Nürnberg

Kicken und lernen

Der Ball war rund, und das Spiel dauerte 90 Minuten: historisches Bild der Karlsruher Kickers

Walter Frankenstein ist Herthaner – schon immer, für immer. »Wenn man 85 Jahre lang Fan von einem Klub ist, dann verlässt man den nicht. Auch, wenn sie mal abrutschen«, sagte der Fußballfan dem Sender rbb bei seinem Besuch im Olympiastadion bei Currywurst und Berliner Weiße. Das war im April.

Am kommenden Freitag wird Fußball wieder ein Thema bei Frankenstein sein. Denn er ist einer von sechs Zeitzeugen, die beim Walther-Bensemann-Gedächtnisturnier in Nürnberg darüber sprechen werden, wie Fußball dabei helfen kann, zum Beispiel Vorurteile zu überwinden.

Bei dem dreitägigen Turnier, das am 29. Juli zum 32. Mal auf dem Vereinsgelände des 1. FC Nürnberg, auch Club genannt, angepfiffen werden wird, kommen circa 200 Fußballer aus acht internationalen Vereinen zum U17-Turnier zusammen. Neben dem 1. FC Nürnberg sind das junge Spieler des Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt, Maccabi Tel Aviv, des FC Bologna, des FC Bayern München, Cracovia Krakau und des FC Chelsea.

schirmherrschaft Veranstaltet wird das Turnier von der Initiative »!NieWieder« und Makkabi Deutschland. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knob­loch, Zentralratspräsident Josef Schuster, der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König und Fußballtrainer Horst Hrubesch haben die Schirmherrschaft für das Turnier übernommen.

Bereits am Donnerstag wird das Club-Schülerprojekt, der »Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte«, seinen Abschluss finden. Schülerinnen und Schüler haben sich in Projektarbeiten mit dem Leben des jüdischen Club-Trainers Jenö Konrad auseinandergesetzt, der 1933 vor den Nazis in die Schweiz fliehen musste.

Neben Fußball gibt es ein Bildungsprogramm mit Zeitzeugengesprächen, Vorträgen und Diskussionen über Fußballgeschichte und Diversität.

Auch die U17-Sportler werden sich mit der Geschichte beschäftigen, denn außer Fußball ist ein umfangreiches Begleit- und Bildungsprogramm geplant, das neben Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen auch Vorträge und Diskussionen über Fußballgeschichte und Diversität oder Exkursionen ans Staatstheater Nürnberg, einen Kabbalat Schabbat in der Israelitischen Kultusgemeinde der Stadt oder in die Redaktion der Fußball-Zeitung »Kicker« beinhaltet. Denn Walther Bensemann war es, der das Fachblatt 1920 in Nürnberg gegründet hatte.

Vision Ziel des Bildungsprogramms sei es, »aus der Geschichte zu lernen und die Ansätze Walther Bensemanns, eines Pioniers des Fußballs und der europäischen Einigung, in die heutige Zeit zu übersetzen«, heißt es in der Ankündigung. Den jungen Spielern soll das Leben und die Vision Bensemanns vermittelt werden, »um sie als Botschafter für Demokratie und gegen Diskriminierung zu stärken«.

Die U17-Club-Spieler blicken mit Vorfreude auf die drei Tage. In einem Video in Vorbereitung auf das Turnier, das seit 30 Jahren zum ersten Mal wieder stattfinden kann, sagt Nicolas: »Ich bin vor allem sehr gespannt darauf, was die Zeitzeugen zu erzählen haben.« Seine Mitspieler Gil und Samuele freuen sich auf »Top-Spieler«, »Top-Gegner« und darauf, »Fußball zu spielen und den Leuten unser Vereinsgelände und die Stadt zu zeigen«.

Und der Mittelfeldspieler des 1. FC Nürnberg Mats Møller Dæhli ergänzt: »Gerade junge Menschen sollten sich diesen Themen widmen und auch in Zukunft für ein geeintes Europa eintreten.« Bis zum 31. Juli um 11.15 Uhr vormittags, wenn das Finale angepfiffen wird, heißt es aber erst einmal: spielen, antäuschen, zielen. Und: Möge der Bessere gewinnen!

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025

München

Fit fürs Finale

Beim Vorentscheid zum »Chidon Hatanach« in Jerusalem wurde wieder jede Menge religiöses Wissen abgefragt

von Luis Gruhler  30.01.2025

Rostock

Den Vorhang auf

Seit vielen Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde eine Theatergruppe. Ein Besuch bei den Proben für »Kalif Storch« im Kulturhistorischen Museum

von Katrin Richter  29.01.2025

Dachau

Igor Levit für neue Instrumente der Erinnerungsarbeit

»Wenn man dieses »Nie wieder« ins 21. Jahrhundert übersetzen will, müssen wir uns gewaltig anstrengen«, so der Pianist

 29.01.2025