»Ich möchte Empathie zeigen und Israel unterstützen, und ich bin froh, dass ich mit Spenden die Möglichkeit dazu habe«, sagt Annette Lommel aus Frankfurt. Sie fühle sich als Nichtjüdin dem Land verbunden. Nun spendet sie regelmäßig, denn »das Land braucht Hilfe«. Regelmäßig überweist sie Summen an Keren Hayesod und Magen David Adom – und an »Frankfurter helfen«.
Die Initiatoren Yuval Rozenberg und Lenny Lemler wurden unmittelbar nach dem 7. Oktober 2023 aktiv und gründeten in Rekordzeit den Frankfurter Verein. Beide lebten zwischenzeitlich in Israel und haben Verwandte dort. Innerhalb weniger Tage kamen im Herbst mehr als 200.000 Euro an Sach- und Geldspenden zusammen. »Jetzt wird es deutlich weniger, aber es ist wichtig, weiter dranzubleiben«, so Lemler.
Einige spenden regelmäßig, andere immer mal wieder
Mehr als 400 Leute gehören mittlerweile der WhatsApp-Gruppe an. Einige spenden regelmäßig, andere immer mal wieder. Doch was passiert mit dem Geld? Vor Ort werden Videos gedreht, um zu zeigen, wo die Hilfsgüter ankommen. »Schüler der jüdischen Schule haben Bilder gemalt und Briefe geschrieben, die wir nach Israel versendet haben. Auf einem Video bedanken sich die Menschen dafür und halten die Bilder in die Kamera«, berichtet Rozenberg. »Sie sagen: Was ihr tut, gibt uns Hoffnung. Und das motiviert uns, weiterzumachen.«
Rozenberg und Lemler zählen auf, was sie in den vergangenen Monaten auf die Beine gestellt haben: Der Verein finanzierte einen Purim-Abend für 250 Soldaten, stellte Geld für Nahrungsmittel zur Verfügung, und Angehörige der Vereinsgründer besuchten verletzte Soldaten und Opfer der Terroranschläge vom 7. Oktober im Krankenhaus.
Der Hauptschwerpunkt liegt auf der Ortschaft Maslul, die nur wenige Kilometer östlich des Gazastreifens liegt. Dort helfen die Frankfurter finanziell mit, Dusch- und Waschräume einzurichten sowie eine mobile Küche, ein Feldlager und Räume für die Kinderbetreuung. »Viele Soldaten und Helfer wurden mobilisiert, da musste schnell eine Infrastruktur her.« Inzwischen ist in Maslul ein Straßenkreisel nach dem Verein benannt worden.
Rafi Heumann von Keren Hayesod (KH) wird nicht müde, immer wieder auf die Schicksale der Menschen in Israel aufmerksam zu machen. KH sammelt seit Jahrzehnten Geld für verschiedene Projekte im Land, nun aber auch für die Überlebenden des Massakers.
»Es gibt in Israel immer noch Menschen, die nicht zu Hause leben können und übers Land verteilt sind«, sagt der KH-Gesandte. Auch die Angehörigen der Geiseln benötigen finanzielle Unterstützung, da etliche derzeit nicht arbeiten und Geld verdienen können. Und Keren Hayesod will den Neuaufbau der Kibbuzim fördern. »Die Solidarität ist groß.« Im Vergleich zum Vorjahr sei das Spendenaufkommen um 176 Prozent gestiegen.
Für den Kauf eines Rettungswagens fehlen noch 30.000 Dollar.
Noch etwas mehr als 30.000 Dollar fehlen, dann wäre die Dortmunder jüdische Gemeinde am Ziel und könnte einen Rettungswagen für Magen David Adom (MADA) in Israel finanzieren. Kostenpunkt: 130.000 Dollar.
Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf will ebenfalls helfen. »Wir planen eigene Projekte. So unterstützen wir im Norden eine Einheit der israelischen Armee«, sagt Zeev Reichard, PR-Referent der Gemeinde. »Darüber hinaus helfen wir einer ehrenamtlichen Organisation, die sich um geflüchtete Israelis innerhalb des Landes kümmert sowie Soldaten unterstützt.«
Benefizkonzerte für den Aufbau des Kibbuz Nir Oz
Ein paar Kilometer weiter in Bergisch Gladbach plant der Konzertpianist und Dirigent Roman Salyutov die nächsten Benefizkonzerte, um weitere Spenden für den Aufbau des Kibbuz Nir Oz zu sammeln. Er knüpfte Kontakt zu dem Kibbuz, der am 7. Oktober überfallen wurde, und gründete zusammen mit Petra Hemming und anderen Mitstreitern den Verein »Solidaritätspartnerschaft Bergisch Gladbach – Nir Oz«.
»Wichtig war uns, ein umfassendes Hilfsprogramm zum Wiederaufbau der Infrastruktur und Landwirtschaft auf die Beine zu stellen und Patenschaften für verwaiste Kinder zu vermitteln«, sagt Salyutov. Ihm gehe es auch um ein persönliches Engagement, um Manpower vor Ort. Vieles müsse neu aufgebaut werden, neben der Landwirtschaft vor allem die Wohnhäuser, aber auch die Sicherheitsstrukturen. »Für die Aufräumarbeiten werden Handwerker benötigt.« Er wolle Arbeitskräfte für den Wiederaufbau mobilisieren, sagt Salyutov.
Nir Oz gehörte am 7. Oktober zu den Hauptangriffszielen der Hamas und wurde völlig zerstört. Die überlebenden Bewohner haben eine vorläufige Unterkunft in der Stadt Kiryat Gat gefunden. Für diese Zwischenzeit soll dort in Form eines Campus eine Übergangslösung entstehen. Vorgesehen seien unter anderem ein Kindergarten, eine Jugendbegegnungsstätte und ein Speisesaal.
Der Verein möchte mit den Fördergeldern des Landes, die Landrat Stephan Santelmann (CDU) zugesichert hat, einen 500 Quadratmeter großen Gemüsegarten anlegen, in dem die Geflüchteten genauso arbeiten können, wie sie es im Kibbuz gewohnt waren. Am 8. April werden Salyutov und Hemming dazu in der Volkshochschule Bergisch Gladbach einen Vortrag halten – beide waren jüngst in Israel.
Sogar »eher israelkritische Leute« haben Geld überwiesen
Elisaveta Blumina ist Konzertpianistin und Dirigentin. Nach dem 7. Oktober hat sie viele Menschen angeschrieben und um Spenden für Israel gebeten. Ihr Einsatz hat sich ausgezahlt. Sogar »eher israelkritische Leute« hätten Geld überwiesen, sagt sie.
Mehrere Sonntage hintereinander konzertierte sie, wodurch viele Spenden eingingen. Bei ihren Auftritten spricht sie auch über die Opfer, es wird eine Schweigeminute für sie gehalten, und es erklingt die Hatikwa. Auf ihrer privaten Facebook-Seite postet Blumina, wenn sie selbst spendet. »Damit löse ich bisweilen eine Kettenreaktion aus. Andere fühlen sich dadurch motiviert, es mir gleichzutun. Jeder Cent zählt.«
Neben Vereinen und Privatpersonen unterstützen auch größere Organisationen die Menschen in Israel. So sammelt die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) gemeinsam mit der humanitären Organisation IsraAid Germany Spenden für ein Hilfsprojekt für Betroffene in Israel.