Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):
Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.
Er hat einen weiten Weg auf sich genommen: Aus New York ist Ronald S. Lauder angereist, um das 25. Jubiläum seiner Stiftung zu feiern. Am Dienstag vergangener Woche steht er in der frisch renovierten Aula der Lauder Beth-Zion-Grundschule und spricht über »das Wertvollste, das wir haben: unsere Kinder«.
Die Lauder Beth-Zion-Grundschule ist schmal, aber dafür hoch. »Ich bin immer wieder erstaunt, dass ich diese Treppen schaffe, ohne einen Herzinfarkt zu bekommen«, verkündet Lauder im sechsten Stock des Schulgebäudes in der Rykestraße. Vor vier Jahren wurde Lauder Beth-Zion als dritte jüdische Grundschule Berlins eröffnet. 17 Schüler hatte sie damals, inzwischen sind es über 50.
»Wir werden immer größer, das ist ein Glück – wir sagen danke heut, von Herzen«, singt der kleine Schulchor. Danke sagen die Kinder vor allem Ronald S. Lauder, der mit seiner Stiftung die Eröffnung von Beth-Zion erst möglich gemacht hat. Nach dem rapiden Anstieg der Schülerzahl wurde die Einrichtung immer größer – aus den zwei Etagen sind inzwischen sechs geworden.
Eltern Lauder schreibt diesen Erfolg den Eltern zu: »Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns Ihr Kostbarstes anvertrauen. Und ich möchte mich auch bedanken, dass Sie Ihre Kinder auf eine jüdische Schule schicken. Eines Tages werden hoffentlich die Schüler von heute als Eltern ihre Kinder hier einschulen.«
Die Erweiterung der Schule ist durch Spenden ermöglicht worden. So hat das Joint Distribution Committee (JDC) Smartboards gekauft. Der Schule wurden Gemälde von Karl Hofer vermacht, um aus deren Erlös die Renovierung des fünften Stocks des Gebäudes bezahlen zu können. In dieser Etage hängt nun eine Gedenktafel für Mathilde Scheinberger, Hofers Ehefrau, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Roland S. Lauder weihte sie zusammen mit Nachkommen ein.
Felix Scheinberger erzählt, dass Mathilde durch Erzählungen für ihn immer noch präsent sei. Er findet wichtig, dass nicht nur durch abstrakte Worte, sondern auch durch konkrete Namen erinnert wird. Vor dem Zweiten Weltkrieg besuchten 400 Schüler die Einrichtung. Heute ist sie laut Lauder »in Berlin gleich doppelt besonders«. Und für Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) ist Lauder Beth-Zion ein Erfolgsbeispiel: »Diese Stadt heißt Juden willkommen. Und wer sie nicht willkommen heißt, dem stellen wir uns entschieden entgegen«, sagte Heilmann.
Smartboards Beim Empfang im ebenfalls renovierten und dicht gedrängten Speisesaal unter dem Dach werden Kanapees und Fruchtsaft gereicht, während sich Eltern und Unterstützer der Schule begegnen. Die Kinder spielen lieber in ihrem Klassenzimmer mit Würfeln und fragen gespannt nach, wann denn endlich die neuen Smartboards eingerichtet werden. Andere Projekte stecken noch in den Kinderschuhen.
»Vor fünf Jahren hat mich Joshua Spinner durch das Gebäude hinter uns geführt«, erinnert sich Lauder am Morgen darauf im Festzelt beim Spatenstich für das neue Bildungszentrum und Rabbinerseminar zu Berlin. »Und zwar nachts, im Dunkeln, mit einer Taschenlampe. Ich sollte mir vorstellen, was hier einmal entstehen könnte. Das war sehr clever von ihm.« Hinter dem Zelt, in der Brunnenstraße 32, liegt die Beth-Zion-Synagoge. Vor 100 Jahren wurde sie eröffnet und zur Betstätte größtenteils schlesischer Juden. Nach dem Pogrom 1938 wurde sie geschlossen. »Leblos, die Wunden der Kristallnacht leckend«, stellt Rabbiner Joshua Spinner fest. »Doch nun ist sie wiederauferstanden, sie singt, tanzt und springt.«
Zukunft Nun soll sie zum Angelpunkt eines großen Gebäudekomplexes werden, der die Synagoge, das bestehende Zentrum nebenan und einen Neubau miteinander verbindet. Damit soll Platz geschaffen werden – für eine Erweiterung des Kindergartens Lauder Nitzan, für die Yeshivas Beis Zion und vor allem für das Rabbinerseminar zu Berlin.
Dass dieser neue Raum so dringend gebraucht wird, ist ein großer Grund zur Freude für alle Beteiligten. Ronald S. Lauder stellt fest: »Wir sehen nach vorne und denken uns die Zukunft aus. Vier Rabbiner wurden in Köln ordiniert. Vor ein paar Jahren konnte sich das noch niemand vorstellen, und jetzt ist es schon nicht genug.« Für Roman Skoblo, mit dessen Unterstützung das Projekt erst möglich wird, wäre noch 1995 »die Landung von Marsmännchen wahrscheinlicher gewesen als eine Toraschule mitten in Berlin«.
Dieser »andere Wind«, den auch Michael Grünberg, Vorstand des Bundes Traditioneller Juden, spürt, soll durch ganz Europa wehen. Ronald S. Lauder wünscht sich vor allem eines: spielende Kinder. »Die Studenten hier sollen sie stets hören, vor ihren Fenstern, während sie studieren. Und wenn nicht, dann sollen sie die Geräusche dieser Kinder vermissen.« Auch hier will er den Kindern eine Zukunft geben – und damit allen Juden.