TaMaR Germany

Jugendverband tritt aus Union progressiver Juden aus

Rabbiner Walter Homolka Foto: picture alliance / Robert B. Fishman

TaMaR Germany ist aus der Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ) ausgetreten. Der Schritt sei bereits zum Jahresende 2022 erfolgt, verkündete die Gruppe für junge Jüdinnen und Juden, die sich dem progressiven Judentum zuordnen, in einem Statement.

Die UpJ-Vorsitzende Irith Michelsohn bedauert die Entscheidung, weist Vorwürfe jedoch zurück.

Transparenz »Wir kritisieren den fehlenden Willen zur Veränderung und die mangelnde Transparenz gegenüber den Mitgliedern der UpJ«, heißt es in der Begründung von TaMaR. Die Jugendorganisation erachtet vor allem den Umgang der Union mit den Vorwürfen gegen ihren ehemaligen Vorsitzenden, Rabbiner Walter Homolka, als problematisch. Homolka soll sich insbesondere des Machtmissbrauchs schuldig gemacht haben. Sowohl ein Gutachten der Universität Potsdam, an der Homolka lehrt, als auch der vorläufige Untersuchungsbericht einer vom Zentralrat beauftragten Anwaltskanzlei belasten Homolka schwer.

TaMaR schreibt dazu: »Trotz der eindeutigen Beweislage weisen sowohl Homolka als auch die UpJ als Institution die Verantwortung weiterhin von sich. Seit Mai 2022 gelingt es der UpJ nicht, sich in einer angemessenen Weise zu den Vorwürfen zu verhalten. Stattdessen wird die Aufarbeitung der Vorfälle sabotiert, indem die Seriosität der Untersuchungsausschüsse hinterfragt oder gleich mit juristischen Schritten gedroht wird.«

Den Entschluss zum Austritt habe TaMaR gefasst, da »eine Neuordnung nur durch den Bruch mit dem Alten möglich ist«.

Bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Dezember war Homolka zwar nicht mehr für den UpJ-Vorsitz angetreten, in seiner Ablösung durch Michelsohn sieht TaMaR aber keine Kehrtwende: »Bis Juni dieses Jahres war sie als Generalsekretärin des Vereins tätig, in deren Funktion sie über Jahre sehr eng mit Homolka zusammenarbeitete. Aus diesem Umstand erachten wir die Neuwahl als einen weiteren Versuch, sich der Verantwortung zu entziehen und den Fortbestand der vielfach kritisierten Machtstrukturen zu verschleiern.« Den Entschluss zum Austritt habe TaMaR gefasst, da »eine Neuordnung nur durch den Bruch mit dem Alten möglich ist«.

UpJ-Vorsitzende Michelsohn sagte der Jüdischen Allgemeinen auf Anfrage: »Mit Bedauern haben wir den Austritt von TaMaR Germany zur Kenntnis genommen.« Gleichzeitig weise man die Behauptung entschieden zurück, »dass in der UpJ Machtstrukturen aufgebaut wurden und diese fortgeführt werden«. Außerdem erachtet Michelsohn den Austritt von TaMaR als »nicht rechtskräftig«, solange es dazu keinen Beschluss der Mitgliederversammlung der Jugendorganisation gebe. Ein Mitglied des TaMaR-Vorstands bestreitet dies gegenüber dieser Zeitung: Der Austritt sei ordnungsgemäß erfolgt.

TaMaR ist eine bundesweite Gruppe für Jüdinnen und Juden zwischen 18 und 35 Jahren. Die Jugendorganisation beschreibt sich auf ihrer Website als »die progressive junge jüdische Stimme in Deutschland«.

Krise Die UpJ steckt seit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Homolka in einer tiefen Krise. In einem Gastbeitrag für diese Zeitung schrieb Rebecca Seidler, Geschäftsführerin der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover: »Die Zeit für Homolka und seine treue Gefolgschaft ist abgelaufen.« Sie appelliert für eine »Neuorganisation liberaler Gemeinden unter dem Dach des Zentralrats«.

Bereits im Dezember hatte der Geschäftsführer des Zentralrats, Daniel Botmann, in einem Interview erklärt: »Der Zentralrat wird selbstverständlich auch für die liberalen jüdischen Gemeinden da sein, die sich für einen Austritt aus der UpJ entscheiden.« js

Universität

»Eine tolle Chance«

Philipp Lenhard über seine Tätigkeit am Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der LMU München, Forschungsschwerpunkte und die Zusammenarbeit mit der Gemeinde

von Luis Gruhler  22.01.2025

Schulen

Zwölf Punkte für die Bildung

In der Kölner Synagoge diskutierten Vertreter von Zentralrat und Kultusministerkonferenz über die Darstellung des Judentums in Schulbüchern. Entstanden ist eine Leitlinie für Pädagogen

von Stefan Laurin  22.01.2025

Lohheide

Vor 80 Jahren starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen

Blumen, Fähnchen, Stofftiere: Nirgendwo in der Gedenkstätte Bergen-Belsen werden so viele Gegenstände abgelegt wie am Gedenkstein für Anne Frank

von Michael Althaus  22.01.2025

Berlin

Sicher in der Kunst

Im Herbst 2024 wurde die Jüdische Kunstschule gegründet. Sie soll ein »Safe Space« für Kreative sein. Ein Besuch in zwei Workshops

von Katrin Richter  21.01.2025

München

Zeugnisse jüdischen Lebens

Das Landesamt für Denkmalpflege kartografiert die Friedhöfe in Thalkirchen und Freimann

von Ellen Presser  21.01.2025

Fundraising

In Rons Namen

Die Eltern eines ermordeten israelischen Soldaten widmen ihrem Sohn ein Tierheim und sammeln Spenden für das Projekt. In Berlin sind zwei Benefizkonzerte geplant

von Christine Schmitt  21.01.2025

Berlin

Margot Friedländer: »Die Demokratie schwankt«

Die 103-Jährige wurde von den Nazis ins KZ Theresienstadt verschleppt. Vor dem nationalen Holocaust-Gedenktag warnt sie: »Seid vorsichtig«

von Verena Schmitt-Roschmann  21.01.2025

Oldenburg

Anschlag auf Synagoge bei  »Aktenzeichen XY ... Ungelöst«

Ein Unbekannter hatte einen Brandsatz gegen die massive Tür des Gebetshauses in der Leo-Trepp-Straße geworfen

 20.01.2025

Jahrestag

Das Grauen seit 80 Jahren im Kopf

Albrecht Weinberg wird bald 100. Er gehört zu den wenigen Zeitzeugen, die noch von der Verfolgung und Ermordung der Juden berichten können. Gerda Dänekas hat ihn ermuntert, seine Geschichte zu erzählen - und damit beider Leben verändert

von Karen Miether  20.01.2025