Juden in der Politik – Die Linke

Links und pro Israel

Valentin Goldstein schrecken Antizionisten in der eigenen Partei nicht

von Katrin Richter  10.09.2013 09:51 Uhr

In Berlin fühlt sich Valentin Goldstein zu Hause. Foto: Stephan Pramme

Valentin Goldstein schrecken Antizionisten in der eigenen Partei nicht

von Katrin Richter  10.09.2013 09:51 Uhr

Manchmal hört man ihn noch, den schwäbischen Dialekt bei Valentin Goldstein. Aber das ist auch das Einzige, was ihn als »nicht aus Berlin« erscheinen lässt. Denn in seinem dunkelblauen T-Shirt, der hellblauen Chino-Hose, den Sneakers, dem Stoffbeutel und seinen blondgefärbten Haaren sieht er aus, wie man nun mal mit Anfang 20 in Friedrichshain-Kreuzberg rumläuft.

Allein der schon etwas verblasste »We stand with Israel«-Aufdruck sagt: Ich habe eine Botschaft. Und hinter dieser steht Valentin Goldstein. Dafür setzt sich der angehende Student der Kultur und Technik mit dem Kernfach Philosophie im israelsolidarischen Bundesarbeitskreis »Shalom« der Berliner Linksjugend ein.

nazis Goldstein, der aus der Nähe von Leonberg kommt, wusste schon früh, dass er sich politisch engagieren wollte. »In meinem Dorf gab es eine Naziproblematik. Ich hatte bunte Haare, bin in deren Raster gelandet und habe Probleme mit ihnen bekommen.« Um gegen Rechtsextremismus nicht nur ein Zeichen zu setzen, sondern auch aktiv dagegen einzutreten, schaute sich der damalige Schüler mehrere Parteiprogramme an.

Schnell war klar: Die Piraten waren es nicht, und bei der Grünen Jugend »stand man mit einer israelsolidarischen Position allein auf weiter Flur«. Das habe sich zwar mittlerweile geändert, aber der heute 21-Jährige fühlte sich bei der Linksjugend einfach mehr zu Hause. Und hat, seitdem er bei ihnen Mitglied ist, viele neue Leute kennengelernt, die ihm nicht nur Berlin gezeigt haben, sondern die politisch mit ihm auf einer Wellenlänge sind – und ganz nebenbei hat er so auch seine Mitbewohnerin kennengelernt.

»Es ist mir wichtig, dass ich mich mit Leuten politisch austauschen kann – auch kritisch«, sagt Valentin. Den Wahlkampf verfolgt er hauptsächlich online: »Über Twitter, bei Facebook, aber auch bei Spiegel-Online, der taz oder Jungle World.« Ohne sein Smartphone geht bei ihm fast nichts, wenn er mit anderen Leuten über die anstehenden Wahlen diskutieren möchte. Auch dann nicht, wenn er mal wieder auf die Linke und deren Standpunkt zu Israel angesprochen wird.

Israel »Es gibt eine Rede von Gregor Gysi aus dem Jahr 2008, in der er klipp und klar gesagt hat, wie eine Linke zu Israel stehen muss.« Zwar gebe es Leute, mit denen man sich darüber noch auseinandersetzen müsse – auch mal grundsätzlich. Aber das sei kein Problem, sagt Valentin. Denn im BAK Shalom werden auch Argumentationshilfen für Israel und gegen Antisemitismus erarbeitet.

Und das sei gerade für Jüngere wichtig, denn, so erinnert sich Valentin: Auf dem Schulhof gab es schon den »normalen Antisemitismus, mit Ausdrücken wie ›Du Jude‹«. Als er 17 war, fing er an, sich mit Israel auseinanderzusetzen. »Ich war leider noch nie da, aber eine Reise steht ganz oben auf meiner Liste. Vielleicht sogar für ein ganzes Jahr zum Studieren.«

familiengeschichte Das Judentum war immer ein Teil der Familie, obwohl es den Alltag nicht berührt hat. Mittlerweile aber versucht Valentin, es wieder mehr in sein Leben zu integrieren. Er ernährt sich koscher und sucht in Berlin noch eine Synagoge, in die er gehen könnte. Bis es so weit war, hat er sich oft mit seiner Mutter über die Geschichte der Familie unterhalten. »Es war nicht so, dass wir uns extra hingesetzt hätten, um das Thema zu besprechen.« Aber besonders nach dem Vorfall auf dem Schulhof habe ihm dieser Austausch gutgetan.

Valentins Familie mütterlicherseits kommt aus dem Badischen, die seines Vaters hat es über Umwege nach Bayern verschlagen. Seine Eltern stehen seinem Interesse sehr offen gegenüber und befürworten sein politisches Engagement.

Das sei eine große Stütze, betont Valentin, der sich gut vorstellen könnte, später auch für den Bundestag zu kandidieren. So richtig ernsthaft habe er sich noch keine Gedanken darüber gemacht. Und vielleicht müsste er dann auch noch etwas politische Distanz lernen, denn, »bei Debatten über Antisemitismus fällt es mir schwer, sachlich zu bleiben, weil mich das emotional berührt«.

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Zeitz

Reinhard Schramm warnt vor Zweckentfremdung von Spendengeldern

Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen wirbt im Spendenstreit für Simon-Rau-Zentrum

 28.10.2024

Stuttgart

Lebensbejahende Botschaft

Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs feierte das Neujahrsfest

von Brigitte Jähnigen  27.10.2024

München

Wunden, die nicht heilen

Tausende zeigten auf dem Odeonsplatz Solidarität mit Israel. Die IKG lud am Jahrestag des Hamas-Massakers zu einem Gedenkakt in die Synagoge

von Luis Gruhler  27.10.2024

Oper

Kammeroper »Kabbalat Shabbat« in Berlin

Die Zuschauer werden zu einem Schabbatmahl eingeladen. Die Oper ist die erste, die auf Hebräisch in Deutschland interpretiert wird

von Christine Schmitt  23.10.2024

Kunstatelier Omanut

Beschallung mit wunderbaren Stimmen

Judith Tarazi über das erste Inklusions-Konzert, Vandalismus und offene Türen

von Christine Schmitt  22.10.2024

Jüdische Gemeinde Frankfurt

Erstmals eine Doppelspitze

Die neuen Gemeindechefs Benjamin Graumann und Marc Grünbaum wollen Vorreiter sein

von Christine Schmitt  22.10.2024

Potsdam

Gründer des Abraham Geiger Kollegs verstorben

Rabbiner Walter Jacob starb mit 94 Jahren in Pittsburgh

 21.10.2024

Mitzvah Day

Zeit zu verschenken

Jeder ist eingeladen, sich am Tag der guten Taten einzubringen. Anmeldeschluss ist der 1. November

von Christine Schmitt  21.10.2024