Mit lebhaftem Interesse und sichtbarem Respekt hörten die Schülerinnen und Schüler der Ethik-Klasse des Gymnasiums Feuchtwangen der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zu, während sie von ihren Kindheitserinnerungen erzählte.
Ausführlich beantwortete sie die Fragen, wie sie auf einem Bauernhof im mittelfränkischen Arberg vor den Nationalsozialisten versteckt werden konnte. Ihre Retterin Kreszentia Hummel, eine fromme Katholikin, gab sie als ihr uneheliches Kind aus. Eingeweiht in das Geheimnis war nur der Dorfpfarrer. Es war ein Leben in ständiger Angst, enttarnt zu werden, ein Leben voller Anpassungszwänge und schwerer Feldarbeit.
Initiiert hatte das Gespräch, das am Mittwoch vergangener Woche in der Münchner jüdischen Gemeinde stattfand, die Lehrerin Barbara Haas. Im April dieses Jahres war sie mit dem dritten Preis des Deutschen Lehrkräftepreises ausgezeichnet worden. Mit ihrer Klasse hatte sie ausführlich das Schicksal von Jüdinnen und Juden in Markt Schopfloch recherchiert und medial auf ihrem Instagram-Account »Verwehrte Steine« der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Von dem Preisgeld organisierte sie einen Ausflug mit der Klasse nach Arberg.
Von dem Preisgeld organisierte sie einen Ausflug mit der Klasse nach Arberg, um mehr über die Geschichte von Charlotte Knobloch zu erfahren. Auch die Autobiografie Knoblochs mit dem Titel In Deutschland angekommen hatten die Schüler im Unterricht gelesen und besprochen.
Mit der Gelegenheit, sich ein Exemplar von der IKG-Präsidentin signieren zu lassen und sie nach ihren Erinnerungen zu fragen, konnte die Klasse nun ganz persönliche Einblicke gewinnen. Vor dem Gespräch erhielten die Schülerinnen und Schüler zudem bei einer Synagogenführung wertvolle Informationen über jüdische Religion und Kultur sowie das Leben der jüdischen Gemeinde Münchens.
Nicht nur über den Alltag auf dem Hof, sondern auch darüber, wie sie den Verlauf des Krieges wahrgenommen hatte, berichtete Charlotte Knobloch den Schülerinnen und Schülern. Nur über ausländische Sender, die Kreszentia Hummel verbotenerweise nachts hörte, gab es objektive Informationen jenseits der nationalsozialistischen Propaganda, die Knobloch mit der Familie ihrer Retter aus dem Volksempfänger hörte: »Ich hatte mich, was die Dauer des Krieges angeht, böse verrechnet. Wir wussten damals ja nicht, wie es ausgehen würde.« Charlotte Knobloch zeigte sich dankbar für das Engagement der Schüler aus Feuchtwangen und lud die Gäste zu einem weiteren Besuch nach München ein.