Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):
Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.
Das jüdische Lernfestival Limmud ist längst ein fester Bestandteil im jüdischen Kalender. Die Idee kommt ursprünglich aus England, seit der Gründung 2006 ist der deutsche Ableger zu einer Institution geworden. Am Wochenende findet Limmud – nach einem Intermezzo in der Jüdischen Oberschule in Berlin-Mitte – wieder in der Europäischen Jugenderholungs- und Begegnungsstätte am Werbellinsee bei Berlin statt.
Alexander Smolianitski, Vorsitzender des Limmud-Vereins, versteht Limmud als Plattform für einen Dialog. Wie selbstverständlich kommen jüdische Menschen unterschiedlichster Ausrichtungen, Nationalitäten und Sprachen zusammen. Vier Tage verbringen die »Limmudniks« miteinander, lernen gemeinsam und tauschen sich aus.
Workshops Dazu gehört auch die praktisch fehlende Grenze zwischen Organisatoren und Teilnehmern. Viele engagieren sich vor, während und nach dem Limmud, leiten Workshops oder kümmern sich um Versorgung, alles ehrenamtlich. Alexander Smolianitski hebt hervor, wie viele Teilnehmer in diesem Jahr auch gleichzeitig Referenten sind. Jeder Lernende soll auch zum Lehrenden werden.
Deswegen reflektieren die Themen der Veranstaltungen auch die Vielfalt der Limmudniks: Von der provokanten Frage, ob ein jüdisches Leben nur mit Gott möglich sei, über den Gerechtigkeitsbegriff bei Hermann Cohen bis hin zu »Juden und Haustiere«. Viele Teilnehmer kehren Jahr für Jahr wieder. Deswegen ist Limmud auch immer eine Art Familientreffen, das aber für jeden offen ist.
Dazu gehört auch, dass die wichtigen Themen der vergangenen Monate diskutiert werden. Diesmal ist das natürlich die Beschneidungsdebatte. Tamara Guggenheim, Gründerin der Facebook-Gruppe »Für Elternrecht und Religionsfreiheit«, und Max Doehlemann, einer der Organisatoren der »Auf Messers Schneide«-Demonstration, werden von ihren Erlebnissen während der Debatte berichten.
Dialog Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg, erzählt von seinem Wahlkampf um den Posten als OB (wo er oft als »der jüdische Kandidat« wahrgenommen wurde) und seinen Erfahrungen im jüdisch-muslimischen Dialog. Eine Podiumsdiskussion, moderiert von Micha Brumlik, beschäftigt sich mit den Chancen und Aussichten jüdischer Bildung in Deutschland.
Das Limmud-Festival gehört auf seine Weise längst zur jüdischen Bildungslandschaft – und das vielleicht auch, weil hier Orthodoxe und Atheisten miteinander reden. Smolianitski freut sich bereits darauf, am Freitagabend aus den unterschiedlichen Häusern das Kabbalat Schabbat zu hören, um dann beim gemeinsamen Dinner alle Limmudniks versammelt zu sehen. Und mit Sicherheit werden am Samstag in keiner anderen Freizeitanlage Deutschlands die Lichtschalter verklebt sein, weil Schabbat ist.
www.limmud.de