Wiesbaden

Jüdisches macht Schule

Die Jüdische Gemeinde Wiesbaden hat erstmals seit Ende des Holocaust einem im staatlichen Schuldienst angestellten Lehrer die Bevollmächtigung erteilt, das Fach Jüdische Religion an allgemeinbildenden Schulen zu unterrichten.

Es ist eine besondere Verbindung: Denn Mark Krasnov (29) und die Jüdische Gemeinde Wiesbaden kennen sich sehr gut. »Mark ist bei uns aufgewachsen«, erzählt Jacob Gutmark vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde. Zehn Jahre lang leitete Krasnov das Jugendzentrum der Gemeinde. »Sein Traum war es, an einem Gymnasium zu unterrichten, und unser Traum war es, Mark zu behalten«, berichtet Gutmark. Dieser Traum sei nun wahr geworden.

Ukraine Mark Krasnov kam als Kleinkind mit seiner Familie aus der Ukraine nach Hannover, später nach Wiesbaden. Er studierte in Heidelberg an der Ruprecht-Karls-Universität und der Hochschule für Jüdische Studien. In diesem Sommer bestand er das Zweite Staatsexamen mit Auszeichnung. An der Diltheyschule, dem größten Gymnasium in Wiesbaden, unterrichtet er jetzt Spanisch und Jüdische Religion. Zudem hat er noch eine Grundschulklasse in der Wiesbadener Gutenbergschule übernommen. »Es ist mir sehr wichtig, dass ich in meinen beiden Hauptfächern lehren kann«, freut er sich auf die Herausforderung.

Der jüdische Religionsunterricht erfolgt klassen- und jahrgangsübergreifend. Krasnov unterrichtet eine Grundschulklasse mit 15 Schülern, eine Mittelstufengruppe mit zehn Schülern und zwei Oberstufengruppen mit insgesamt 15 Schülern. Der Unterricht ist auch für Schüler anderer Konfessionen offen. »Meine größte Herausforderung ist es, die Schüler zu verantwortungsbewussten Menschen zu erziehen. Die Religion soll ihnen einen Weg zeigen, den sie gehen können.«

Jüdische Religion für Schüler staatlicher Schulen wurde bislang in den Räumen der Jüdischen Gemeinde von gut ausgebildeten Leuten unterrichtet, erläutert Gutmark. Die Noten wurden in den staatlichen Zeugnissen anerkannt. Neu ist nun, dass erstmals ein im staatlichen Schuldienst angestellter Lehrer das Fach in Wiesbaden unterrichtet. »Es ist Zeit, dass auch jüdischer Unterricht in der Öffentlichkeit praktiziert wird«, betont Gutmark. »Wir haben nichts zu verstecken.«

Interview

»Wo immer wir gebraucht werden – wir sind da«

Rabbiner David Geballe über Seelsorge in der Bundeswehr und die Vermittlung von Wissen

von Helmut Kuhn  04.02.2025

Porträt der Woche

Frau der ersten Stunde

Avital Toren wurde vor 30 Jahren gebeten, die Gemeinde in Heilbronn aufzubauen

von Gerhard Haase-Hindenberg  02.02.2025

Hamburg

»Wir sind dran!«

Von Klimawandel bis jüdische Identität: Der Jugendkongress 2025 verspricht vier intensive Tage

von Florentine Lippmann  02.02.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Berlin

Jüdische Stimmen zur Asyl-Abstimmung: Ein Überblick

Wie blicken Juden auf den Vorwurf, die CDU reiße die Brandmauer zur AfD ein? Wir haben uns umgehört

von Imanuel Marcus  30.01.2025

Bildung

Das beste Umfeld

Zwar beginnt das neue Schuljahr erst nach dem Sommer, doch schon jetzt fragen sich Eltern: Welche Schule ist die richtige? Gespräche mit Schulleitern über Wartelisten, Sprachniveau und Traditionen

von Christine Schmitt  30.01.2025

München

Fit fürs Finale

Beim Vorentscheid zum »Chidon Hatanach« in Jerusalem wurde wieder jede Menge religiöses Wissen abgefragt

von Luis Gruhler  30.01.2025

Rostock

Den Vorhang auf

Seit vielen Jahren gibt es in der Jüdischen Gemeinde eine Theatergruppe. Ein Besuch bei den Proben für »Kalif Storch« im Kulturhistorischen Museum

von Katrin Richter  29.01.2025

Dachau

Igor Levit für neue Instrumente der Erinnerungsarbeit

»Wenn man dieses »Nie wieder« ins 21. Jahrhundert übersetzen will, müssen wir uns gewaltig anstrengen«, so der Pianist

 29.01.2025