Im Berliner Estrel Hotel hat am Freitagnachmittag der jüdische Gesangs- und Tanzwettbewerb Jewrovision begonnen. Über 1000 jüdische Jugendliche versammelten sich dort, um die Auftritte der zwölf Jugendzentren zu verfolgen und ihre Favoriten anzufeuern.
Zum Auftakt dankte Zentralratspräsident Josef Schuster den Jugendlichen, die aus Rücksichtnahme auf vulnerable Menschen in den zwei Pandemiejahren auf die Jewrovision, ihr Jugendzentrum und Partys verzichteten. Schuster rief den aus der gesamten Bundesrepublik angereisten jüdischen Jugendlichen zu: »Lasst es so richtig krachen!«
MUT Bundesfamilienministerin und Jewrovison-Schirmherrin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) würdigte den Humor, Mut und Spaß der Teilnehmer: »Danke, dass ihr uns all das schenkt.« Paus dankte auch dem Zentralrat der Juden als Organisator, der mit der Jewrovision einen »großartigen experimentellen Raum« für Kultur und Empowerment biete.
»Was geht ab, liebe Jewrovision 2022?«, begrüßte der Gelsenkirchener Rapper Dan und »Jewro«-Moderator das Publikum. Er grüßte unter anderem seine im ukrainischen Odessa lebenden Großeltern, die den Wettbewerb im Livestream verfolgen.
AUFTRITTE Die Beiträge der Jugendzentren setzen sich jeweils aus einem Video und einem Tanz- und Gesangsact auf der Bühne zusammen. Chasak Hamburg eröffnete die Show mit einem nachdenklichen Video, das mit einem Statement gegen den Krieg in der Ukraine endete. Einen Kontrast setzten die Hamburger Jugendlichen mit ihrem fröhlichen, lebensbejahenden Bühnenauftritt.
Den Spaß am Zusammenkommen betonte auch das JuZe Jachad Köln. In ihrem Video betonten die Kölner die Vorfreude und motivierende Wirkung der seit 2019 erstmals wieder stattfindenden Jewrovision. Die Themen Tradition, Identität und Empowerment standen im Mittelpunkt des Auftritts der Gruppe JuJuBa. In ihrem Video würdigten die Jugendlichen die Tradition, die Namen der Großeltern an die Enkel weiterzugeben.
»Ich wünsche mir, dass du nicht mehr allein bist, dass du unter Menschen bist, dass du die Feiertage, so, wie es sich gehört, in deiner Gemeinde feierst, dass du auf Machane deine erste Liebe findest, dass du das erste Mal auf der Bühne stehst«, hieß es in einem fiktiven Video-Dialog zwischen einem Jugendlichen und seiner Mutter, den Chesed Gelsenkirchen ihrem Act voranstellten.
Der Stolz auf die eigene jüdische Identität bildete den roten Faden des Videos und des Auftritts von Kadima Düsseldorf. Politisch und kraftvoll zeigte sich das Frankfurter Jugendzentrum Amichai, das vor dem Halbzeit-Act Diana Goldberg auftrat. Die Frankfurter betonten ihr jüdisches Selbstbewusstsein inmitten des ansteigenden Antisemitismus: »Zeig dein Gesicht!«