Klein, aber bunt: An den Wänden der beiden Räume hängen Aquarelle, mit Acrylfarben gemalte Bilder und Mosaike, die lebendig und lebensfroh wirken. Seit ein paar Tagen steht es in der Kaiserin-Augusta-Straße in Tempelhof auf dem Klingelschild: »Jüdische Galerie Omanut«. Das Kunstatelier Omanut ist jetzt um eine Adresse erweitert.
Neujahrsempfang Am Donnerstag wurde die Galerie mit einem Neujahrsempfang eingeweiht. Zuvor hatten die Teilnehmer und Mitarbeiter des Ateliers mehrere Tage lang geschuftet – jedes Bild sollte gut präsentiert werden, sagt Jörg Kaminski, der seit Jahren regelmäßig das Atelier in der Joachimsthaler Straße besucht. Zum Empfang kamen so viele Gäste und Interessierte aus der Gemeinde und von anderen Verbänden und Vereinen, dass einige draußen den Reden und später dem Gesang von Tania Alon zuhörten.
Unter dem Dach der Zentralwohlfahrtsstelle (ZWST) ermöglicht das Kunstatelier Omanut jüdischen und nichtjüdischen Künstlern mit Behinderung und psychischen Erkrankungen eine vielseitige Palette an Beschäftigungen. Mit der neuen Galerie hat das Kunstatelier nun ein Projekt ins Leben gerufen, in dem die Künstler ihre Werke auch ausstellen können.
Beni Bloch »Eine Gesellschaft wird daran gemessen, wie sie sich um die Schwachen und Gebrechlichen kümmert«, sagte ZWST-Direktor Beni Bloch zur Eröffnung. Die ZWST sei stolz darauf, solch eine Einrichtung wie das Kunstatelier und nun die Galerie zu haben. Bloch, der extra aus Frankfurt angereist war, sagte, er sei immer beeindruckt von den Bildern und deren Farbenvielfalt. Er will sie demnächst bei einer Veranstaltung in Bad Kissingen ausstellen. Es lohne sich, hierherzukommen, um die Arbeiten zu sehen – und man könne sie auch kaufen, empfiehlt er.
Judith Tarazi, Kunsttherapeutin und Leiterin des Ateliers, ist überwältig, wie viele Leute gekommen sind. »Ich möchte mich bei unseren Künstlern bedanken, was haben wir für tolle Leute!« Gemeinsam mit den Teilnehmern wurde seit Wochen diskutiert, ausgewählt und gerahmt. Einig war man sich nur darüber, dass der Platz kaum ausreichen werde, so viele Werke wurden in den letzten Jahren geschaffen.
Stolz »Diesen Fisch habe ich gemalt«, sagt Julia, 25 Jahre alt. Mit Buntstiften hat sie ihn akribisch von einer Vorlage abgezeichnet, berichtet sie vergnügt und stolz. Jeden Mittwoch macht sie sich auf den Weg ins Atelier, und zwar immer voller Freude. Zu ihren Lieblingstätigkeiten gehören das Kerzenziehen und das Verkaufen der Werke.
Danielle hat Blumen in allen Farben auf der Leinwand festgehalten, aber noch lieber als mit Farben zu hantieren fertigt sie Mosaike an. Sie besucht Omanut seit Jahren und freut sich, dass ihre Bilder auch in der Ausstellung der Galerie hängen. Danach ist eine Werkschau von Mitarbeitern eines ähnlichen Projektes aus Nordrhein-Westfalen geplant.
Günter Jek »Wir sind froh, dass wir nun über eine permanente Ausstellungsfläche und eine kulturelle Dependance des Berliner Büros verfügen«, sagt Günter Jek, Leiter des Berliner ZWST-Büros – auch wenn sie nicht in Berlin-Mitte und somit im »jüdischen Kiez« liege. Aber in der Nachbarstraße gebe es mehrere Kitas, eine evangelische aktive Gemeinde, die regelmäßig zu einem Behindertencafé einlädt, und einen Verein, der sich um Autisten kümmert.
»Wir müssen uns einfügen in eine bestehende Landschaft. Wir haben etwas zu zeigen und möchten stärker in die Öffentlichkeit«, sagt Jek. Mehr als 20 Jahre lang hatten russische, nach Deutschland emigrierte Künstler die Möglichkeit, in den Räumen ihre Werke zu zeigen. Doch die haben mittlerweile Fuß gefasst, weshalb die Galerie frei wurde.
Etwa 20 Teilnehmer im Alter von 20 bis 80 Jahren sind bei Omanut mit von der Partie. Neben der Werkstatt und dem Atelier bieten die Mitarbeiter auch eine Beratung über mögliche Wohn-, Arbeits- und Freizeitformen an.