»Dieses Projekt ist mir sehr wichtig«, bekennt Anna Nero. Die 1988 in Moskau geborene Frankfurter Künstlerin hat in monatelanger Arbeit eine besondere Schau auf die Beine gestellt. Unter dem Titel DREI – jüdische Künstlerinnen aus Frankfurt stellt sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter aus. »Drei Generationen jüdischer Frauen, die ihr Leben der Kunst gewidmet haben«, heißt es in der Ankündigung.
Dass die Ausstellung in dieser Konstellation stattfindet, sei naheliegend, so Nero. Mit dem Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« fand sich der passende Anlass – und mit der großzügigen »Ausstellunghalle 1A« im Stadtteil Sachsenhausen der geeignete Ort.
Grafik In ihrer Kunst gehen Großmutter, Mutter und (Enkel-)Tochter auf den ersten Blick unterschiedliche Wege. Während Tatiana Ovrutschski, 1935 in Leningrad (heute: Sankt Petersburg) geboren und kurz vor der Ausstellungseröffnung gestorben, gegenständlich malte, bewegt sich ihre 1961 geborene Tochter Julia zwischen Figuration und Abstraktion.
Anna Nero wiederum, die 2015 ihr Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst abschloss, hat sich gänzlich von der menschlichen Figur verabschiedet. »Das Jüdische in meiner Kunst ist das Bildermachen und die gleichzeitige Verweigerung, ein Abbild zu machen«, erläutert Nero im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen.
Bei allen Unterschieden einen ihre Erfahrungen die drei Künstlerinnen. Laut Ankündigung seien sie »geprägt von Migration, Antisemitismus, Erfolgen und Rückschlägen, Anpassung, Veränderung, Assimilation und Ausgrenzung, Sexismus und Resilienz«.
Die gesamte Familie lebt seit 1995 in Frankfurt. Dort wuchs Nero auf. Kurz nach ihrem Studienabschluss kehrte sie in die Mainmetropole zurück. Sie wird von mehreren Galerien vertreten und war unlängst Teil der Ausstellungsreihe JETZT! – Junge Malerei in Deutschland in Bonn, Wiesbaden, Chemnitz und Hamburg.
Und doch müssen Künstlerinnen bis heute vielerorts um Akzeptanz und Sichtbarkeit ringen. Als ihre Großmutter in den 50er-Jahren am Moskauer Surikov-Institut ihr Malereistudium aufnahm, waren Frauen in der Fakultät, so Nero, selten, und Juden waren »schlichtweg nicht gern gesehen«. Ihre Großmutter sei als Frau und Jüdin ausgegrenzt worden. Als Außenseiterin habe sie in ihrer Kunst eine Beobachterposition eingenommen.
Die Ausstellung ist bis zum 19. Dezember in der Ausstellungshalle 1A, Schulstraße 1A, Frankfurt/Main, zu sehen.