Nach dem erneuten Scheitern eines Schlichtungsgesprächs am vergangenen Freitag hat die brandenburgische Landesregierung den Synagogenbau in Potsdam vorläufig gestoppt. Den Potsdamer Neuesten Nachrichten bestätigte der Sprecher des Kultusministeriums, Hans-Georg Moek, dass es keine Schlichtung zwischen den jüdischen Gemeinden der Landeshauptstadt gegeben habe. Man habe deswegen den Bau gestoppt.
»Solange es keine Einigung gibt, gibt es auch das Bauvorhaben Synagoge nicht«, sagte Moek. Die Landesregierung werde den Bau weder aktiv betreiben noch sich weiterhin hinter den Kulissen um eine Lösung des Konflikts bemühen, die Initiative liege nun ausschließlich bei den zerstrittenen jüdischen Gemeinden selbst.
Befürworter Mitglieder des im April neugegründeten Synagogen-Fördervereins Potsdam befürworten den Baustopp als neue Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch Feliks Byelenkov vom Vorstand der Gemeinde Brandenburg an der Havel sieht darin die Möglichkeit zum Neuanfang. Sein Vorschlag wäre, Gemeindezentrum und Synagoge baulich voneinander zu trennen.
Bei dem Sommerfest am Montag in der Schlossstraße animierte dann auch der Förderverein seine Gäste, neue Ideen für den Bau zu entwickeln und diese zeichnerisch festzuhalten. Unter den »Bauzeichnern« war auch Ud Joffe, der Vorsitzende der 2010 entstandenen Synagogengemeinde.
Abspaltungen Dieser gibt sich gesprächsbereit. Doch zusammenzubringen, was in den vergangenen Jahren sich ständig behakte, wird schwer. Im Laufe der vergangenen 15 Jahre haben sich in der brandenburgischen Landeshauptstadt drei jüdische Gemeinden gegründet: Zunächst hatte sich 1999 die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Brandenburg mit ihrem Vorsitzenden Schimon Nebrat von der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam abgespalten.
Im vergangenen Sommer schließlich ist aus der Betergemeinde die Synagogengemeinde um den israelischen Dirigenten Ud Joffe entstanden, die sich ebenfalls selbstständig gemacht hat. Allen drei Gemeinden soll die Synagoge – so der Wunsch von Landesregierung und Bauverein – zugutekommen.
Kritik Doch der Synagogengemeinde ist der Gebäudeentwurf durch den Berliner Architekten Jost Haberland nicht sakral genug, die innere Raumaufteilung nicht praktikabel. Darüber hinaus missfällt ihm die Außenanmutung als »seelenloses Bürogebäude«. Die Gesetzestreue Gemeinde wettert: »Nur Herr Platzeck braucht diese Synagoge.« Die größte der drei jüdischen Gemeinden schließlich trägt den Entwurf und möchte ihn gern mit dem Land verwirklichen, von dem sie fünf Millionen Euro für den Bau zugesagt bekommen hat.
Der Bauverein Neue Synagoge Potsdam, im März 2005 gegründet, sollte Spenden zum Bau einwerben und später in eine Stiftung überführt werden, die das Haus unterhält. Seit Jahren zieht sich nun der Streit hin. Auch Vermittlungsversuche durch den Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan J. Kramer, führten zu keinem Ergebnis. Jetzt will Joffe erneut verhandeln