In Neuharlingersiel ist am Sonntagabend das neunte Limmud-Festival zu Ende gegangen. Dass die viertägige Veranstaltung, die am Jom Haschoa begonnen hatte, am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, endete, war eine Konstellation, die es in dieser Form bisher noch nicht gegeben hat. »Das ist ein historischer Zufall«, sagt Festivalleiter Jonathan Marcus, »und diese Einbettung in zwei wichtige Daten findet sich auch im Programm wieder.«
So gab es einen Workshop zur »Holocaust Poetry« ebenso wie Diskussionen zu der Frage »Waren die Toten der Schoa Märtyrer oder Opfer?« und zum Thema »Die Schoa ist noch nicht vorbei für die Nachkommen«. Aber auch Aspekte wie »Judentum und Vegetarismus«, »Rent a Jew« oder »Barmherzigkeit und Recht« wurden im Verlauf des Festivals diskutiert.
themen Insgesamt waren diesmal mehr als 120 Workshops, Vorträge und Diskussionen im Angebot, und so manchem fiel die Entscheidung angesichts der Fülle an interessanten Themen schwer.
»Wir haben darüber diskutiert, was es für unsere Identität bedeutet, wenn wir sie über die Schoa definieren«, sagte beispielsweise Yael Dinur von der World Zionist Organization. »Wir bauen uns da eine Opferidentität, und das ist aus meiner Sicht sehr gefährlich.« Natürlich sei die Schoa ein wesentlicher Bestandteil jüdischer Geschichte. »Aber meine Identität ist positiv, ich bin kein Opfer.« Es sei darum wichtig, die Erinnerung an die Vergangenheit mit einem positiven Blick auf die Gegenwart und die Zukunft zu verknüpfen.
Globalisierung Mit Gegenwart und Zukunft befasste sich auch Netanel Teitelbaum in seinem Vortrag über jüdische Identität in Zeiten der Globalisierung. Der Bremer Landesrabbiner wollte seinen Zuhörern Anregungen geben, wie sie in einer immer schneller werdenden Welt die Traditionen wahren und dabei ein modernes Judentum leben können.
Für Limmud-Cheforganisator Jonathan Marcus steht es außer Frage, dass die Limmudniks 2017 wieder an die Nordsee kommen werden. Nachdem das diesjährige Festival mit einer Zeremonie zum Tag der Befreiung und Tag des Sieges offiziell zu Ende gegangen ist, zieht er ein durchweg positives Fazit: »Wir hatten hier ein tolles Gemeinschaftsgefühl, sehr entspannt und harmonisch. Das Wetter war optimal, der Veranstaltungsort hat sich sehr bewährt, die Organisation hat gut geklappt – besser kann so ein Festival gar nicht laufen.«
Lesen Sie mehr in der kommenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.