Die Politiker zittern, die Analysten rechnen, in den jüdischen Gemeinden bleibt man gelassen: Am Sonntag wird im bevölkerungsreichsten Bundesland gewählt. Doch wie auch immer das Ergebnis lauten wird, große Auswirkungen auf die Arbeit in den Gemeinden befürchten ihre Vertreter nicht.
Die einzigen Gedanken, die sich Michael Rubinstein über die NRW-Wahl macht, hängen mit der Partei Die Linke zusammen. »Aber das ist auch kein jüdisches Problem«, erklärt der Geschäftsführer der Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Das habe mehr mit deren Forderung nach Verstaatlichung zu tun. »Auf der Arbeitsebene erwarte ich keine Änderungen. Die Ansprechpartner bleiben die selben.«
Und sollte es doch personelle Wechsel geben, sei das keine Hürde in der Kommunikation mit den Landesvertretern. »Unter Rot-Grün wurde damals der Staatsvertrag ausgehandelt, auch unter Schwarz-Gelb gab es anschließend keine Probleme«, betont Rubinstein. »Was wir allerdings merken: Derzeit werden einige Entscheidungen aufgeschoben.«
alles beim alten Mit etwas mehr Spannung blickt man in Dortmund auf das Wahlwochenende. »Wir haben hier die Wiederholungswahl zum Oberbürgermeister und zum Rat der Stadt«, sagt Alexander Sperling, Geschäftsführer der Gemeinde. »Das hat schon mehr mit unserem Alltag zu tun. Bei einem Wechsel würde sicher nicht alles beim Alten bleiben, aber wir kennen sowohl den amtierenden Oberbürgermeister wie auch den Herausforderer.« Auf Landesebene habe man mit der CDU wie auch mit der SPD »gute Erfahrungen« gemacht. Die Kommunikation mit der Staatskanzlei laufe ohnehin über den Landesverband.
»Die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen ist in der städtischen Landschaft gut eingebettet, uns würden deshalb eher regionale Veränderungen interessieren«, erklärt Judith Neuwald-Tasbach. »Wir hatten einen CDU-Oberbürgermeister, jetzt einen von der SPD, und wir hatten immer ein gutes Klima«, sagt sie. Dafür sei entscheidend, »wie man mit den Menschen umgeht und seine Vorstellungen transportiert.« Die Vorsitzende der Gemeinde hat keinen Zweifel daran, dass man in jeder möglichen Koalition die Notwendigkeit erkennt, die jüdischen Gemeinden zu unterstützen. »Wir müssen keine Sorgen haben.«