Im Musikstudio »Zlilim« des Jugendzentrums der IKG werden derzeit etwa 60 Kinder in die Geheimnisse der Harmonie und Musikpraxis eingeweiht. Was sie in den zurückliegenden Monaten gelernt haben, bringen die jungen Musiker beim traditionellen Sommerkonzert zu Gehör. Es wird Einzelunterricht für Klavier, Geige, Blockflöte und Trompete angeboten. Gesang wird in den Chören »Ziporim« und »Hasamir« erlernt. Und für die jüngsten Gemeindemitglieder gibt es den sogenannten »Musikgarten«. Hier beginnt die musikalische Früherziehung schon mit drei Jahren. Ganz schnell begreifen die Kinder, was für eine große Welt das Reich der Musik ist, das sich ihnen hier erschließt. Schon bald erlernen sie erste Noten im Musikunterricht oder die ersten Töne beim Singen. Der Andrang bei der Einschreibung in das Musikstudio zeigt, wie groß das Interesse am Musikunterricht ist. Für Klavier und Geige muss schon eine Warteliste geführt werden.
Applaus Zum ersten Mal findet in diesem Jahr das Konzert des Musikstudios im Hubert-Burda-Saal statt. Die siebenjährige Moderatorin Lilija kündigt an, dass »die Künstler Ihre Unterstützung brauchen.« Mit lautem Applaus reagiert das Publikum auf den Auftritt der Kinder- und Jugendmusikband »Klezmer«. Die vier Musiker, die Geige, Cello, Klarinette und Akkordeon spielen, sind kaum hinter den Notenständern zu sehen, so klein sind sie. Doch was sie aufführen, das kann sich hören lassen. Mit israelischen und jiddischen Volksliedern gewinnen sie mühelos ihre Zuhörer im Saal. Und auf der Trompete begleitet sie der Leiter der Band Lior Uleviche.
Zwischen fünf und 14 Jahre alt sind die Teilnehmer des Sommerkonzertes. Selbst die jüngsten, gerade erst fünfjährigen Pianistinnen Judith Wolf und Amelia Romano-Nolte treten auf der großen Bühne erstaunlich sicher auf. Nur ein kleines Bänkchen unter dem Flügel hilft den noch nicht ganz erwachsenen Musikerinnen dabei, die richtige Haltung einzunehmen. Es erklingen Beethoven und Händel, Gedicke und Dunayewski. Allein oder in Begleitung der Pädagoginnen Luisa Pertsovska und Irina Novikova treten die Jungs und Mädchen auf und zeigen am Klavier oder an der Geige, was sie gelernt haben. Wie zum Beispiel der neunjährige Moritz Weinek, der zusammen mit seinem Vater Andreas Weinek, der ihn auf der E-Gitarre unterstützte, »Popcorn« von Gershon Kingsley spielte. Der Lohn und Dank aller dieser bemerkenswerten Leistungen ist lauter Applaus im Publikum. Der Chor »Hasamir« unter der Leitung von Luisa Pertsovska ist in der Münchner Kehilla schon sehr bekannt. Die jungen Stimmen sind immer wieder bei verschiedenen Veranstaltungen zu hören. Das israelische Lied »Osse Schalom« gehört fest zum Repertoire des Chores und wird vom Publikum sehr warm angenommen.
Piano In den mehr als 20 Auftritten zeigen die jungen Pianisten und Geiger ihre musikalischen Talente. Der Pädagoge Vladimir Gaba hatte mehrere sieben- bis elfjährige Geiger unterrichtet, die nun ihr Können nahezu meisterhaft präsentieren. Immer wieder erinnert das Moderatoren-Sextett daran, dass die Künstler Unterstützung brauchen: »Bitte begrüßen Sie den Künstler!« Die Moderatoren wissen, worum es geht. Drei von ihnen treten selbst im Konzert auf.
Der elfjährige Michael Uschakov hat sich in der Gemeinde bereits einen Namen gemacht: als Sänger im Chor, als Klavierspieler und auch als Schauspieler. Zusammen mit den anderen Moderatoren bewegt er sich souverän auf der Bühne und verrät nach dem Konzert, dass man »bei der Moderation nicht so viel falsch machen kann«, ganz anders, als wenn man Klavier spielt, wo man »auf keinen Fall Fehler machen will«. Dass er dieses Instrument beherrscht, hat Michael bei der »Spanischen Serenade« von Josef Ferrer überzeugend gezeigt. Eine Überraschung erwartet das Publikum am Ende des Konzertes – ein Gastauftritt. »Das ist eine Tradition«, erzählt die Musikpädagogin Luisa Pertsovska, »dass wir einen Musiker einladen, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, in die Zukunft hineinzuschauen«. Der 17-jährige Pianist Joschua Fiedler spielt virtuos Stücke von Isaac Albéniz und ein eigenes Werk, die »Windspiele«. Mit acht Jahren kam er in den Chor »Hasamir« zu Luisa Pertsovska, die zu seiner ersten Klavierlehrerin wurde.
Fortschritte Die Moderatoren laden alle Konzertteilnehmer auf die Bühne ein. Zvi Bebera, der Leiter des Jugendzentrums »Neshama«, bedankt sich bei den Pädagogen für ihr Engagement und verteilt, zusammen mit der Leiterin der Theatergruppe »Lo-Minor«, Anastasija Komerloh, die die Regie des Abends führt, die weiß-blaue Urkunde »für musikalische Fortschritte«. Für »die wunderbaren Leistungen« bedankt sich bei den jungen Musikern und den Pädagogen der Vizepräsident der IKG, Moris Lehner. Begleitet von lang anhaltendem Applaus bekommen die Pädagogen von ihren Schülern und den Eltern Blumen. Die Kinder zeigen stolz ihre Urkunde und lassen sich mit ihren Lehrern fotografieren.