Frauenverein

»Jüdische Identität stärken«

Lily Rosenfeld über das zehnjährige Jubiläum und Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  17.08.2015 18:33 Uhr

Hat vor zehn Jahren in Berlin den Jüdischen Frauenverein gegründet: Lily Rosenfeld Foto: Uwe Steinert

Lily Rosenfeld über das zehnjährige Jubiläum und Pläne für die Zukunft

von Christine Schmitt  17.08.2015 18:33 Uhr

Frau Rosenfeld, vor zehn Jahren gründeten Sie mit anderen Damen den Jüdischen Frauenverein Berlin. Warum?
In ganz Deutschland gibt es zwar die Wohltätigkeitsorganisation WIZO, aber Frauenvereine sind nicht überall präsent. In Berlin gab es früher einen nach der Schoa, den Inge Marcus und Ruth Galinski sel. A. gegründet hatten. Leider hat dieser Frauenverein seine Aktivität schon vor Jahrzehnten eingestellt. Ich fand es wichtig, dass es auch hier in Berlin wieder einen gibt.

Sie selbst stammen nicht aus Berlin. Wie kam es zu der Gründung?
Ich lebe erst seit 2003 in Berlin. Vorher wohnte und arbeitete ich in Mülheim an der Ruhr – und dort hatten wir zu viert einen Jüdischen Frauenverein gegründet: Deshalb war ich auch im Vorstand des Jüdischen Frauenbundes Deutschland. In einer Sitzung sprach mich eine Freundin an. Sie sagte, dass es in Berlin keinen Frauenverein mehr gibt, und fragte mich, ob ich nicht einen ins Leben rufen wolle. Mir gefiel die Idee. Zur WIZO verstehen wir uns nicht als Konkurrenz. Im Laufe der Jahre sind wir gewachsen, mittlerweile auf 25 aktive Mitglieder.

Was waren Ihre Ziele bei der Gründung – und hat sich daran etwas im Laufe der Jahre geändert?
In unserem Gründungsschreiben von 2005 haben wir viele Ziele festgehalten, die wir erreichen wollen: Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe anbieten sowie Familien, Frauen und Kinder unterstützen. Außerdem wollen wir die Kenntnisse zur Geschichte des Judentums vertiefen und so die jüdische Identität stärken. Das war damals so und trifft immer noch zu.

Wie setzen Sie Ihre Ziele um?
Wir pflegen vielfältige Kontakte zu anderen Frauenvereinen, laden Referenten ein und bieten einen regen Austausch mit bestehenden Institutionen an. So haben wir etwa an der Lag-Baomer-Parade teilgenommen und parallel dazu im Centrum Judaicum eine Fotoausstellung über Wälder in Israel gezeigt, als in Israel die Bäume brannten. Wir diskutieren gerne und lebhaft über aktuelle Themen.

Sie stammen ursprünglich aus Russland und sind über Israel nach Deutschland eingewandert. Welche Sprache sprechen Sie bei Ihren Treffen?
Wir sind kein russischer Verein, denn wir leben in Deutschland. Ich musste damals, 1970 war es, selbst Deutsch lernen. Unsere Frauen stammen ursprünglich aus Berlin, Deutschland, Israel und der früheren Sowjetunion. Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit dem Veteranenclub den Tag des Kriegsendes gefeiert. Wir haben zusammen getanzt, gelacht und hatten viel Spaß. Später teilten sie uns jedoch mit, dass sie nichts mehr mit uns unternehmen möchten, weil wir Deutsch sprechen. Ich finde das sehr schade.

Sind Beterinnen aller Synagogen dabei?
Ja. Wir haben zu verschiedenen Themen Rabbiner eingeladen wie Gesa Ederberg von Masorti, Josh Spinner von der Lauder-Foundation sowie Yitshak Ehrenberg und seine Frau Nechama. Auch Rabbiner Yehuda Teichtal und seine Frau Lea waren bei uns. Wir möchten die jüdische Tradition bewahren und sie von verschiedenen Seiten beleuchten.

Wie oft treffen Sie sich?
Jeden ersten Dienstag im Monat. Für die Sonntage haben wir extra Veranstaltungen geplant, nun wollen wir beispielsweise eine Führung über den jüdischen Ku’damm machen.

Welches Projekt planen Sie als Nächstes?
Wir wollen uns der jiddischen Sprache widmen und planen unsere Jubiläumsfeier für Ende August zum zehnjährigen Bestehen.

Mit der Gründerin des Jüdischen Frauenvereins sprach Christine Schmitt.

Interview

»Wir reden mehr als früher«

Rabbiner Yechiel Brukner lebt in Köln, seine Frau Sarah ist im Herbst nach Israel gezogen. Ein Gespräch über ihre Fernbeziehung

von Christine Schmitt  13.03.2025

Bundeswehr

»Jede Soldatin oder jeder Soldat kann zu mir kommen«

Nils Ederberg wurde als Militärrabbiner für Norddeutschland in sein Amt eingeführt

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Hamburg

Hauptsache kontrovers?

Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille wurde die »Christlich-Jüdische Zusammenarbeit 2025 – 5785/5786« eröffnet. Die Preisträger sind in der jüdischen Gemeinschaft umstritten

von Heike Linde-Lembke  13.03.2025

Purim

Schrank auf, Kostüm an

Und was tragen Sie zum fröhlichsten Fest im jüdischen Kalender? Wir haben uns in der Community umgehört, was in diesem Jahr im Trend liegt: gekauft, selbst gemacht oder beides?

von Katrin Richter  13.03.2025

Feiertag

»Das Festessen hilft gegen den Kater«

Eine jüdische Ärztin über Alkoholkonsum an Purim und die Frage, wann zu viel wirklich zu viel ist

von Mascha Malburg  13.03.2025

Berlin

Persien als Projekt

Eigens zu Purim hat das Kunstatelier Omanut ein Wandbild für die Synagoge Pestalozzistraße angefertigt

von Christine Schmitt  13.03.2025

Wilmersdorf

Chabad Berlin lädt zu Purim-Feier ein

Freude sei die beste Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal

 12.03.2025

Purim

An Purim wird »We will dance again« wahr

Das Fest zeigt, dass der jüdische Lebenswille ungebrochen ist – trotz der Massaker vom 7. Oktober

von Ruben Gerczikow  12.03.2025

In eigener Sache

Zachor!

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

von Philipp Peyman Engel  11.03.2025 Aktualisiert