Diese Nachricht hatte es in sich: Die Jewrovision wird im Mai stattfinden. »Ich habe vor Freude Luftsprünge gemacht«, sagt Rebecca aus Dortmund. »Darauf haben wir schon lange gewartet.« Denn die Jewrovision sei das »Event des Jahres« für die Jugendlichen. Über die WhatsApp-Gruppe des Dortmunder Juze Emuna verbreitete sich die Neuigkeit sofort, so die 14-Jährige. Rasch waren fast alle Mitglieder online. »Jeder hat einen Kommentar der Freude darüber geschrieben.«
Im vergangenen Jahr, als die Jewrovision in Berlin stattfand, war Rebecca als Tänzerin dabei, diesmal möchte sie lieber als Sängerin im Einsatz sein. Früher habe sie mal in einem Chor gesungen. »Ich kann es ganz okay.« Aber natürlich freut sie sich auch darauf, ihre alten Bekannten wiederzusehen. Es sei ein Ereignis, »bei dem man sich wohlfühlt – und man gehört einfach dazu«. Aber nicht nur die Show, auch die Workshops und Programme haben ihr Spaß gemacht – und den fehlenden Schlaf konnte sie später in Dortmund nachholen.
Schabbat Erst seit ein paar Tagen ist es offiziell: Die Jewrovision-Show wird am Freitagnachmittag, dem 19. Mai, vor Schabbat steigen. Sie wird – wie in den vergangenen Jahren – wieder in ein Mini-Machane eingebunden sein. Zum zweiten Mal findet der Wettbewerb nicht mehr im Februar statt, sondern im Frühjahr, nämlich vom 18. bis 21. Mai.
Die Jewrovision feiert in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum.
Austragungsort ist Frankfurt am Main, denn das dortige Jugendzentrum Amichai hatte die vergangene Jewrovision in Berlin gewonnen. Das Motto lautet: »Don’t Stop Believing«. Der Gesangs- und Tanzwettbewerb, zu dem sich jüdische Kids und Jugendliche aus ganz Deutschland treffen, feiert in diesem Jahr Jubiläum. Er findet zum 20. Mal statt. Das teilte der Zentralrat der Juden in Deutschland, der der Veranstalter des Wettbewerbs ist, in einer Presseerklärung mit.
Vor 21 Jahren fand der Song Contest zum ersten Mal in Bad Sobernheim statt. Da die Jewrovision coronabedingt zweimal ausfallen musste, singen und tanzen die Jugendlichen nun zum 20. Mal um den ersten Platz.
Sie freue sich wie verrückt, sagt Esther aus Aachen. Obwohl das Aachener Jugendzentrum zu klein ist, um einen eigenen Auftritt zu stemmen, sind sie und die anderen Jugendlichen voller Vorfreude. Viermal war die 17-jährige Madricha bereits dabei, zweimal stand sie sogar auf der Bühne – einmal als Tänzerin und zuletzt als Sängerin. Damals hatten sich die kleineren Jugendzentren aus Nordrhein-Westfalen zusammengetan, um eine Performance auf die Beine zu stellen. Die Jewrovision und das Mini-Machane zählen für die Abiturientin zu den schönsten Terminen im Jahr. »Es ist so toll, dabei zu sein. Und ich sehe gern die begeisterten Jugendlichen, ich mag es, die Power zu spüren und die Atmosphäre zu genießen.«
Bühne Zwölf Jahre ist Darya aus Gelsenkirchen jung. »Obwohl ich vergangenes Jahr erst elf war, konnte ich doch noch in letzter Minute mit nach Berlin fahren«, sagt die Schülerin. Damals gab es Corona-Auflagen, die erfüllt werden mussten, weshalb das Mindestalter der Teilnehmer höher angesetzt wurde als diesmal. »Die Jewro werde ich nie vergessen«, sagt Darya. Es sei sehr schön und alle sehr nett und gut gelaunt gewesen. »Ich war bei unserem Act die Tänzerin hinten rechts.« Dass es so »cool« werden würde, hätte sie nicht für möglich gehalten.
Als sie vergangene Woche erfuhr, dass die Jewro im Mai stattfinden wird, war sie gerade im »normalen Programm« im Jugendzentrum Chesed in Gelsenkirchen. »Da haben wir uns alle vor Freude umarmt. Es war ein sehr schöner Moment.« Nun habe sie den Wunsch, diesmal als Sängerin auf der Bühne zu stehen. Auch privat singe sie viel. Vor dem Auftritt im vergangenen Jahr sei Darya sehr aufgeregt gewesen, aber als sie dann auf der Bühne mit den anderen tanzte, spürte sie, dass alles gut klappen würde. »Da habe ich den Moment genossen.«
Miri hat bereits Erfahrungen mit der Jewro, denn sie war schon mehrmals dabei.
Miri hat bereits Erfahrungen mit der Jewro, denn sie war schon mehrmals dabei. Ein Höhepunkt war für die 17-Jährige, als ihr Jugendzentrum JuJuBa (Jüdische Jugend Baden) im vergangenen Jahr den dritten Platz holte. »Als jetzt die Nachricht die Runde machte, dass die Jewro im Mai stattfinden soll, war ich etwas enttäuscht, denn ich hätte den Februar-Termin favorisiert«, sagt die Madricha, die in Heidelberg lebt. Aber auch mit dem Monat Mai könne sie gut leben und freue sich darauf.
Eigentlich sei sie ja Tänzerin, macht Breakdance und Hip-Hop. Aber im vergangenen Jahr war sie verletzt, sodass sie nicht tanzen konnte und stattdessen sang. Die Kinder und Jugendlichen von JuJuBa seien bereits in die Vorbereitungsphase eingestiegen und verfügen über eine Palette von Songs, die für die Show infrage kommen könnten.
Über 40 Kinder und Jugendliche sind dabei. Aus neun verschiedenen, größtenteils kleineren Städten kommen sie zusammen und freuen sich, dass sie mit so vielen Leuten wieder gemeinsam auf der Bühne stehen können. »Das Feeling ist wie immer. Hauptsache, wir haben Spaß, aber es wäre auch schön, wieder einen guten Platz zu erreichen«, so Miri.
Familien Die Jewrovision wird durch den Zentralrat der Juden organisiert und ausgerichtet. »Dass die Jewrovision und die damit verbundene Vorbereitungsphase sich zu einer wichtigen Möglichkeit entwickelt hat, um zahlreiche Jugendliche und teilweise sogar ihre Familien ins Jugendzentrum und somit ins aktive Leben der lokalen Gemeinden zu integrieren, freut mich sehr«, meint Zentralratspräsident Josef Schuster. Ab dem 29. Januar können die Jugendzentren ihre auserwählten Rock- und Popsongs reservieren lassen. Der 13. März ist der letzte Termin zur Anmeldung eines Acts. Anmeldeschluss für das Mini-Machane ist der 18. April.
Die Jewrovision ist mit mehr als 60 teilnehmenden Jugendzentren und Gemeinden und mit mehr als 1200 Jugendlichen aus ganz Deutschland das größte jährliche Event der jüdischen Gemeinden – und für die jungen Performerinnen und Performer sicherlich das aufregendste.