EILMELDUNG! Israel und Hamas einigen sich offenbar auf Geisel-Abkommen und Feuerpause

Mitgliederversammlung

»Kein schönes Jahr«

Mittelpunkt des jüdischen Lebens in München: das IKG-Gemeindezentrum am Jakobsplatz Foto: Marina Maisel

Die Mitgliederversammlung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern für das Kalenderjahr 2014 hat Mitte Dezember im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums stattgefunden. Es war kein schönes Jahr für die jüdische Gemeinschaft, betonte Präsidentin Charlotte Knobloch in ihrer Rede gleich zu Anfang.

Nach der Gedenkminute für die verstorbenen Gemeindemitglieder begründete sie diese negative Einschätzung ausführlich. Sie nannte die Situation in Israel, die »uns alle mit tiefer Trauer und Sorge« erfüllt. Diese werde von der internationalen Staatengemeinschaft und auch von den hiesigen Medien weit weniger beweint und verurteilt als die vermeintlichen Untaten der Israelis, die man allzu gerne an den Pranger stelle.

Antisemitismus Hinsichtlich der Juden in der Diaspora hob Charlotte Knobloch deren unbedingte Solidarität an der Seite der Menschen in Israel hervor und unterstrich: »Was wir und Israel erleben, ist blanker Antisemitismus. Er trifft uns mit immer stärkerer Wucht, und er ist in der Lage, all unsere Überzeugungen und Hoffnungen zu zerstören.«

Das gelte nach den Ereignissen des Sommers auch für Deutschland und Europa, wo ideologisierte Muslime, deren Erziehung und Sozialisierung oft mit antisemitischen Ressentiments einherginge, radikalen Judenhass demonstrierten. »Der Keim des Antisemitismus, er geht in unserem Land immer wieder auf«, sagte Knobloch. Zum Glück stehe die politische Elite nach wie vor verlässlich an der Seite der jüdischen Gemeinschaft.

Doch es klaffe eine wachsende Lücke zwischen der politischen Räson und der gesellschaftlichen Realität. Der Hass auf Juden sei in der Lage, die Gesellschaft und alles, was in den vergangenen 65 Jahren aufgebaut wurde, zu zerstören. Es mache sie zutiefst traurig, sagte die Präsidentin, dass immer mehr junge Gemeindemitglieder offen darüber nachdenken, auszuwandern.

Mahnung Ein anderes Thema war die seit Langem angestrebte gerechte Regelung der Renten für jene Menschen, die aus den GU-Staaten nach Deutschland gekommen sind. Auch bei den Ghetto-Renten sei ein erster Erfolg erzielt worden. Knobloch mahnte, dass diejenigen, die ernst genommen werden wollen, ihre Stärke aus der Gemeinsamkeit schöpfen müssen: »Wir gehören zusammen und wir sind einander verpflichtet, zusammenzustehen.«

Dass das Leben innerhalb der Gemeinde funktioniere, sei allen Mitarbeitern zu verdanken, die sich mit großem Engagement zum Wohle der Gemeinde einsetzten, so die Präsidentin weiter. Besonders hob sie Rabbiner Israel Meir Levinger und sein Team hervor. Die Religion sei der Kern und die Verankerung jüdischen Lebens.

Ein weiterer besonderer Dank gebührte Geschäftsführer Chil Rackowski: »Er bewahrt uns auch in diesen schwierigen Krisenzeiten vor finanziellem Schaden.« Die Haushaltsvorlagen, vorgetragen vom IKG-Finanzdezernenten Abi Pitum, wurden von der Versammlung entsprechend gebilligt. Der Vorstand wurde entlastet. In der Tagesordnung der Mitgliederversammlung gab es keine weiteren Punkte, die zu beraten waren.

teamarbeit Da jede Gemeinde eine kluge und leistungsstarke Truppe an der Spitze braucht, dankte die Präsidentin ihren Kolleginnen und Kollegen im Vorstand: »Sie engagieren sich – das kann man nicht oft genug betonen – ehrenamtlich, unentgeltlich und unermüdlich dafür, dass wir Ihnen, verehrte Mitglieder, eine stabile und zukunftsfeste Infrastruktur gewährleisten können.«

Dazu zählt auch die 2013 realisierte Kinderkrippe. Damit wurde ein lang ersehnter Wunsch wahr. Dieses Projekt mache sie sehr zuversichtlich, dass auch der Traum von einer weiterführenden jüdischen Schule Wirklichkeit werden kann.

Mit Blick auf die kommenden Monate verwies Präsidentin Charlotte Knobloch darauf, dass die Kultusgemeinde in diesem Jahr ihr 200-jähriges Bestehen und den 70. Jahrestag der Neugründung im Jahr 1945 begehen wird.

München

»Das Gemeinsame betonen«

Die 38. Jüdischen Kulturtage zeigten ein vielfältiges Programm

von Luis Gruhler  15.01.2025

Berlin

»Wir sind bitter enttäuscht«

Nach den höchst umstrittenen Wahlen in der Jüdischen Gemeinde zogen die Kritiker nun vor Gericht. Doch das fühlt sich nicht zuständig – und weist die Klage ab

von Mascha Malburg  15.01.2025

Forschung

Vom »Wandergeist« einer Sprache

Die Wissenschaftlerinnen Efrat Gal-Ed und Daria Vakhrushova stellten in München eine zehnbändige Jiddistik-Reihe vor

von Helen Richter  14.01.2025

Nachruf

Trauer um Liam Rickertsen

Der langjährige Vorsitzende von »Sukkat Schalom« erlag seinem Krebsleiden. Er war ein bescheidener, leiser und detailverliebter Mensch

von Christine Schmitt  14.01.2025

Porträt der Woche

Keine Kompromisse

Rainer R. Mueller lebt für die Lyrik – erst spät erfuhr er von seiner jüdischen Herkunft

von Matthias Messmer  12.01.2025

Familien-Schabbat

Für den Zusammenhalt

In den Synagogen der Stadt können Kinder und Eltern gemeinsam feiern. Unterstützung bekommen sie nun von Madrichim aus dem Jugendzentrum »Olam«

von Christine Schmitt  12.01.2025

Köln

Jüdischer Karnevalsverein freut sich über großen Zulauf

In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei

 11.01.2025

Vorsätze

Alles neu macht der Januar

Vier Wochen Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süßes? Oder alles wie immer? Wir haben Jüdinnen und Juden gefragt, wie sie ihr Jahr begonnen haben und ob sie auf etwas verzichten

von Brigitte Jähnigen, Christine Schmitt, Katrin Richter  09.01.2025

Würdigung

»Vom Engagement erzählen«

Am 10. Januar laden Bundespräsident Steinmeier und seine Frau zum Neujahrsempfang. Auch die JSUD-Inklusionsbeauftragte Jana Kelerman ist dabei

von Katrin Richter  09.01.2025