Rund 3.500 Kasseler Bürger haben am Samstag, dem Tag der Menschenrechte, gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit protestiert. Sie bildeten für fünf Minuten eine durchgehende Menschenkette vom Rathaus zur Holländischen Straße 82, wo 2006 ein türkischstämmiger Besitzer eines Internetcafés ermordet worden war. Dringend tatverdächtig ist nach den neuesten Erkenntnissen die rechtsextreme Terrorzelle »Nationalsozialistischer Untergrund«.
Kränze Zu der rund zwei Kilometer langen Kette hatte ein Bündnis von Stadt, Landkreis, Ausländerbeirat, Kirchen, Jüdischer Gemeinde, Gewerkschaften und muslimischer Organisationen aufgerufen. Am ehemaligen Tatort legten die Teilnehmer Kränze und Blumen nieder, einige sprachen muslimische Gebete. Während der Menschenkette ruhte der Verkehr über zwei wichtige Kreuzungsbereiche. Anschließend begaben sich die Demonstranten gemeinsam zur Kundgebung vor dem Rathaus, wo weitere Kasseler Bürger warteten.
Der evangelische Bischof Martin Hein betonte, dass die Bürger der Stadt nicht bereit seien, menschenverachtende Ideologien zu dulden. »Toleranz gegenüber Intoleranz darf es nicht geben«, sagte er. Der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck forderte zudem eine zügige Aufklärung der Aktivitäten der rechten Terrorzelle.
Kritik Bekir Alboga, Leiter der Dialogabteilung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), kritisierte das Verhalten der deutschen Sicherheitsbehörden. Ein früheres Eingreifen hätte viele Morde verhindern können. Die Muslime in Deutschland seien angesichts von Todeslisten, die in rechtsextremen Kreisen geführt würden, äußerst besorgt und lebten in einem Gefühl der Unsicherheit.
Rund 5.000 Menschen hörten auch die Rede des Vaters des ermordeten Internetbetreibers, der sich für das Mitgefühl und die Anteilnahme der Kasseler Bürger bedankte. Nach einer bewegenden Schweigeminute bekannte Oberbürgermeister Bertram Hilgen mit belegter Stimme, er sei stolz auf die Kasseler Bürger. ja/epd