Wenn Joel von der Schule nach Hause kommt, dann »muss« er sich erst einmal mit Musik beschäftigen. In seinem Zimmer schaltet er alle Geräte an und setzt sich wahlweise ans Schlagzeug oder ans Keyboard, um Rhythmen oder Melodien zu spielen, die ihm gerade durch den Kopf gehen.
Oder aber er arbeitet mit dem Soundprogramm des Computers. »Ich bin musikversessen«, sagt der 16-Jährige über sich. Und das Ergebnis seiner täglichen Arbeit und Leidenschaft kann man nun hören, denn soeben hat er zusammen mit seinem Freund, dem Rapper Liam, die CD A Matter of Perspective herausgebracht.
Selbstvermarktung Ohne Label übrigens, sondern selbstvermarktet. Die Texte hat Liam geschrieben. Joel zeichnet für die Musik verantwortlich und hat sie produziert. Zehn Songs sind nun auf der Scheibe verewigt. Die Texte handeln von Freundschaft, Liebe und Familie. »In verschiedenen Styles habe ich die Stücke komponiert«, sagt Joel. Die Melodien seien ihm »einfach so eingefallen«. Eineinhalb Jahre haben die beiden Kölner Jugendlichen an den Songs gearbeitet. Seit Mitte Juni ist die CD überall im Handel zu kaufen.
»Wir wollen die Leute mit unserer Musik begeistern«, sagen Liam und Joel unisono. Bei der jüngsten Jewrovision in Dresden heizte er das Publikum außerhalb des Wettbewerbs schon mal mit dem Song »What a Lovely Day« an. Später drückte er dann dem Kölner Jugendzentrum für seine Performance die Daumen, denn die Teilnehmer hatte er gemeinsam mit Judith Steinhauer gecoacht.
Tonstudio Die Musik begleitet Joel seit seiner frühesten Kindheit. »Mein Vater, Alex Schneider, hat eine Band und ein Tonstudio, schreibt Songs und produziert Musik«, zählt der 16-Jährige auf. Als Fünfjähriger spielte Joel bereits Schlagzeug und sang. Später entschied er sich, auch Klavier zu lernen. »Ich habe es mir selbst beigebracht, nicht nach Noten, sondern nach meinem Gehör.«
Anfangs hatte er sich noch für die Musik des Vaters begeistert, doch schon lange geht Joel seinem eigenen musikalischen Stil nach. Er mag Funk- und Soulmusik.
In der Jüdischen Grundschule in Köln übernahm Joel selbstverständlich die Gesangsrollen in den Musicals. Bei WIZO- Veranstaltungen in Frankfurt und Köln trat er auf, und schließlich war er bei der Jewrovision 2014 Frontmann, und das Kölner Jugendzentrum holte den ersten Platz. Ein Jahr später trat er wieder als Frontmann auf. Diese Erfahrungen motivierten ihn, bei The Voice Kids ein Videotape einzureichen. Von 30.000 Bewerbern kam er unter die Top 15 und bis ins Halbfinale.
»Revolverheld« Vor allem das Üben mit seinem Coach – »Revolverheld«-Frontmann Johannes Strate – regte ihn immer wieder an, und er konnte viel lernen. »Die Zeit war für mich sehr prägend.« Später nahm er nicht mehr an der Jewrovision teil. »Ich wollte aufhören, als es am schönsten war, und auch den Weg für andere frei machen.« Im Jugendzentrum blieb er aber und lernte dort Liam Loose, der rappt, kennen.
Auf dem Gymnasium schlägt er sich so durch, »denn es bleibt wenig Zeit zum Lernen«. Die Musik ist für ihn wichtiger. Aber wenn er genug Melodien verarbeitet hat, spielt er auf dem Bolzplatz Fußball. Vier Jahre Training im Verein haben ebenfalls Spuren hinterlassen. Als Schiedsrichter pfeift er Fußballpartien. Um sich seinen größten Zukunftswunsch zu erfüllen, wartet er bis zur Zeit nach dem Abitur: Er möchte gerne sein Tonstudio vergrößern und »nur noch Musik, Musik, Musik« machen. Am liebsten will er Musikproduzent werden.
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