Am Aschermittwoch ist alles vorbei», heißt es in einem Karnevalslied aus den 50er-Jahren. Doch während sich vor allem in Köln, Düsseldorf und Mainz auch eine Woche danach die Katerstimmung nur langsam legt, bereiten sich die jüdischen Gemeinden auf fröhliche Feiern in bunten Kostümen vor: Purim rückt näher.
«Karneval ist schon ein Faktor, der heizt die Stimmung vorher an», erklärt Rabbiner Jaron Engelmayer aus der Metropole des rheinischen Frohsinns, Köln. Doch das eine habe selbstverständlich mit dem anderen nichts zu tun. «Beim Karneval wissen die meisten Leute nicht, warum er überhaupt gefeiert wird, das ist bei uns anders.»
Geschenke Außerdem ginge es an Purim noch um andere Aspekte, betont der Rabbiner. «Man verteilt Essen und fördert damit die Freundschaft und Harmonie untereinander. Die Bedürftigen werden beschenkt, womit auch ein Bezug zu den Ärmeren geschaffen wird. Und wir lesen die Megillat Esther.»
Doch der Spaß, das sagt auch Rabbiner Engelmayer, steht im Vordergrund. Weil Purim ein so ausgelassenes Fest sei, würden es die Menschen besonders mögen. «Es ist nicht mit schweren Zeremonien verbunden oder langen Gottesdiensten. Das Feiern steht im Mittelpunkt.»
In Köln wird es neben vielen kleinen Veranstaltungen auch eine große Purimfeier in der Gemeinde geben. Das Jugendzentrum wird für Unterhaltung sorgen, die Kinder können sich auf einen Kostümwettbewerb freuen und für die Erwachsenen wird es natürlich auch Wein geben. «Aber alle werden danach noch den Weg nach Hause finden», verspricht Rabbiner Engelmayer.
Große Sause In Duisburg bereitet man sich auf zwei große Purimfeiern in der Synagoge vor. Das habe sich der neue Rabbiner Paul Moses Strasko so gewünscht, erklärt Geschäftsführer Michael Rubinstein. «Er möchte eine große Sause daraus machen und mal etwas anders feiern. Wie genau, das hat er uns aber noch nicht verraten», sagt Rubinstein lachend. «Er übt gerade fleißig die Megillat Esther.»
Genügend Mischloach Manot, kleine Geschenkpakete, sind immerhin schon bestellt. Neben Süßigkeiten und der obligatorischen Rassel gibt’s auch hier Erklärungen, warum Purim überhaupt gefeiert wird. «Das sollen die Kinder schon wissen, sonst bringt es ja nichts», sagt Rubinstein.
Ihre Kostüme sollten die Kleinen am besten auch nicht von der Stange kaufen, sondern im Jugendzentrum selbst basteln. Prämiert werden bei der Feier aber auch die Verkleidungen der Eltern. Welches Kostüm Michael Rubinstein wählt, weiß er noch nicht. Eines ist aber schon sicher: «Ich werde mich nicht in ein Ganzkörper-Hasenkostüm zwängen.»
Hamantaschen Wenn Judith Neuwald-Tasbach an Purim denkt, kommen ihr als Erstes Hamantaschen in den Sinn. «Die sind schon bestellt. 160 mit Pflaumenmus, 160 mit Mohn und 160 mit Nougatcreme – erst waren die Kinder verrückt danach, und inzwischen sind es die Erwachsenen auch», erzählt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Und wenn sie die doppelte Menge Hamantaschen bestellen würde, verrät Neuwald-Tasbach, «dann würden wir die auch aufessen».
Bei der Feier am Sonntag kommt in der Gelsenkirchener Gemeinde etwa die Hälfte der Mitglieder zusammen. «Denn an Purim herrscht immer gute Stimmung, alle sehen sich wieder. Und wir laden auch Gäste ein, denen wir an diesem Tag Einblick in unser Gemeindeleben geben können», erzählt Neuwald-Tasbach. Denn bei der Feier könne man zeigen, woran die Menschen hier Spaß haben und warum sie sich miteinander verbunden fühlen.
«Es ist schwer, Purim in Worte zu fassen», deshalb müsse man es miterleben. «Neben Chanukka ist es der Höhepunkt hier im Haus. Die Menschen feiern gemeinsam eine uralte Tradition, und das fühlen auch die Mitglieder, die nicht regelmäßig am Gottesdienst teilnehmen.» Vielleicht kann man sie so auf den Geschmack bringen – wenigstens auf den von Hamantaschen.