Umweltbotschafterin

»Jeder kann was tun«

Maayan Bennett Foto: Jörn Neumann

Maayan, du bist Umweltbotschafterin von »Jews Go Green«, einem Projekt des Zentralrats der Juden. Wo begegnet dir im Alltag das Thema Umwelt?
Das fängt schon auf der Straße an, wenn ich sehe, dass da Müll liegt. Aber auch beim Einkaufen im Supermarkt oder in Geschäften mit Kleidung. Ich überlege manchmal, woher die Sachen kommen und wer dafür für sehr wenig Geld arbeitet. Umweltschutz und Menschenrechte sind eng miteinander verbunden. Fair-Trade-Produkte sind sehr oft auch Bio-Produkte.

Wie hat sich dein Interesse dafür entwickelt?
Es war nicht von heute auf morgen. Ich habe mich zum Beispiel im Internet informiert. Und man sieht es ja auch oft, wenn man den Fernseher anmacht. Es ist nicht so, dass ich aus einer »grünen« Familie komme. Aber wir reden manchmal darüber, auch wenn es nur beiläufig beim Essen ist. Da kommen wir dann auch zu Themen wie dem Fleischskandal oder zur globalen Erwärmung, wenn es wieder einen Hurrikan gibt. In meiner Schule wird das eher weniger besprochen.

Ist Umweltschutz denn in deinem Freundeskreis ein Thema?
Zwei Freundinnen habe ich schon damit angesteckt, aber die meisten in der Klasse interessiert das nicht. Sie könnten viel bewirken, glaube ich. Als ich mal ein Referat zu dem Thema Umweltschutz gehalten habe, hat es die anderen schon interessiert. Aber wirklich passiert ist dann nichts. Die kamen dann höchstens zu mir und haben gesagt: »Guck mal, der hat eine Einwegflasche!« Na und? Was soll ich dann machen? Leider hat das in der Schule ja auch etwas mit Coolness zu tun, so ist es doch. Wenn jetzt die coolen Typen gesagt hätten: »Los Leute, jetzt mal alle grün werden«, dann hätten da von den Freunden sicher auch viele mitgemacht. Man darf nicht selbstsüchtig sein, sondern sollte auch an die anderen denken. Denn am Ende fällt alles auf einen selbst zurück. Beim Umweltschutz geht es nicht nur um die Natur – das ist auch Menschenschutz.

Denkst du manchmal an die Zukunft – und machst dir Sorgen?
Ja, das mache ich schon. Es gibt viele Leute, die etwas tun, aber genug sind wir nicht. Die Politiker sagen immer 2016, 2020 – aber irgendwann wird es zu spät sein.

Was könnte denn jeder von uns jetzt tun?
Man muss nicht gleich mit dem ganzen Programm beginnen, aber wenigstens klein anfangen. Man kann zum Beispiel darauf achten, was man einkauft. In meinem Alter kann man gucken, welche Schulhefte man kauft, das reicht ja schon. Ich verlange gar nicht, dass alle Vegetarier werden, keine Sachen in Plastikverpackungen essen, nie wieder Auto fahren, nie mit dem Flugzeug fliegen. Das wäre ja Quatsch, so könnte man heute nicht mehr vernünftig leben. Jeder muss seine eigene Grenze setzen.

Was konntest du in deiner eigenen Familie verändern?
Eine große Sache ist das mit Glas und Plastik. Wir versuchen, keine Einwegflaschen zu kaufen. Wir kaufen viel Bio, das ist für uns selbst ja auch gesund. Dadurch kauft man dann schon weniger Plastik und produziert weniger Müll. Auf Strom achten wir auch und gucken, was an ist und was nicht.

Siehst du einen Zusammenhang zwischen Umweltschutz und Religion?
Ja, da gibt es sogar viele Verbindungen. Zum Beispiel darf man ja nichts verschwenden. Und durch koscheres Essen kommt man auch zum Thema Tierrechte. Man überliest solche Dinge eigentlich leicht, aber es ist offensichtlich, wenn zum Beispiel Gott zu Adam sagt: »Kümmert euch um den Garten.« Gemeint ist, dass wir uns um die Erde kümmern sollen, denn es ist nicht unsere. Wir denken an die Gesetze zwischen Mensch und Mensch oder Mensch und Gott. Aber über Tiere und Pflanzen machen wir uns zu wenig Gedanken. Wenn man der Umwelt nicht hilft, kann man irgendwann auch dem Menschen nicht mehr helfen.

Mit Maayan Bennett sprach Zlatan Alihodzic.

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Reaktionen

Zohran Mamdanis Sieg spaltet die jüdische Gemeinschaft

Während ein Drittel der New Yorker Juden den neuen Bürgermeister gewählt hat, haben andere Angst, dass dessen Antizionismus ihre Sicherheit gefährdet

 06.11.2025

Hamburg

Viel mehr als Klezmer

In der Hansestadt haben die zweiten Jüdischen Kulturtage begonnen. Bis Mitte Dezember erwartet die Besucher ein breit gefächertes Programm – inklusive einer jiddisch-hebräischen Oper

von Heike Linde-Lembke  06.11.2025

Düsseldorf

»Eine Stimme, wo andere schwiegen«

Die Gemeinde zeichnet Wolfgang Rolshoven mit der Josef-Neuberger-Medaille aus

von Stefan Laurin  06.11.2025

Berlin

Andacht für Margot Friedländer: »Du lebst weiter«

Sie war Holocaustüberlebende, Berliner Ehrenbürgerin und eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Gestern wäre Margot Friedländer 104 Jahre alt geworden. An ihrem Grab erinnern Freunde und Bekannte an sie

von Andreas Heimann  06.11.2025

Laudatio

»Wie hält man so etwas aus?«

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hielt die Laudatio auf Karoline Preisler anlässlich der Verleihung des Paul-Spiegel-Preises in Berlin. Eine Dokumentation

von Julia Klöckner  05.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Berlin

Davidstern-Gemälde an East Side Gallery beschmiert

Der Tatverdächtige konnte gefasst werden. Bei der Begehung seines Wohnhauses fand die Polizei mehrere Hakenkreuze

 05.11.2025