Die Aufgaben der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) hätten sich zwar in den vergangenen 100 Jahren verändert, doch im Kern gehe es damals wie heute um das Gleiche: Zedaka, Wohltätigkeit, Hilfe für Bedürftige. »Wir schaffen damit einen engen Zusammenhalt in unserer jüdischen Gemeinschaft.« Dies sagte Zentralratspräsident Josef Schuster am Donnerstagabend in Frankfurt/Main zum Auftakt des Jugendkongresses, der ganz im Zeichen des 100-jährigen Bestehens der ZWST steht.
Am diesjährigen Jugendkongress nehmen rund 300 junge Juden aus ganz Deutschland teil. Schuster betonte, wie wichtig das Engagement der jungen Menschen in den Gemeinden sei: »Es ist dieses ehrenamtliche Engagement, das wir so dringend in unserer Gesellschaft und in unserer jüdischen Gemeinschaft brauchen. Dieses Engagement erzeugt Wärme. Gerade da wieder ein kälterer Wind durch Deutschland weht, benötigen wir diese Wärme so sehr.«
israel Auch Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman gratulierte der ZWST. Er würdigte die wichtige Arbeit für die Juden in Deutschland, eine Arbeit, in der sich auch die enge Verbundenheit mit dem Staat Israel widerspiegele.
ZWST-Präsident Abraham Lehrer gab bei seiner Begrüßung einen kurzen Überblick über die Aktivitäten eines der ältesten Wohlfahrtsverbände Deutschlands. Er hob hervor, dass die ZWST in den vergangenen Jahrzehnten begonnen habe, neue Arbeitsfelder abzudecken. »So gibt es noch viele weitere Projekte, die wir vor 1990 noch nicht einmal in Erwägung gezogen haben«, sagte Lehrer. Als eine der besonderen Herausforderungen betrachte er es, Schüler, Studenten und junge Erwachsene in die Lage zu versetzen, sich bei antisemitischen Angriffen gegen die jüdische Gemeinschaft verbal zur Wehr setzen zu können.
Bis Sonntag dauert der Jugendkongress, den die Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland veranstaltet. Hier soll die junge jüdische Generation ein Forum haben, um sich über aktuelle gesellschaftliche Themen austauschen zu können.
referenten Namhafte Referenten wie der ehemalige israelische Verteidigungsminister Mosche Yaalon oder Israels ehemaliger UN-Botschafter Ron Prosor informieren über die aktuelle politischen Lage im Nahen Osten. Am Donnerstagabend bereits gab der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Hans-Georg Engelke, eine Einschätzung der aktuellen Lage der Sicherheit und Integration in der Bundesrepublik.
In weiteren Workshops und Seminaren geht es unter anderem um die Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion, um Antisemitismus und Islamismus. Zum Programm gehören auch gemeinsame Schabbatfeiern und Gottesdienste sowie die große Party mit der Londoner Gilev ShowBand am Samstagabend.
Das ZWST-Jubiläum ist auch Thema einer Gesprächsrunde mit Zeitzeugen. Am Sonntagvormittag diskutieren ehemalige Jugendleiter wie Rachel Salamander, Louis Lewitan oder Nathan Gelbart die Frage: »Früher war alles besser?«.
Zum Abschluss am Sonntag ist die erste Vollversammlung der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) geplant. Der Verband hat sich im Dezember bei dem vom Zentralrat in Berlin veranstalteten Gemeindetag gegründet.