Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Das scheint auch für den Veranstaltungsbereich zu gelten, denn die Organisatoren der Jüdischen Kulturtage im Rheinland freuen sich darüber, dass sie sich durch die große Zahl an Konzerten, Ausstellungen, Lesungen, Führungen und vielem mehr innerhalb der Reihe selbst Konkurrenz machen können. Mehr als 360 Veranstaltungen finden vom 22. Februar bis zum 22. März an Rhein und Ruhr statt, und das nicht nur in den großen Städten.
»Als wir 2002 angefangen haben, hatten wir mit den Kulturtagen zunächst nur das Rheinland im Visier«, sagt Herbert Rubinstein, Koordinator des Projekts. Als die Reihe zuletzt im Jahr 2011 stattfand, wurde sie aber schon auf 55 Städte ausgedehnt. »An vielen Orten war man leider überfordert, da konnten nur eine oder zwei Veranstaltungen stattfinden, zum Beispiel im Westfälischen«, sagt Rubinstein.
Eitorf Bei der diesjährigen Auflage sei es jeder beteiligten Stadt allerdings gelungen, eine Vielzahl von Veranstaltungen anbieten zu können. Eitorf, ein Ort mit rund 18.000 Einwohnern, »hat zum Beispiel vier Veranstaltungen. Das ist für so einen kleinen Ort eine Menge.
Düsseldorf hat über 90«, erklärt der Projektleiter. »Da sind an einem Abend manchmal vier oder fünf Veranstaltungen, von denen man sich dann vielleicht für drei interessiert. Aber wenn man Glück hat, findet eine dieser Veranstaltungen an einem anderen Abend nochmal an einem anderen Ort statt.« So könne es gelingen, dass sich die Städte durch das gemeinsame Programm gegenseitig befruchten.
Mönchengladbach Diesen Effekt gibt es aber auch innerhalb der teilnehmenden Städte. Larissa Konberg koordiniert in diesem Jahr zum dritten Mal das Angebot der Jüdischen Gemeinde Mönchengladbach im Rahmen der Jüdischen Kulturtage im Rheinland. Sie verweist nicht nur auf die Veranstaltungen im Gemeindezentrum, sondern freut sich auch besonders über einige Angebote von anderen Trägern in der Stadt.
»Es ist sehr schön, dass auch Jugendliche an den Kulturtagen teilnehmen können«, sagt Konberg. »Am 21. März spielen zum Beispiel die Amsterdam Klezmer Band und das Kompott Kollektiv im Kolpinghaus.« Veranstaltet wird der Abend von Horst e.V., einem jungen Verein, der sich um das kulturelle Leben in der Stadt bemüht. Am 1. März richtet sich das Museum Schloss Rheydt mit einer Führung speziell an Kinder. Aufhänger ist der Fund einer alten Torarolle, gleichzeitig wird aber Spannendes aus der jüdischen Religion und Kultur vermittelt.
Wuppertal Die Zusammenarbeit mit anderen Kulturschaffenden in der Stadt hebt auch Leonid Goldberg hervor. »Wir haben mehr als 30 Veranstaltungen in Wuppertal«, sagt der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde und zählt einiges auf: »Citykirche, Zoo, Bandfabrik, Begegnungszentrum, Theater ...« – es folgen noch viele mehr. Mit dieser breiten Streuung könne man auch die Bürger erreichen, die bisher nichts oder nur wenig mit der jüdischen Kultur zu tun hätten: »Die jüdischen Menschen haben das schon ausreichend kennengelernt, mit den Kulturtagen können wir uns auch an die anderen richten und ihnen etwas anbieten.«
Dieses Angebot wurde bei der letzten Auflage der Kulturtage im Jahr 2011 sehr gut angenommen. »Wir hatten ein Konzert von fünf verschiedenen Chören aus Wuppertal, bei dem auch unser Chor aufgetreten ist. 10.000 Besucher kamen, das ist schon etwas Besonderes«, sagt Goldberg.
Solche Erfolge seien auch ein Impuls dafür, sich nach den Kulturtagen weiterhin mit anderen Institutionen in der Stadt an einen Tisch zu setzen und zusammenzuarbeiten. »Wir haben zum Beispiel ein hervorragendes Verhältnis zu den Wuppertaler Bühnen und zum Theater.
Kulturtage Sie machen sehr viel und versuchen, auch uns einzubinden«, so der Gemeindevorsitzende. Aber nicht nur bei den offiziellen Stellen bleibe nach den Kulturtagen etwas hängen, sondern auch bei den Menschen. »Man sieht es ja an mir, wenn ich zum Beispiel von dem großen Konzert schwärme. Die Menschen erinnern sich an diese Sachen, und damit hinterlassen die Kulturtage auch etwas in der Bevölkerung.« Deshalb könnten gar nicht genug Veranstaltungen angeboten werden. »Je mehr, desto besser«, findet Goldberg.
Die Bedeutung der Ideen, die während der Kulturtage in die Begegnungsprojekte fließen, hebt auch Herbert Rubinstein hervor. »Sie bilden eine breite Basis für die künftige Zusammenarbeit. Wir brauchen das, um mit anderen ins Gespräch zu kommen.« Damit könnten die Kulturtage, die alle vier Jahre stattfinden, auch in den Zwischenzeiten wirken. »Wir können schon lange beobachten, dass durch diese Zusammenarbeit Synergien und Kooperationen entstehen«, unterstreicht Rubinstein. »Man kennt sich eben. Und weil der Austausch immer weitergeht, sind die Kulturtage auch keine Eintagsfliege.«
www.juedische-kulturtage-rheinland.de