Horst Dahlhaus war immer voller Ideen und Pläne, bis ins hohe Alter. Er war stets gut gelaunt, agil, hintergründig und voller Humor. Am 5. Februar ist er im Alter von 89 Jahren verstorben.
1927 in Voerde geboren, erlebte er den Zweiten Weltkrieg als traumatische Erfahrung. Im Herbst 1945 wurde er 18-jährig aus der Kriegsgefangenschaft befreit und sah danach Bilder von der Befreiung der Konzentrationslager. »Ich stand unter dem erschütternden Eindruck der Bilder – ein Schock, der mich sehr belastet hat, noch lange nachwirkte und mein Leben geprägt hat«, schrieb Horst Dahlhaus vor wenigen Monaten. Der »Wunsch, mich an Versöhnungsarbeit zu beteiligen«, war groß.
1955 schloss er sein Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln ab und arbeitete in der Rheinischen Kirche im Bereich der Sozialarbeit und Erwachsenenbildung. Die Verbindung zwischen seinem christlichen Glauben und der aktiven »Versöhnungsarbeit« mit Israel vermochte er bereits in diesem Rahmen zu verwirklichen.
Verpflichtung Horst Dahlhaus gehörte 1966 zu den Begründern der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) und zahlreicher weiterer Gruppen, die sich für den deutsch-israelischen Dialog einsetzten. Er empfand diese Arbeit als eine existenzielle Verpflichtung.
Dahlhaus engagierte sich im sozialliberalen Flügel der FDP – einer FDP, deren nationalliberaler Flügel um Ernst Achenbach seinerzeit als Interessenvertretung ehemaliger Nazis gelten musste. Gegen ihn kämpfte er – gemeinsam mit seinen Freunden Gerhart Baum und Peter Finkelgruen. 1967 war er Mitbegründer der Theodor-Heuss-Akademie, deren Leiter er für drei Jahre war. 1972 wurde er einer der Direktoren der Bundeszentrale für politische Bildung, was für ihn ein Traumberuf war: Regelmäßig organisierte »Mr. Israel« Studienreisen nach Israel und in die palästinensischen Gebiete und förderte bildungspolitische Publikationen über Israel und jüdische Themen. Hiermit gelang ihm der Brückenschlag zur jungen Generation.
1978 übernahm Horst Dahlhaus den Vorsitz der Bonner Arbeitsgemeinschaft der DIG und prägte sie für viele Jahre. Zahlreiche Kollegen vermochte er für Kontakte mit Israel zu begeistern.
Gespräche Als der Journalist Peter Finkelgruen in den 80er-Jahren Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Jerusalem wurde, vertiefte sich ihre Zusammenarbeit in und mit Israel: »Ich denke aber auch an gute Gesprächsverbindungen mit den liberalen Parteien in Israel, von deren Mitgliedern viele aus Deutschland stammten und zum größten Teil schwere Zeiten erlebt hatten«, schrieb er Finkelgruen vor fünf Jahren. »Unvergesslich ist die Teilnahme des früheren israelischen Justizministers Pinhas Rosen, der jegliche Reisen nach Deutschland abgelehnt hatte, an einem Treffen mit Gästen aus Deutschland«, fügte er hinzu.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1992 ließ sein Engagement nicht nach: Horst Dahlhaus brachte sich im Bonner Umfeld in Vereinen wie der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, dem Nes-Ammim-Verein, dem Freundeskreis Yad Vashem, der Gedenkstätte in Bonn und der Städtepartnerschaft zwischen Sankt Augustin und Mevasseret Zion ein.
Ich selbst begegnete ihm als Autor und gelegentlich auch persönlich im Umfeld der Zeitschrift »Tribüne«, für die wir regelmäßig schrieben. Ein Besuch in seinem ländlich gelegenen Haus mit dem mehr als prachtvollen Garten ließ an einen Kibbuz denken.
Die Trauerfeier für Horst Dahlhaus findet am 3. März um 11 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Sankt Augustin statt. Seine Urne wird im engen Familienkreis beigesetzt.