Jüdisches Leben in Deutschland – der Fotograf Rafael Herlich hat es in einem bunten Bilder-Kaleidoskop festgehalten. Eine Ausstellung zum europäischen Tag jüdischer Kultur hat dieses in München präsentiert. In kleinerer Form ist sie noch bis Anfang Oktober im Foyer des Gemeindezentrums zu sehen.
Es sind bunte Bilder – sowohl vom Inhalt ebenso wie von der Farbe. Nur ein einziges Schwarz-Weiß-Foto ist darunter. Es zeigt die Großeltern des Fotografen, die während der Schoa in Polen ermordet wurden. Ihnen hat Rafael Herlich den Bildband gewidmet, in dem alle Fotos veröffentlicht sind.
Zeit »Herlich ist vor 30 Jahren nach Deutschland gekommen und hat gleich mit seiner Profession angefangen. So ist er zu einem Zeitzeugen geworden. Mit seinen Bildern hat er Geschichte geschrieben.« So stellte ihn der Professor für Sozialwesen, Doron Kiesel, bei der Vernissage in München vor. Er hat auch die Begleittexte zu dem Buch geschrieben. Kiesel ging in seinem Vortrag auf den Wandel jüdischen Lebens in Deutschland nach 1945 ein. Die Ausstellung zeige, dass sich im Lauf der Zeit viel verändert hat. Im Mai 1945 war es noch unvorstellbar, dass sich in Deutschland jüdisches Leben wieder entwickeln werde.
Die Bilder Herlichs zeigten, wie die jüdische Gemeinschaft in Deutschland wieder einen Ort finden konnte, an dem sie lebt. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch schlug bei der Ausstellungseröffnung die Brücke vom Fotografen zum Betrachter, der mithilft, dass die Bilder Zeugnis ablegen können: »Durch unsere Betrachtung erhalten Bilder erst eine Bedeutung. Der Kontext, in dem diese Bilder stehen, lautet: Leben.«
Ein Leben, das auch auf die Zukunft ausgerichtet ist, wie es im Titel von Ausstellung und Buch »Weiterleben – weitergeben« schon angedeutet ist. Knobloch fasste dies in die Worte: »Leben ist weit mehr, als überleben.«