Der Tank ist voll, die Reifen sind aufgepumpt: Am Montag ist der »Bus der Begegnungen« bei strahlendem Sonnenschein zu seiner großen Deutschlandtour aufgebrochen.
»Wir wollen mit den Menschen in diesem Land auf Augenhöhe ins Gespräch kommen und herausfinden, was sie bewegt, welche Sorgen und Ängste sie haben«, sagte Shai Hoffmann, einer der Initiatoren des Projekts »Offene Gesellschaft«, vor der Abfahrt des roten Doppeldeckerbusses am Bundestag.
wünsche Die Initiative will bis zum 17. September mit dem Bus einmal quer durch Deutschland fahren, um für ein friedliches Miteinander und Toleranz zu werben. In verschiedenen Städten wollen die 20 ehrenamtlichen Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen und gemeinsamen Kochabenden mit Bürgern über die bevorstehende Bundestagswahl sowie ihre Wünsche an die Politik sprechen. Mit der Aktion wollen die Initiatoren parteiunabhängig ein Zeichen gegen Politikverdrossenheit und antidemokratische Stimmungsmache setzen.
Der historische Omnibus dient dabei nicht nur als Transportmittel. Der Innenbereich ist mit einer Küche, gemütlichen Sofas und Stühlen ausgestattet und bietet reichlich Platz für Workshops und Diskussionsrunden.
Stopps sind unter anderem in Chemnitz, Apolda, Kassel, Dortmund, Schwerin, Neubrandenburg und Neuruppin geplant. »Wir müssen aus unseren persönlichen ›Filterblasen‹ heraustreten, um zu erfahren, was in Deutschland gut läuft und was sich ändern soll«, begründete Initiator Shai Hoffmann die Idee. Er freut sich auf viele anregende Gespräche. »Natürlich stelle ich mich auch auf sehr schwierige Diskussionen ein«, sagte der 35-jährige Aktivist. Solange niemand gewalttätig werde oder andere mit rassistischen Sprüchen beleidige, »empfangen wir ihn mit offenen Armen«.
videoblog Dem gebürtigen Berliner ist es ein Anliegen, die Idee einer offenen und liberalen Einwanderungsgesellschaft, die in Großstädten längst gelebte Realität sei, auch in andere Teile der Republik zu tragen und sich dafür stark zu machen. »Wir als Initiative stehen für eine offene, pluralistische Gesellschaft ein«, so Hoffmann.
Die Demokratie-Aktivisten wollen ihre Erlebnisse und persönlichen Eindrücke während der Tour per Videoblog im Internet dokumentieren. Damit sollen alle Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsort die Chance bekommen, virtuell an dem Projekt teilzunehmen.
Am Ende der zweiwöchigen Fahrt soll dann zusammengetragen werden, was sich in Deutschland ändern soll. Ein Erlebnisbericht soll anschließend in Berlin vorgestellt werden. »Wenn wir nachhaltig für ein vielfältiges Deutschland eintreten wollen, das gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen bietet, müssen wir die Menschen auch da abholen, wo sie stehen«, sagte Farhad Dilmaghani, Vorsitzender von »Deutschplus«. Der Verein setzt sich für eine plurale Gesellschaft ein und unterstützt den »Bus der Begegnungen«.
experiment »Die Bustour ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Aber ich bin davon überzeugt, dass es ein lohnendes Experiment sein wird«, sagte Dilmaghani. Es gehe darum, keine Meinung als per se falsch abzustempeln und Andersdenkende zu respektieren. Gegen Chauvinismus und rechtsextremes Gedankengut müsse man aber klare Kante zeigen, so Dilmaghani.
Die vom Bundesprogramm »Demokratie leben« geförderte Initiative hatte bereits am 17. Juni mit ihrem »Tag der offenen Gesellschaft« Aufsehen erregt. Damals setzten rund 20.000 Teilnehmer mit mehr als 400 Tischgesellschaften ein Zeichen für Demokratie, Offenheit und ein friedliches Miteinander.