Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat der Union progressiver Juden (UpJ) vor zehn Tagen Körperschaftsrechte verliehen. Das teilte Sonja Guentner, Vorsitzende der UpJ, bei der Eröffnung der 21. Jahrestagung des Vereins am Donnerstagabend in Berlin mit.
Mit dieser Nachricht überraschte Guentner die Tagungsgäste am Schluss ihrer offiziellen Begrüßung. Sie sagte: »Im Rahmen ihrer Kabinettssitzung am 23. Juni 2015 hat uns die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen offiziell die Körperschaftsrechte verliehen. Nach Abschluss des dazu noch notwendigen Gesetzgebungsverfahrens werden wir künftig kein Verein mehr sein, sondern eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.«
Status Die 1997 gegründete Union progressiver Juden ist Dachorganisation von 25 liberalen Gemeinden und drei weiteren Organisationen in Deutschland. Mit der Verleihung der Körperschaftsrechte wird der UpJ nicht nur bescheinigt, eine religiöse Vereinigung von Dauer zu sein. Nach dem staatlichen Kirchenrecht sind damit auch eine Reihe von Privilegien verbunden.
Was die Änderung des Status für die UpJ und deren Beziehung zum Zentralrat der Juden in Deutschland bedeutet, ließ Guentner zunächst offen. Auf Nachfragen sagte sie: »Der Zentralrat kennt meine Telefonnummer.«
Schwerpunkt Die 21. Jahrestagung der Union progressiver Juden wurde am Donnerstagabend im Centrum Judaicum Berlin in Anwesenheit von zahlreichen Ehrengästen eröffnet. Themenschwerpunkt der diesjährigen Konferenz ist das 50-jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland.
Zur Einstimmung erinnerten der israelische Botschafter Yakov Hadas-Handelsman, der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, und Rabbiner Lawrence Englander, der Präsident von Arzenau, dem Verband der liberalen und Reformzionisten, an die Entwicklung der einzigartigen Beziehungen zwischen den beiden Staaten.
teilnehmer Sonja Guentner freute sich über 265 angemeldete Teilnehmer und 21 Kinder bei der Jahrestagung. Weitere 100 Menschen wären gern gekommen, konnten aber aus Platzmangel nicht zugelassen werden. Der Hauptteil des Programms findet mit 20 Workshops von Freitag bis Sonntag traditionell auf dem Gelände des Johannesstifts in Berlin-Spandau statt.
Am Donnerstag wurde zudem bekannt, dass zwischen dem Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam, ebenfalls Mitglied der UpJ, der Moskauer Universität für Geisteswissenschaften und der World Union for Progressive Judaism ein Kooperationsabkommen geschlossen wurde. Es soll Rabbinerstudenten aus Russland ab September 2015 ermöglichen, in Moskau ihren Bachelor-Abschluss zu erwerben. In Potsdam können sie dann das Studium fortsetzen und mit dem Master und der Rabbinerordination abschließen.
www.wupj.org
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