Der jüdische Karnevalsverein »Kölsche Kippa Köpp« verzeichnet eine wachsende Resonanz in der närrischen Hochburg Köln. »So richtig erklären können wir es uns nicht, aber die Freude ist auf jeden Fall sehr, sehr groß«, sagte Präsident Aaron Knappstein am Samstag dem Kölner Domradio.
In der vergangenen Session traten 50 Neumitglieder dem 2017 gegründeten Karnevalsverein bei; die Auftaktveranstaltung »Falafel und Kölsch« fand in diesem Jahr wegen des Andrangs erstmals nicht in der Kölner Synagoge an der Roonstraße, sondern im Maritim Hotel am Heumarkt statt.
Beim Programm bestünden keine großen Unterschiede zu anderen Karnevalsvereinen.
Ob jemand jüdisch sei oder nicht, spiele bei der Aufnahme keine Rolle, betonte Knappstein. »Wir sind eine Familiengesellschaft in Köln und freuen uns über jeden, der Lust hat, bei uns mitzumachen.« Beim Programm bestünden keine großen Unterschiede zu anderen Karnevalsvereinen.
»Was uns unterscheidet, ist, dass wir zum Beispiel an den ›Kleinen Kölner Club‹ erinnern, den ersten jüdischen Karnevalsverein vor der NS-Zeit und dass wir historische Recherchen betreiben«, erläuterte Knappstein. »So konnten wir zum Beispiel bei ›Falafel und Kölsch‹ der Gesellschaft Reiter-Korps ›Jan von Werth‹ von 1925 e.V. mitteilen, dass sie unter anderem auch ein jüdisches Gründungsmitglied hatten, was viele Mitglieder, die auf der Bühne standen, sicherlich bisher nicht wussten.«
»Wir sind sehr froh und stolz, dass der Karneval in Köln ganz klare Kante zeigt.«
Das Thema Antisemitismus bleibe freilich auch an Karnevalstagen präsent, fügte der Präsident der »Kölsche Kippa Köpp« hinzu. »So mussten wir, was den Sicherheitsfaktor angeht, ›aufrüsten‹, indem wir private Sicherheitsunternehmen beauftragt haben, unsere Veranstaltungen mit zu schützen. Auch die Polizei und der Staatsschutz stehen in Kontakt mit uns.« Das Festkomitee des Kölner Karnevals mache jedoch an jeder Stelle klar, dass die Farbe Braun nichts im Karneval zu suchen habe. »Wir sind sehr froh und stolz, dass der Karneval in Köln ganz klare Kante zeigt.«
Sorge bereite ihm gleichwohl die hohe Zustimmung für die AfD, sagte Knappstein. »Es macht mich unglaublich wütend, dass es eine Menge Menschen in diesem Land gibt, die einfach hinterherlaufen und sagen ›Ja, es wird alles nicht so schlimm werden.‹ Das alles hatten wir schon mal.« kna