Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist im Amt bestätigt worden. Im Anschluss an die Ratsversammlung in Frankfurt am Main wurde der Würzburger Internist am Sonntagnachmittag gewählt. Schuster steht damit auch die nächsten vier Jahre an der Spitze des Verbandes. Seine Stellvertreter sind erneut Mark Dainow aus Offenbach und Abraham Lehrer aus Köln.
Nach seiner Wahl sagte Schuster: »Ich freue mich sehr über die Wiederwahl und danke den Delegierten und dem Präsidium für ihr Vertrauen.« Der Zentralrat der Juden werde sich weiterhin für eine sichere jüdische Zukunft in Deutschland einsetzen und seine Stimme gegen bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen erheben. »Auch in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus lassen wir uns nicht entmutigen. Wir werden unseren Beitrag zu einem toleranten und weltoffenen Deutschland leisten.«
PRÄSIDIUM Zuvor hatte die Ratsversammlung drei Mitglieder in das Präsidium entsandt. Das Direktorium des Zentralrates entschied über weitere sechs Präsidiumsmitglieder des neunköpfigen Gremiums. Diese wählten dann aus ihrer Mitte den Präsidenten und seine zwei Stellvertreter.
Wieder ins Präsidium gewählt wurden Küf Kaufmann aus Leipzig, Milena Rosenzweig-Winter aus Berlin, Harry Schnabel aus Frankfurt und Barbara Traub aus Stuttgart. Hanna Sperling, seit 2003 Präsidiumsmitglied, hatte nicht erneut kandidiert. Neu ins Präsidium gewählt wurde Ran Ronen aus Düsseldorf.
Knapp 100 Vertreter der Landesverbände hatten bei der Ratsversammlung Stimmrecht. An der Tagung im Festsaal des Ignatz-Bubis-Gemeindezentrums nahmen auch die Mitglieder der Orthodoxen und der Allgemeinen Rabbinerkonferenz teil. Gastredner war Israels Botschafter Jeremy Issacharoff.
Die Ratsversammlung ist zuständig für alle Grundsatzfragen der jüdischen Gemeinschaft und verabschiedet den Haushalt des Zentralrats, diesmal den Entwurf des Jahres 2019.
REDE Zu Beginn der Ratsversammlung hatte Schuster in seiner fast zweistündigen Rede einen Überblick über wichtige Ereignisse und Entwicklungen der vergangenen Monate gegeben. Unter anderem berichtete er über die Erhöhung der Bundesmittel für den Verband um drei Millionen Euro: »Ich freue mich für den Zentralrat, dass wir jetzt verbesserte Möglichkeiten haben.« Weiterhin sprach er über Pläne, die Bildungsabteilung des Zentralrats mittelfristig in eine jüdische Akademie umzuwandeln. Für einen Akademiebau in Frankfurt seien bereits finanzielle Zuwendungen der Stadt und des Landes zugesichert. Der Bundestag beschloss in der vergangenen Woche einen Zuschuss von sieben Millionen Euro für die Bildungseinrichtung.
Mit Sorge sprach Schuster über das Anwachsen von Antisemitismus und Antizionismus wie auch über das Erstarken des Rechtspopulismus. Zur Gründung einer Gruppierung von Juden in der AfD sagte er: »Sich als Jude zur Verfügung zu stellen, für diese Partei ein Feigenblatt abzugeben, ist für mich völlig unverständlich.« ddk
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