Zur Förderung eines lebendigen Gedenkens gerade im sportlichen Bereich haben die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern und der FC Bayern auch in diesem Jahr anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages einen gemeinsamen Kabbalat Schabbat gestaltet.
Am Vorabend des 79. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erhielten FCB-Präsident Herbert Hainer und knapp 70 Vereinsmitglieder, die unter 320 Bewerbern ausgelost worden waren, eine Synagogenführung und nahmen anschließend am Gottesdienst teil. Ein großes Abendessen mit Gemeindemitgliedern im Restaurant »Einstein« beschloss den Abend.
Dass Erinnern sich nicht nur »in großen Gesten an wenigen Tagen« erschöpfen dürfe, darin waren sich IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch und Bayern-Präsident Hainer als Schirmherren des Abends einig. Umso schlimmer, so Knobloch in ihrer Ansprache zur Eröffnung, sei es, dass die Erinnerungskultur in Deutschland derzeit unter Beschuss stehe. Dabei sei klar: »Die Werte der Demokratie, ohne die es kein jüdisches Leben in Deutschland geben könnte, brauchen auf Dauer das Erinnern.«
Herbert Hainer hatte zuvor dargelegt, wie Deutschlands erfolgreichste Fußballmannschaft und ihre Fans ihre eigene historische Verantwortung verstehen. Erinnern bedeute für seinen Verein, »aus unterschiedlichen Standpunkten zu lernen«, »unsere Vergangenheit« forme auch deshalb »unsere Gegenwart und unsere Zukunft«. Vor vier Jahren war beim FC Bayern auch deshalb die Initiative »Rot gegen Rassismus« entstanden, die sich gesellschaftlich stark engagiert.
Bei der folgenden Führung besichtigten die Gäste des FC Bayern zunächst den »Gang der Erinnerung« und anschließend die Hauptsynagoge. Während dort bereits die Blaue Stunde den Gebetsraum zum Leuchten brachte, erklärte Ellen Presser, Leiterin des IKG-Kulturzentrums, dass der Schabbat genau dann beginne, wenn die ersten drei Sterne am Himmel auftauchen – und dass am Jakobsplatz, so modern die Architektur auch sein mag, die Gepflogenheiten eher traditionellen Vorgaben folgen. Daneben führte sie in die Struktur eines jüdischen Gottesdienstes ein, wie die Gäste ihn kurz darauf selbst miterlebten.
An Gesprächsthemen beim anschließenden Schabbatessen herrschte kein Mangel, viele Vereinsmitglieder des FCB nutzten dabei die Gelegenheit, mit Vertretern der IKG und von Maccabi München sowie mit der ebenfalls anwesenden israelischen Generalkonsulin Talya Lador-Fresher ins Gespräch zu kommen. Dabei wurden auch schwierige Themen angesprochen, vom anhaltenden Kriegszustand in Israel bis zu den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen in München.
Zu Letzteren hatte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch schon zu Beginn eine klare Haltung formuliert: »Wer in die Allianz Arena kommt, versteht, wie sich Einzelstimmen zu einem lauten Chor verbinden – und was im Fußball klappt, benötigen wir auch auf der gesellschaftlichen Bühne: gegen jeden Hass, gegen jeden Extremismus.«