Nach der antisemitischen Klebe-Attacke auf die Gedenkstätte Ahlem in Hannover ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung. Polizeibeamte seien vor Ort gewesen und hätten Spuren gesichert, sagte eine Polizeisprecherin am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Demnächst würden Anwohner und Mitarbeitende der Gedenkstätte befragt. Möglicherweise werde der Staatsschutz auch die Öffentlichkeit um Mithilfe bitten.
Am Sonntag hatten Mitarbeiter der Gedenkstätte rund 50 antijüdische Aufkleber mit Bezug zum Nahost-Konflikt entdeckt. Sie wurden von Unbekannten unter anderem im Eingangsbereich sowie an der »Wand der Namen« angebracht, die an getötete und deportierte NS-Opfer erinnert. Die Aufkleber hätten sich rückstandslos entfernen lassen, erläuterte die Polizeisprecherin. Die Tat müsse sich in der Zeit zwischen Freitagnachmittag und Sonntagmorgen ereignet haben.
Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, hatte sich am Sonntag bestürzt über die Attacke gezeigt. »Wer Gedenkstätten besudelt und Friedhöfe schändet, will Unfrieden streuen und zündeln, gerade jetzt, wo wir für den Frieden gemeinsam streiten müssen«, sagte er. Es gelte, sich gegen derartige Übergriffe mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu wehren.
In den Räumen der heutigen Gedenkstätte richteten die Nationalsozialisten 1941 eine Sammelstelle für Juden ein, die in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert werden sollten. Davor befand sich hier eine »Israelitische Gartenbauschule«. Dort wurden seit 1893 junge jüdische Männer in Gartenbau und Handwerk ausgebildet, ab 1903 auch Frauen in Hauswirtschaft. 1943 zog eine Dienststelle der Gestapo für Zwangsarbeiter in die Räume ein. Zudem entstanden eine Hinrichtungsstätte und ein Polizeigefängnis. Die Gedenkstätte erinnert seit 1987 an die Geschichte des Ortes. epd