Bonn

Kunst war sein Lebenselixier

»Fast 120«, scherzte ein fröhlicher Arie Ogen an seinem letzten Geburtstag im Dezember, den er im Kreise seiner Freunde im Kleinen Lehrhaus und im Seniorenclub der Gemeinde Bonn gut gelaunt feierte. Arie Ogen wurde als Leon Feuermann am 5. Dezember 1917 in Stanislawow (Ukraine) in eine von jüdischen Traditionen geprägte Familie, die mütterlicherseits vom Belzer Rebbe abstammt, geboren. Schon früh erkannte ein Lehrer das künstlerische Talent des Jungen und bestärkte ihn in dem Wunsch, Maler zu werden.

»Kunst ist nichts für Juden«, erwiderte der Vater, aber auch die Eltern hatten die Begabung ihres einzigen Kindes erkannt. Arie durfte in Mailand Architektur und Malerei studieren. Nach dem Überfall der Deutschen Armee auf Polen sah er seine Familie nie wieder, alle Angehörigen wurden ermordet. 1941 tritt Ogen in die Rote Armee ein. Nach dem Krieg arbeitet er als Architekt in der UdSSR und Warschau, bis er 1957 nach Israel ausreist.

Israel In Jerusalem und Safed findet er seinen künstlerischen Lebensmittelpunkt. Von nun an lebt er für die Malerei und von ihr. Seine Bilder, in der ganzen Welt ausgestellt, führen den Maler auch an den Rhein, und in diesen Fluss und seine Landschaft verliebt er sich. Seit 1991 arbeitet er in Bonn, in seinem Atelier mit Blick auf den Fluss. Hier entsteht der Zyklus »Brennende Synagogen«, der sich heute im Besitz von Yad Vashem befindet.

In den letzten Jahren seines Schaffens entsteht der Schtetl-Zyklus, eine Hommage an die ausgelöschte Welt seiner Kindheit. Bis zu seinem Tod nahm der Künstler von wenigen Ausnahmen abgesehen an den Vernissagen seiner Ausstellungen teil. Die Kunst war sein Lebenselixier.

Aber Arie Ogen war nicht der einsame Künstler im Atelier, der engagierte Jude war unbestechlich, gradlinig und wahrheitsliebend. Er war ein Zuhörer und Beobachter, ein warmherziger und hilfsbereiter Mitmensch, von persönlicher Bescheidenheit und Großzügigkeit gegenüber anderen.

Leitbild Als stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde Bonn hat er besonders für die vielen Neuzuwanderer, deren Schicksal ihm eine Herzensangelegenheit war, Außerordentliches geleistet. Die Vermittlung jüdischer Werte war für Ogen der Garant für eine gelungene Eingliederung. Immer wieder forderte er demokratische Strukturen und entsprechendes Verhalten in der jüdischen Gemeinschaft ein.

Bei der Gründung des Kleinen Jüdischen Lehrhauses in Bonn war er von der ersten Stunde an mitbeteiligt und begleitete den Auf- und Ausbau dieses örtlichen jüdischen Museums mit großem Engagement. Seine geliebte jiddische Literatur, im Original, Spaziergänge in Begleitung seines Hundes am Rhein gaben ihm die nötige Entspannung.

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Uni Würzburg

Außergewöhnlicher Beitrag

Die Hochschule hat dem Zentralratspräsidenten die Ehrendoktorwürde verliehen

von Michel Mayr  20.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024