Rheinland-Pfalz

Landesrabbiner für die SchUM-Region

In Koblenz wurde David Schwezoff in sein Amt eingeführt

von André Anchuelo  09.12.2021 10:50 Uhr

In Jerusalem ordiniert: David Schwezoff Foto: Landesverband der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz

In Koblenz wurde David Schwezoff in sein Amt eingeführt

von André Anchuelo  09.12.2021 10:50 Uhr

Avadislav Avadiev ist glücklich: »Es gab wunderbare Reden, und es waren zahlreiche Gäste da, auch aus der Bundes- und Landespolitik.« Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz freut sich einen Tag nach der Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz noch immer: Am Sonntag wurde David Schwezoff in sein Amt als Landesrabbiner von Rheinland-Pfalz eingeführt. Das Amt hatte es zuvor in dem Bundesland nicht gegeben.

Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen und der entsprechend verschärften Eindämmungsmaßnahmen war es nicht selbstverständlich, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte. Mit reduzierter Teilnehmerzahl ging es dann doch. Umso mehr freute sich Avadiev über die, die da sein konnten. Besonders hervor hob er Staatssekretär Denis Alt vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit, und Abraham Lehrer, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland.

vertreter Auch Dieter Burgard, der Beauftragte für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen des Landes Rheinland-Pfalz, sowie Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche und des Landesverbands der Muslime würdigten die Amtseinführung von David Schwezoff.

»Ich bin dankbar für die Möglichkeit, unseren Gemeinden zu dienen, zur weiteren Bereicherung des jüdischen Lebens beizutragen, und freue mich auf die Zusammenarbeit mit den staatlichen Institutionen und anderen religiösen Gemeinschaften«, sagte Schwezoff der Jüdischen Allgemeinen. Da seine Familie teilweise aus Russland und teilweise aus Deutschland stammt und die jüdischen Gemeinden meistens zweisprachig auf Deutsch und Russisch kommunizierten, gebe ihm das »die Möglichkeit, die meisten Gemeindemitglieder zu verstehen und zu unterstützen«, so der 42-jährige Rabbiner.

Landesverbands-Chef Avadislav Avadiev lobte die vielseitige Ausbildung des neuen Landesrabbiners, der neben seiner Ausbildung als Rabbiner und Kantor auch studierter Finanzwirt ist und zudem Kenntnisse in Kommunikation und Psychologie besitzt.

videobotschaft Rabbiner Daniel Chanen, der Schwezoff 2013 in Jerusalem ordiniert hatte, verglich den gebürtigen Ungarn in einer Videobotschaft aus Israel mit dem Schutz des Welterbes der mittelalterlichen SchUM-Gemeinden Speyer, Worms und Mainz durch die Unesco – Schwezoff solle für die SchUM-Gemeinden nun als eine Art »geistliche Unesco« fungieren. »Mit Freude stelle ich fest, dass dieses Erbe für das Selbstverständnis unseres gesamten Bundeslandes auch für Nichtjuden von entscheidender Bedeutung ist«, sagte Schwezoff dazu.

Der neue Rabbiner habe bereits vor seiner offiziellen Amtseinführung zwei wichtige Projekte mit jungen Menschen organisiert, berichtet Avadiev. Daneben werde Schwezoff vor allem mit den vielen Alltagsaufgaben eines Rabbiners jede Menge zu tun haben – Betreuung von Kranken, Beerdigungen, Geburtstagen, Bar- und Batmizwa-Feiern und Eheschließungen.

Zentralratsvizepräsident Abraham Lehrer sprach in seinem Grußwort von einem guten Tag für die jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz. »Denn ihnen wird zu Chanukka ein Geschenk gemacht. Das Geschenk betrifft den Kern der Gemeinden – den Gottesdienst und die seelsorgerische Begleitung: Heute führen wir David Schwezoff als neuen Landesrabbiner in sein Amt ein.« Dazu überbrachte Lehrer im Namen des Zentralrats »ein herzliches Masal tow«. Gerade in der durch die Pandemie sehr belastenden Situation »brauchen wir den Rat und Beistand durch Rabbiner umso mehr«.

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert

Militärseelsorge

Militärrabbiner Ederberg: Offenes Ohr für Soldaten im Norden

Arbeit bei der Bundeswehr sei Dienst an der Gesellschaft insgesamt, den er als Rabbiner gerne tue, sagt Ederberg

 11.03.2025

Buchvorstellung

Parallelen zum BDS-Boykott von heute

Andreas E. Mach untersuchte die Geschichte jüdischer Familienunternehmer in München

von Luis Gruhler  10.03.2025

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung und eine Spendenkampagne für Familien israelischer Soldaten

von Christine Schmitt  10.03.2025

Antisemitismus

Rabbiner Pinchas Goldschmidt zu Vorfall in München: »Abschieben! Noch heute!«

Drei junge Syrer randalierten am Samstag vor dem jüdischen Gemeindezentrum - in ersten Reaktionen forderten Rabbiner harte Konsequenzen

 10.03.2025

München

Hilfe von »Ruth«

Der Jüdische Frauenverein ermöglicht Bedürftigen ein Leben in Würde

von Luis Gruhler  09.03.2025

Berlin

Des Nougats Kern

Yahel Michaeli lädt in ihrer Patisserie zu Kursen ein, in denen sie die Kunst der Schokoladen- und Pralinenherstellung lehrt. Ein Besuch zwischen Mousse und Callets

von Alicia Rust  09.03.2025

Dialog

Buber-Rosenzweig-Medaille wird am Sonntag in Hamburg verliehen

In diesem Jahr geht die Medaille an das Ehepaar Meron Mendel und Saba-Nur Cheema. An der Auszeichnung gab es im Vorfeld scharfe Kritik aus der jüdischen Gemeinschaft

 09.03.2025

Porträt der Woche

Die DNA verändern

Esther Deppe aus Bielefeld studiert Chemie und möchte in der Genforschung arbeiten

von Gerhard Haase-Hindenberg  08.03.2025