Avadislav Avadiev ist glücklich: »Es gab wunderbare Reden, und es waren zahlreiche Gäste da, auch aus der Bundes- und Landespolitik.« Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz freut sich einen Tag nach der Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz noch immer: Am Sonntag wurde David Schwezoff in sein Amt als Landesrabbiner von Rheinland-Pfalz eingeführt. Das Amt hatte es zuvor in dem Bundesland nicht gegeben.
Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen und der entsprechend verschärften Eindämmungsmaßnahmen war es nicht selbstverständlich, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte. Mit reduzierter Teilnehmerzahl ging es dann doch. Umso mehr freute sich Avadiev über die, die da sein konnten. Besonders hervor hob er Staatssekretär Denis Alt vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, und Abraham Lehrer, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland.
vertreter Auch Dieter Burgard, der Beauftragte für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz, sowie Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche und des Landesverbands der Muslime würdigten die Amtseinführung von David Schwezoff.
»Ich bin dankbar für die Möglichkeit, unseren Gemeinden zu dienen, zur weiteren Bereicherung des jüdischen Lebens beizutragen, und freue mich auf die Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen und anderen religiösen Gemeinschaften«, sagte Schwezoff der Jüdischen Allgemeinen. Da seine Familie teilweise aus Russland und teilweise aus Deutschland stammt und die jüdischen Gemeinden meistens zweisprachig auf Deutsch und Russisch kommunizierten, gebe ihm das »die Möglichkeit, die meisten Gemeindemitglieder zu verstehen und zu unterstützen«, so der 42-jährige Rabbiner.
Landesverbands-Chef Avadislav Avadiev lobte die vielseitige Ausbildung des neuen Landesrabbiners, der neben seiner Ausbildung als Rabbiner und Kantor auch studierter Finanzwirt ist und zudem Kenntnisse in Kommunikation und Psychologie besitzt.
videobotschaft Rabbiner Daniel Chanen, der Schwezoff 2013 in Jerusalem ordiniert hatte, verglich den gebürtigen Ungarn in einer Videobotschaft aus Israel mit dem Schutz des Welterbes der mittelalterlichen SchUM-Gemeinden Speyer, Worms und Mainz durch die Unesco – Schwezoff solle für die SchUM-Gemeinden nun als eine Art »geistliche Unesco« fungieren. »Mit Freude stelle ich fest, dass dieses Erbe für das Selbstverständnis unseres gesamten Bundeslandes auch für Nichtjuden von entscheidender Bedeutung ist«, sagte Schwezoff dazu.
Der neue Rabbiner habe bereits vor seiner offiziellen Amtseinführung zwei wichtige Projekte mit jungen Menschen organisiert, berichtet Avadiev. Daneben werde Schwezoff vor allem mit den vielen Alltagsaufgaben eines Rabbiners jede Menge zu tun haben – Betreuung von Kranken, Beerdigungen, Geburtstagen, Bar- und Batmizwa-Feiern und Eheschließungen.
Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer sprach in seinem Grußwort von einem guten Tag für die jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz. »Denn ihnen wird zu Chanukka ein Geschenk gemacht. Das Geschenk betrifft den Kern der Gemeinden – den Gottesdienst und die seelsorgerische Begleitung: Heute führen wir David Schwezoff als neuen Landesrabbiner in sein Amt ein.« Dazu überbrachte Lehrer im Namen des Zentralrats »ein herzliches Masal tow«. Gerade in der durch die Pandemie sehr belastenden Situation »brauchen wir den Rat und Beistand durch Rabbiner umso mehr«.