Viele lobende Worte fielen an diesem Abend. Sie galten zum einen dem Namensgeber des Israel-Jacobson-Preises, eine Ehrung, die die Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) alle zwei Jahre verleiht. Lob erhielt aber vor allem der diesjährige Preisträger, der CDU-Politiker und Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet.
Am Montag kamen etwa 200 Gäste im Großen Saal der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zusammen. Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von der Kantorin Aviv Weinberg und dem Pianisten Assaf Fleischmann. Unter den Gästen waren Jeremy Issacharoff, Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Bundestags- und Landtagsabgeordnete, Staatssekretäre sowie Kirchenvertreter.
vielfalt Den nach dem Reformer, Unternehmer und Pädagogen Israel Jacobson (1768–1828) benannten Preis erhielt Armin Laschet laut Urkunde »in Anerkennung seiner großen Verdienste für das liberale Judentum, für die Stärkung des jüdischen Lebens in Nordrhein-Westfalen in seiner ganzen Vielfalt sowie für seinen persönlichen Einsatz für Begegnung und Dialog zwischen den Religionen und Kulturen«. Rabbiner Walter Homolka, Vorsitzender der Union progressiver Juden, würdigte Laschet als »verlässlichen Freund und langjährigen Partner der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und des Staates Israel«. Laschet führe zusammen, wo andere trennten, sagte Homolka.
Auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, sieht in Laschet einen würdigen Preisträger. »Kassel, Halle und Hanau haben das Unvorstellbare vorstellbar gemacht«, sagte die FDP-Politikerin. »Deshalb müssen jetzt Demokraten zusammenstehen«, mahnte sie. Laschet sei ein wichtiger Garant für die Pluralität unserer Gesellschaft, und er ermuntere zum Zusammenstehen, betonte Leutheusser-Schnarrenberger.
Abraham Lehrer würdigte Laschets Reaktion auf den Anschlag in Halle.
In seiner Laudatio ging Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, auf die vielfältigen Verdienste des Preisträgers ein. Laschet habe den Ruf eines Reformers in seiner Partei, spätestens seit er 2005 Integra-tionsminister in NRW geworden sei. Lehrer zog eine Parallele zum Reformer Israel Jacobson, auf den das liberale Judentum zu großen Teilen zurückgehe. »Armin Laschet ist kein Mensch, der sich in Theorien oder schönen Formulierungen verliert. Er ist ein Macher«, sagte Lehrer. Auch das verbinde ihn mit Jacobson.
würde Beide könne man auch als konservativ bezeichnen, im Sinne von Menschen, die Traditionen bewahrten, sagte der Zentralratsvizepräsident. Er beschrieb den gläubigen Katholiken als prinzipientreu. Die Achtung der Menschenwürde sei ein Grundwert, der dessen Handeln bestimme.
Lehrer würdigte Laschets Reaktion auf den rechtsextremistischen Anschlag auf die Synagoge in Halle. Schon am Tag danach habe sich der Preisträger gemeinsam mit anderen Politikern demonstrativ vor die Düsseldorfer Synagoge gestellt. »Es ist zu spüren gewesen, dass Herr Laschet in seinen Grundfesten erschüttert war angesichts dieser Tat«, sagte Lehrer.
Er hob auch die »positive Grundeinstellung« des NRW-Ministerpräsidenten zu Israel hervor. Die Eröffnung des NRW-Büros in Tel Aviv am vergangenen Sonntag verdeutliche dessen besondere Zuneigung zum Staat Israel. »Er hat verinnerlicht, was Israel für uns Juden bedeutet«, sagte der Zentralratsvizepräsident. Laschet stelle Israel nicht als Ganzes an den Pranger oder gar infrage. Diese Solidarität sei heutzutage unter deutschen Politikern nicht mehr selbstverständlich.
»Staatsräson ist auch die Sicherheit der Juden in Deutschland.« NRW-Ministerpräsident Armin Laschet
In seiner Dankesrede erinnerte Laschet an die Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Sicherheit Israels Staatsräson der Bundesrepublik Deutschland sei. Er sagte, dass dies auch weiter zu fassen sei. »Staatsräson ist auch die Sicherheit der Juden in Deutschland.«
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident wandte sich gegen die Behauptung, der Antisemitismus sei mit der Einwanderungswelle von 2015 nach Deutschland gekommen. »Er war immer da«, betonte Laschet. Er plädierte außerdem für die Betrachtung der Gemeinsamkeiten in Judentum, Christentum und Islam. »Unsere Zeit betont aber die Gegensätze«, merkte Laschet an.
jubiläum Bezüglich der 2021 anstehenden Feiern zu 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland sagte Laschet: »Judentum ist ein Teil Deutschlands, Teil der deutschen Kultur und hat die deutsche Kultur mitgeprägt.« Er sprach von der großen Chance, dabei zwar aus diesem Anlass auch über den Holocaust und Antisemitismus zu sprechen, aber auch jüdisches Leben breiter zu beschreiben. Er freue sich auf das Jubiläumsjahr, betonte Laschet.
Der Anwärter auf den CDU-Parteivorsitz setzte zum Schluss einen nachdenklichen Akzent. Lange als gesetzt geltende Werte wie Unabhängigkeit von Presse und Justiz würden in europäischen Ländern und bei Verbündeten jenseits des Atlantiks infrage gestellt. »Man muss das immer neu erkämpfen«, forderte Laschet unter großem Applaus.