscht Svetlana Moroz nichts mehr, als dass der nächste Wettbewerb wieder in den Räumen der IRGW stattfinden könne. Und vorher auch das Preisträgerkonzert im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle mit dem jüdischen Kammerorchester Nigun – der absolute Höhepunkt des Wettbewerbs.
»Es ist wunderbar, dabei zu sein, wenn kleine Künstler zu berühmten Künstlern werden«, sagt sie und verweist auf den aktuellen Katalog des Zentralrats der Juden in Deutschland. In ihm stellt der Zentralrat junge Künstler vor, die die Gemeinden einladen können – der Zentralrat finanziert die Veranstaltungen. Schon mancher Katalog präsentierte Absolventen des Internationalen Karl-Adler-Jugendmusikwettbewerbs - made in Stuttgart.