Das geplante Deutsch-Israelische Jugendwerk wird in der laufenden Legislaturperiode nicht mehr an den Start gehen. Angestrebt werde, bis Ende 2025 die Organisationsform für die künftige Zusammenarbeit festzulegen und mit deren rechtlicher Umsetzung zu beginnen, sagte eine Sprecherin des Bundesjugendministeriums. Auch über die Standortfrage der Einrichtung in Deutschland sei bislang nicht entschieden worden. Ihr Interesse daran haben bereits Wittenberg, Weimar und München angemeldet.
Bereits 2018 hatte der Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, ein Deutsch-Israelisches Jugendwerk zu gründen. Ein erstes Treffen der binationalen Arbeitsgruppe habe jedoch erst Mitte 2022 stattgefunden, so die Sprecherin. Aufgrund von wiederholten Neuwahlen in Israel sei eine schnellere Konstituierung der Arbeitsgruppe nicht möglich gewesen. Die Verzögerung stellt die Weimarer Bewerbung als Sitz der Einrichtung vor Probleme. Vorgesehen ist bislang eine Integration des Deutsch-Israelischen Jugendwerks in einen kurz vor Baustart stehenden Neubau einer Jugendherberge im Zentrum der Stadt. Ohne baldige Standortentscheidung gilt dieser Plan als gefährdet.
Das zwischen Deutschland und Israel verabredete Jugendwerk soll jungen Menschen ermöglichen, das jeweils andere Land besser kennenzulernen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Reinhard Schramm, forderte, die Verzögerung dürfe Weimars Chancen als Sitz des Jugendwerks nicht schmälern. Er begründete sein Eintreten für Weimar mit einzigartigen Vorzügen der Stadt im Hinblick auf die deutsche Geschichte und Kultur. Weimar sei die Stadt Johann Wolfgang von Goethes und Friedrich Schillers. Es sei aber auch der Ort, an dem Zehntausende Jüdinnen und Juden im Konzentrationslager Buchenwald gequält und ermordet worden seien. Zudem seien jüdische Stätten im nahe gelegenen Erfurt 2023 zum Weltkulturerbe erhoben worden.
Die Bewerbung Wittenbergs bezeichnete Schramm aus jüdischer Sicht als nicht vermittelbar. Wittenberg habe sich den offiziellen Namen »Lutherstadt Wittenberg« gegeben. Bei allen Verdiensten des Reformators sei dieser doch ein bekennender Antisemit gewesen. Damit scheide die Stadt als Standort aus. Das zwischen Deutschland und Israel verabredete Jugendwerk soll jungen Menschen ermöglichen, das jeweils andere Land besser kennenzulernen. epd