Früher haben die Frauen für das Wahlrecht gekämpft, heute stehen sie vor ganz anderen Herausforderungen. Gleiche Bezahlung, mehr weibliche Führungskräfte und eine bessere Zeitaufteilung für junge berufstätige Mütter. Diana Schnabel, Präsidentin der WIZO Deutschland, weiß, wie wichtig dieser Tag nicht nur für sie, sondern auch für ihre Organisation ist: »Wir stellen uns und unsere Arbeit zum Beispiel am 8. März in der Jüdischen Gemeinde Mainz vor«, erklärt sie.
WIZO Grundsätzlich sei der Frauentag aber vor allem deswegen bedeutend, weil er die Möglichkeit biete, auf die zahlreichen Probleme hinzuweisen, mit denen Frauen auf der ganzen Welt kämpfen müssen, sagt Schnabel. »Themen wie Gewalt, Arbeitsbedingungen, Doppelbelastung, ungleiche Lohnverhältnisse.«
Immer noch müssten sich Frauen zwischen Karriere und Mutterschaft entscheiden, bedauert Schnabel. In Israel sei man da schon weiter, berichtet sie. In den WIZO-Einrichtungen hat man sich beispielsweise ganz bewusst auf die Probleme berufstätiger und alleinerziehender Frauen eingestellt, viele Tagesstätten hätten zwölf Stunden von sieben Uhr morgens an geöffnet.
»Ich finde ja, alle Tage des Jahres sind Frauentage – oder sollten es sein, denn nicht nur am 8. März müsse aufmerksam verfolgt werden, wo Frauen Unterstützung und Solidarität benötigen«, sagt Sara-Ruth Schumann, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Oldenburg. In den vergangenen Jahrzehnten »sind wir zwar ein ganzes Stück weitergekommen, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir eigentlich hin müssen«.
Frauen in leitenden Positionen seien beispielsweise nicht selbstverständlich, »auch in Religionen, da nehme ich unsere eigene nicht aus«. Zum Frauentag wünscht sich die Gemeindevorsitzende »mehr Hilfen für alleinerziehende und berufstätige Mütter – vor allem die Frauen in den Niedriglohnbereichen sollten mehr Unterstützung bekommen«.
Männerdomäne Antje Yael Deusel gehört zu den Frauen, die ihren Beruf und die Familie unter einen Hut bekommen müssen. Dazu ist die Urologin seit November 2011 ordinierte Rabbinerin der Bayreuther Gemeinde. Über den Frauentag habe sie sich noch nie wirklich große Gedanken macht. »Mich erinnert er an Muttertag, wo Mama nicht abspülen muss und alles stehen gelassen wird, weil sie den Abwasch ja auch am Montag erledigen kann.«
Als Urologin arbeitet Deusel in einem ausgesprochenen Männerfach. »In meiner Gemeinde ist es unwichtig, dass ich weiblich bin«, sagt sie, gibt aber gleichzeitig zu, dass »natürlich manchmal Leute nach dem Motto ›ich Mann, du nix‹« denken. Auch über Probleme mit männlichen Rabbinern kann Deusel nichts berichten.
Die Mehrfachbelastung störe sie insgesamt nicht, stellt Deusel fest, »ich verweise immer gern auf die berühmten Wassereimer: Wenn man auf der einen Seite einen ganz vollen, schweren trägt und in der anderen Hand einen leeren, kann das mühsamer sein, als wenn man zwei volle trägt«.