Der 13. Februar, der Jahrestag der Bombardierung Dresdens, ist auch für die jüdische Gemeinde ein Tag des Erinnerns. So wird am Bahnhof Dresden-Neustadt der Juden gedacht, die von dort aus deportiert wurden.
Als Zeitzeuge spricht Heinz-Joachim Aris, Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, am Freitagabend in der Synagoge im Rahmen eines öffentlichen Gottesdienstes. Am 16. Februar 1945 sollte sich der damals zehn Jahre alte Heinz-Joachim Aris mit seinem Vater und seiner jüngeren Schwester in Dresden-Neustadt zur Deportation einfinden. Drei Tage zuvor wurde die Stadt von den Alliierten großflächig zerstört.
Ausdrücklich lädt die Jüdische Gemeinde dazu all jene ein, die auch zuvor bei der Menschenkette mitmachen. Seit einigen Jahren gibt es am 13. Februar den Aufruf an die Bürger, sich an dem symbolischen Schutzwall um die Stadt zu beteiligen.
Menschenkette Die Aktion begann 2010, um den immer zum 13. Februar in Dresden veranstalteten sogenannten Trauermärschen von Neonazis etwas entgegenzusetzen. Für den diesjährigen 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens waren bis zum Freitagmorgen noch keine Veranstaltungen von Rechtsextremen angekündigt. »Seit es die Menschenkette gibt, ist die Situation insgesamt viel besser geworden«, findet Rabbiner Alexander Nachama: »Die Nazi-Aufmärsche sind nicht mehr so groß und führen zumindest nicht mehr an der Synagoge vorbei.«
Mit Intoleranz und rechtem Gedankengut musste sich die Jüdische Gemeinde in Dresden durch »Pegida« (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) in den vergangenen Wochen häufig befassen. Beim großen Bürgerfest für Toleranz Ende Januar machte der Rabbiner öffentlich klar, dass die Juden in Dresden keine Angst vor dem Islam haben, sondern für Weltoffenheit einstehen.
Pegida Einen direkten Zusammenhang zwischen Pegida und dem 13. Februar sieht Nachama nicht. Aber damals wie heute sei es falsch, wegzusehen und den Unbeteiligten zu spielen. Als 1938 die Synagogen brannten, habe es keinen Widerstand gegeben: »Wer so eine Spirale der Gewalt zulässt, der muss sich nicht wundern, wenn sie irgendwann auch gegen ihn selbst schlägt. Dresden wurde nicht von den Alliierten zerstört, sondern von den Nationalsozialisten«, betont Nachama und mahnt mit Blick auf Pegida & Co.: »Es ist eine falsche Annahme zu meinen, dass das Leid oder die Unterdrückung von Minderheiten einen selbst nicht erfassen könne.«