Der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer, ist kein Leisetreter – und das hat nicht nur mit seiner markanten Stimme zu tun. Seit Jahren bezieht der 65-Jährige laut und öffentlich Stellung gegen rassistische Hetze und Judenhass. »Meine Devise lautet ›Haltung zeigen, klare Kante zeigen und handeln‹«, knarzt der Zwei-Meter-Mann im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Über die Auszeichnung mit der Buber-Rosenzweig-Medaille freut sich der volksnahe Fischer sehr. Er sei stolz, sie am 6. März in Osnabrück zusammen mit Alon Meyer, dem Vorsitzenden des jüdischen Turn- und Sportverbands in Deutschland, Makkabi, überreicht zu bekommen. »Ich denke, es trifft die zwei Richtigen. Wir arbeiten mit der gleichen Einstellung und Energie gegen rechte Hassprediger, Rassisten und Antisemiten.« Außerdem verbinde ihn mit Meyer eine langjährige Freundschaft.
flausen Fischer ist im mittelhessischen Lich geboren und im Alter von 14 Jahren nach Frankfurt gekommen. Die gesellschaftlichen und politischen Debatten in der Stadt haben ihn geprägt. Seit 22 Jahren ist er Präsident von Eintracht Frankfurt und hat in dieser Zeit der »launischen Diva« die Flausen ausgetrieben. Nicht zuletzt die mehr als 50 angebotenen Sportarten, die Europapokalteilnahmen der Profikicker und der Anstieg der Mitgliederzahl von 4800 im Jahr 2000 auf rund 98.000 heute zeugen von der positiven Entwicklung.
Fischer hatte Ende 2017 mit einem Interview in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« bundesweit für Furore gesorgt. Es vertrage sich nicht mit der Satzung des Vereins, als Mitglied die AfD zu wählen, eine Partei, »in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen« gebe. Die AfD-Landessprecher schäumten und zeigten ihn an. Das Ermittlungsverfahren wurde jedoch wenig später eingestellt. »Auch die Beschwerden dagegen wurden abgeschmettert«, sagt Fischer.
Während viele den Eintracht-Boss für seine deutlichen Worte lieben, gehen andere deswegen an die Decke. Er habe wegen des Streits mit der AfD zahlreiche Beleidigungen und sogar Morddrohungen erhalten, sagt Fischer. Zurückweichen werde er deswegen aber nicht. Auch nicht der Verein. »Rassistische und judenfeindliche Beleidigungen dulden wir bei der Eintracht nicht. Das geht vom Stadionverbot bis hin zum Entzug der Mitgliedschaft.«
aufarbeitung Fischer wird auch deswegen geehrt, weil er die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Vereins angestoßen hat. Der Leiter des Eintracht-Museums, Matthias Thoma, habe mehrere Bücher über verfolgte Eintracht-Sportler geschrieben, erzählt er. Für viele seien auch Stolpersteine verlegt worden. Schließlich habe das Fritz-Bauer-Institut im Auftrag der Eintracht über die Vereinsführer in der NS-Zeit recherchiert. Das habe etwa zur Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft von Rudolf Gramlich (1908–1988) geführt, der Mitglied in der NSDAP und der Waffen-SS war.
»Rassistische und judenfeindliche Beleidigungen dulden wir bei der Eintracht nicht. Das geht vom Stadionverbot bis hin zum Entzug der Mitgliedschaft.«
Peter Fischer
Der Rauswurf von Gramlich hat den Holocaust-Überlebenden Helmut »Sonny« Sonneberg wieder zurück in den Verein geführt. Auf Betreiben von Fischer ist der 90-Jährige inzwischen »Lebenslanges Mitglied«.
»Sonny ist einer von den Überlebenden von dieser Nazi-Drecks-Killermaschine, die mir immer wieder die Kraft geben, klare Kante zu zeigen und keinen Millimeter zurückzuweichen«, bekennt Fischer in einer Dokumentation des Hessischen Rundfunks über Sonnebergs Leben. Am 16. März werden sein jüdischer Freund und er bei Markus Lanz davon erzählen.
hanau Dass in Deutschland noch immer Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion ausgrenzt werden, nagt an dem Protestanten und früheren Basketballer. Der rassistische Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020 hat ihn zutiefst erschüttert, wie er betont. In der Folge nimmt er an zahlreichen Kundgebungen, Mahnwachen und Veranstaltungen in der Stadt teil und knüpft Kontakte zu Angehörigen der Opfer.
Er sei sehr froh, dass er »Außenminister der Eintracht« sein dürfe und regelmäßig mit Vertretern aus Politik, Kunst, Medien und Kirchen zusammentreffen könne, sagt Fischer. Wie zuletzt am 13. Februar in Berlin, wo er als unabhängiges Mitglied der Bundesversammlung den Bundespräsidenten mit wählen durfte. Er habe sich sehr gefreut über die Wertschätzung, die ihm und der Eintracht dort entgegengebracht worden sei. Eine Zeit lang habe er auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und SPD-Chef Lars Klingbeil geplaudert.