Mit einem Friedensappell hat der israelische Minister für Diaspora, Nachman Shai, am Mittwoch einen Kindergarten für ukrainische jüdische Flüchtlingskinder in Berlin eröffnet. »Wir brauchen nicht noch mehr Kriege, wir brauchen Frieden, in Europa, in Israel, überall«, sagte Shai mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Es ist den Angaben zufolge sein erster Besuch in Deutschland als Minister.
UKRAINE-KRIEG Der Krieg habe Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Manche seien nach Israel geflohen, viele nach Europa und nach Berlin, darunter auch Juden. »Ich bin gekommen, um zu sehen, wie es ihnen geht und zu schauen, ob die israelische Regierung ihnen helfen kann«, sagte der Minister vor rund 30 Kindergartenkindern und ihren Erzieherinnen.
Der Chabad-Vorsitzende Yehuda Teichtal, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin sagte, vor 80 Jahren seien Juden aus Deutschland geflohen. Jetzt seien das Land und die Stadt, wo damals das Böse geplant worden sei, zum Zufluchtsort für jüdische Kinder geworden. »Wir sind froh, dass wir den Menschen, die vor ein paar Monaten noch in Bunkern saßen und um ihr Leben fürchten mussten, hier ein Heim, Schutz und Liebe geben können.«
ERWEITERUNG Die orthodoxe Organisation Chabad Lubawitsch eröffnete 2004 in Berlin-Wilmersdorf ein Bildungs- und Familienzentrum mit Synagoge. Für die Flüchtlinge wurde der bereits bestehende Jüdische Kindergarten »Gan Israel« innerhalb von acht Wochen um Containerbauten erweitert. Aktuell werden im Kindergarten 115 Kinder zwischen 0 und 5 Jahren betreut. 30 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 3 und 4 Jahren sind nun in gemischten Gruppen aus Berliner und geflüchteten Kindern untergebracht. Dafür wurden den Angaben zufolge zwei geflüchtete Erzieherinnen aus der Ukraine eingestellt.
Im Frühjahr 2023 soll der Neubau, der derzeit auf dem Gelände entsteht, mit Kindergarten, Grundschule und Gymnasium eröffnet werden. Er soll Platz für rund 500 Kinder bieten und allen Religionen offenstehen. Die Einrichtung arbeitet nach dem Berliner Bildungsauftrag, zusätzlich werden die hebräische Sprache und jüdische Traditionen vermittelt. 2019 erfolgte der erste Spatenstich für die Erweiterung des Campus. kna