Kurt und Elsa Fellert wohnten mit ihren Kindern bis 1938 in der Frankfurter Richterstraße – unweit der Oder. Gleich neben der Familie lebten die Rosenbaums. Während sie es schafften, 1939 in die Niederlande auszuwandern, wurden ihre Nachbarn 1942 in das Warschauer Ghetto de- portiert. Diese beiden Familien stehen exemplarisch für das Schicksal vieler Juden in der Oderstadt zwischen 1933 und 1945. Doch wie sah es mit dem jüdischen Leben vor 1933 aus? Dieser Frage geht das Projekt »Jüdische Geschichte vor Ort – ein virtueller Stadtspaziergang durch Frankfurt (Oder) und Slubice« am Institut für angewandte Geschichte an der Europauniversität Viadrina nach.
Spaziergang 15 Studenten nehmen daran teil und sie möchten fast alle nur eines: Licht ins Dunkel der Geschichte bringen, weiß der Dozent des Projekts Jan Musekamp: »Die Studenten wollen mehr über Frankfurter Juden, die vor 1933 in der Stadt gelebt haben, wissen.« Es gäbe zwar eine gute Vorbildung aus der Schule, was den Holocaust beträfe, aber nicht über jüdisches Leben vor der Schoa. Deshalb beginnen Musekamp und seine Kodozentin Dana Gierke auch erst einmal ganz weit hinten – im Mittelalter. Arbeiten sich langsam ins 17. Jahrhundert vor, ehe sie mithilfe von Stadtspaziergängen durch Frankfurt einen Audioguide erstellen werden. Den können sich Besucher dann im Touristenbüro ausleihen und auf ihren Touren das jüdische Leben entdecken. Unterstützt wird der Spaziergang zum Hören durch eine interaktive Stadtkarte, die sich Besucher im Internet ansehen können »Wir möchten mit dem Projekt bis zum 5. Juli fertig sein«, sagt Musekamp. Denn an diesem Tag wird ein Stolperstein in Frankfurt/Oder verlegt werden. Auch der wird, wie alle anderen Stolpersteine, Teil des Stadtplans durch die Jüdische Geschichte sein.