Das zweite Licht an der Chanukkia in der Ohel-Jakob-Synagoge am Münchner Jakobsplatz entzündete am vergangenen Donnerstag Chaim Adler, der Kantor der Großen Synagoge in Jerusalem. Die Segens- sprüche berührten durch die ergreifende Stimme des weltbekannten Chasan tief.
Chaim Adler wurde 1939 in Tel Aviv geboren. Heute amtiert er als Kantor der Großen Synagoge in Jerusalem. Als Kind sang er im Chor unter der Leitung von Shlomo Ravitz und erhielt Unterricht bei Leib Glantz, dem in Russland geborenen berühmten lyrischen Tenor, Chasan und Musikwissenschaftler. Adler studierte in der Chevron Jeschiwa und war Kantor von zahlreichen großen Synagogen in Tel Aviv, Jerusalem und New York. Er zählt zu den besten Kantoren der Gegenwart, hat viel beachtete Platteneinspielungen gemacht und gibt Konzerte auf der ganzen Welt.
Seine Ausstrahlungskraft und Spiritualität beeindruckten tief. Zusammen mit dem hohen gesanglichen Niveau des Chores ließen sich die Besucher gerne mitnehmen in die liturgische Welt des jüdischen Jahres. Eingeladen zu dem, wie viele der Anwesenden hinterher betonten »einmaligen« und »herausragenden« Abend hatte die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. Vizepräsident Moris Lehner hatte Musiker und Gäste begrüßt. Dann übernahm der Dirigent Elli Jaffe die Führung durch das Konzert unter dem Motto Niggunei Ha’Schana.
Segen Auftakt zu diesem musikalischen und liturgischen Gang durch das Jahr war das Shechaianu, das als Segen an den Hohen Feiertagen gesungen wird. Vorgetragen wurde es nach der Komposition von Meyer Machtenberg in der Bearbeitung von Elli Jaffe.
Er erhielt seine musikalische Ausbildung an der Rubin Akademie in Jerusalem und an der Royal Academy of Music in London. Er hat mit allen großen Orchestern in Israel gearbeitet und dirigiert heute den Chor der Großen Synagoge in Jerusalem, mit dem er schon zahlreiche Tourneen durch die ganze Welt gemacht hat. Bei der aktuellen Konzertreise durch Europa war München die einzige Stadt in Deutschland, die der Chor diesmal zwischen Auftritten in Österreich und Frankreich besucht hat.
Die Bearbeitung des feierlichen Shechaianu hatte Jaffe eigens zur Einweihung der Ohel-Jakob-Synagoge vorgenommen. An diesen Tag erinnerte er die Münchner Gemeindemitglieder – und besonders an die beeindruckende Prozession, als die Torarollen aus der Synagoge Reichenbachstraße in aller Öffentlichkeit und unter Anteilnahme der Münchner Bürger zum Jakobsplatz getragen wurden. Weiter ging es im Konzert dann mit »Hanesim«.
Diese Meditation über die großen Wunder wie auch zu Chanukka, hatte ebenfalls Jaffe musikalisch umgesetzt, die Rezitative dazu hatte Chaim Adler komponiert und mit bewegender Stimme vorgetragen.
Hatikwa Entspannung folgte dann in dem Klarinettensolo von Konstantin Keitling mit Melodien aus Anatevka. Neben Chaim Adler hatten noch einige Sänger mit Soloauftritten Gelegenheit, die herausragenden Stimmqualitäten des Chores zu zeigen.
Avremi Kirschbaum tat dies mit einem Medley aus verschiedenen Sedermelodien, komponiert von Moshe Oysher. Mit der Hatikwa beendete der Chor seinen Auftritt und hinterließ bei den Zuhörern einen tiefen Eindruck.