Unbequem wie ein Stachel will SABRA sein, wenn es um den Einsatz gegen Diskriminierung geht. So steht SABRA als Abkürzung nicht nur für den Titel »Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit – Beratung bei Rassismus und Antisemitismus«, sondern ist ebenso das hebräische Wort für Kaktus. Kleine Kakteen zieren auch das Büro in der Düsseldorfer Bankstraße nahe dem Gemeindezentrum. Es soll Anlaufstelle für alle sein, die im Alltag, im Berufsleben, in der Schule oder bei der Wohnungssuche benachteiligt werden.
Rechtsberatung und Prävention sind die zwei Pfeiler, auf denen SABRA aufgebaut ist. Riccarda Blaeser und Sophie Brüss werden sich um diese Bereiche kümmern. Zwei halbe Stellen hat das Land Nordrhein-Westfalen bewilligt und zum Großteil finanziert. Die restlichen rund zehn Prozent wird die Jüdische Gemeinde Düsseldorf tragen.
Sozialabteilung SABRA ist an die gemeindeinterne Sozialabteilung angegliedert. Ihre Leiterin Olga Rosow weist darauf hin, dass nun eine Anlaufstelle speziell für antisemitische Diskriminierung geschaffen wurde. SABRA ist die erste in NRW, die zweite bundesweit. Bei der Zentralwohlfahrtsstelle gibt es bereits das »Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment«. Von dem Know-how der ZWST könne auch SABRA profitieren, sagt Olga Rosow.
Nordrhein-Westfalen betreibt seit zehn Jahren Integrationsagenturen. Servicestellen für Antidiskriminierungsarbeit wurden ins Leben gerufen. Seit 2016 werden sie aufgrund des Flüchtlingszuzugs ausgebaut. Auf Landesebene gibt es mittlerweile 13 Servicestellen mit verschiedenen Schwerpunkten. Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf entschied sich, die Antisemitismusprävention aufzubauen.
»Es geht darum, Gemeindemitglieder von der Jugend bis ins Alter zu stärken, um mit antisemitischen Vorfällen, mit Vorurteilen sowie verbalen bis hin zu körperlichen Angriffen umzugehen«, erläutert Olga Rosow. SABRA ist dabei nicht nur für die Gemeinde, sondern für ganz Nordrhein-Westfalen zuständig. Betroffene können per E-Mail oder Telefon Kontakt aufnehmen oder persönlich vorbeikommen.
Einzelfallberatung »Wir wollen beraten, aufzeigen, welche Ansprüche vorhanden sind, und helfen, Konflikte zu lösen«, sagt Riccarda Blaeser, Juristin und Mediatorin. Sie wird für die Einzelfallberatung im juristischen Bereich zuständig sein.
»Wenn jemand aus ethnischen Gründen eine Wohnung nicht bekommt oder ein jüdischer Schüler beschimpft wird, können sich Betroffene an uns wenden«, sagt Blaeser. Auch Schadensersatzansprüche aufgrund des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes könnten behandelt werden.
Für die praktische Arbeit ist Sophie Brüss, Theaterpädagogin und erfahren in der politischen Bildung, zuständig. Sie arbeitet derzeit Workshops aus, die sich an Lehrer und Multiplikatoren richten oder mit Schulklassen arbeiten. »Damit wollen wir für den alltäglichen Antisemitismus sensibilisieren«, so Brüss. Das Angebot gilt auch für Schüler ab der dritten Klasse, »da zu dieser Zeit verschiedene Religionen im Unterricht durchgenommen werden«.
theaterpädagogik Dabei will Brüss auf verschiedene pädagogische Methoden wie etwa die Theaterpädagogik zurückgreifen. »Ich werde versuchen, nicht nur intellektuell mit den Workshop-Teilnehmern zu arbeiten, sondern ganzheitlich, das heißt, auch auf Erfahrungsebene an sie heranzukommen.«
Des Weiteren will SABRA jeden gemeldeten Fall von Diskriminierung mit dem speziellen Fokus Antisemitismus festhalten. Bislang werde zu wenig statistisch erfasst, meint Rosow. Eine Ausnahme sei die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS), die seit zwei Jahren für Berlin aktiv ist. »Dabei sind Statistiken auch für die politische Lobbyarbeit des Zentralrats wichtig«, meint Rosow. Über die Internetseite www.sabra-jgd.de, die in den nächsten Tagen online gehen wird, können dann antisemitische Vorfälle gemeldet werden.