Als der Fotograf Joachim Seinfeld hörte, dass das Jüdische Museum auch für 2016 einen Kunstautomaten plante, setzte er sich sofort mit der Kuratorin Gelia Eisert in Verbindung. Seit April kann sich jeder Besucher für sechs Euro ein per Hand abgezogenes Foto von Joachim Seinfeld aus dem umgestalteten 70er-Jahre-Vintage-Automaten ziehen. »Der Kunstautomat ist ein wunderbares Format, um zeitgenössische Kunst in unsere Dauerausstellung zu integrieren. Jedes Kunstwerk erzählt auf eigene Weise von jüdischem Leben in Berlin«, sagt Eisert.
Werke von insgesamt sieben jüdischen Berliner Künstlern liegen nun in den kleinen Fächern bereit. Sie erstellten jeweils ein oder zwei limitierte Kleinserien in einer Auflage von 200 bis 400 Stück. Aus den 60 Fächern können die Interessierten für jeweils sechs Euro ein in Pink, Schwarz oder Weiß verpacktes Kunstwerk ziehen.
UNikat Zusätzlich zu den Unikaten und handsignierten Originalen gibt es Informationen zu den Künstlern und deren Arbeiten. »Bewegliche Bildtafeln neben dem Kunstautomaten vermitteln dem Betrachter vorab einen visuellen Eindruck der Werke. Welches Unikat sie ziehen, entscheidet aber der Zufall.« Der Erlös kommt den Künstlern zugute, das Museum übernimmt die Materialkosten.
Den Kunstautomaten hat das Museum seit August 2013 etabliert, bislang mit 5400 Werken. In der vierten Ausgabe werden Fotografien von Noga Shtainer, Birgit Naomi Glatzel, Daniela Orvin und Joachim Seinfeld angeboten, außerdem Ölgemälde von David Benforado, ein Kunstfilm von Birgit Naomi Glatzel (in Zusammenarbeit mit Benjamin Seide), Keramiken von Rachel Kohn sowie Kunstpostkarten von Shira Wachsmann. »Die Künstler haben freie Hand und konnten Form und Material selbst auswählen«, sagt die Kuratorin.
Die Idee dazu hatten Mitarbeiter der Dauerausstellung. »Nach gemeinsamen Überlegungen nahm sie Formen an«, beschreibt Kuratorin Eisert die Entstehung des Projekts. Hinzu komme, dass in der Dauerausstellung »der Bezug zur heutigen Situation in Deutschland mit besonderem Fokus auf jüdische Künstler und junge Leute aus Israel, den USA oder Australien fehlt, die es in die Kunstmetropole Berlin zieht«. Das ändere sich mit dem Automaten, denn der biete Künstlern eine Plattform und informiere zudem die Besucher über das heutige jüdische Leben in Berlin.