Anmerkung der Redaktion (2. August 2023):
Als dieser Text von Fabian Wolff in der Jüdischen Allgemeinen erschien, glaubte die Redaktion Wolffs Auskunft, er sei Jude. Inzwischen hat sich Wolffs Behauptung als unwahr herausgestellt.
In Tel Aviv ist es in diesen Tagen 25 Grad warm. Beim Israeltag auf dem Wittenbergplatz in Schöneberg zeigte das Thermometer am vergangenen Freitag 21 Grad, sogar eine frische Brise wehte. Keine schlechten Voraussetzungen also für den Israeltag, der in ganz Deutschland an mehr als 60 Orten gefeiert wurde. In Berlin veranstaltete die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) die Feier zum 66. Unabhängigkeitstag des jüdischen Staates.
Gleich neben dem KaDeWe waren mehr als 20 Stände und Zelte aufgebaut, aus den Lautsprechern schallte israelischer und arabischer Pop. Israelische Flaggen flatterten im Wind. »Was ist denn hier los?«, fragten sich einige Passanten, die an diesem Tag zufällig am ganz in Blau und Weiß gehaltenen Wittenbergplatz vorbeispazierten.
modern Maya Zehden von der DIG hob in ihrem Grußwort die beeindruckende Geschichte des jüdischen Staates hervor. »Juden haben in dieser Region ungeheure Veränderungen bewirkt«, sagte Zehden. In nur 66 Jahren sei es gelungen, in kahler Wüste moderne Städte, Leben und Kultur entstehen zu lassen. Sie lud die Besucher dazu ein, die Vielfalt der deutsch-israelischen Zusammenarbeit zu entdecken und ein Land kennenzulernen, dessen Bewohner wie fast alle Menschen auf der Welt Frieden wollen – und das immer noch die einzige Demokratie im Nahen Osten ist.
Zur Vielfalt Israels gehört natürlich auch das Essen. Gleich mehrere Stände boten israelische Spezialitäten an: Haim Hoffmann von Hoffmanns Catering zum Beispiel ist nicht nur für seinen imposanten Backenbart bekannt, sondern auch für seine Burekas. Keren Shahar hingegen behauptet mit gutem Grund, das beste Hummus der Stadt anzubieten, und ist mit ihrem »Keren’s Kitchen« inzwischen eine feste Größe in der israelischen Szene Berlins.
Auch Yorai Feinberg bot israelisches Essen an. Er spielt gewissermaßen in der Champions League der israelischen Restaurants in Berlin. Ganz in der Nähe des Wittenbergplatzes hat sich sein Lokal in kurzer Zeit zu einer der besten Adressen für israelisches Essen in der Stadt entwickelt. Die Besucher des Israeltages nahmen dieses Angebot nur allzu gern an: Mit Falafel in der Hand schlenderten sie die vielen Stände ab. Neben vielen Informationstischen konnten sie beim Atelier Omanut Kunst und bei der Verlegerin Dörthe Kähler Bücher kaufen.
Freunde Für Jochen Feilcke, Vorsitzender der Berliner DIG, ist der Israeltag eine gute Möglichkeit, den Deutschen Israel nahezubringen. »Wenn die Friedensschalmeien erklingen, hat die DIG immer besonders viel Zulauf – nur um dann in Zeiten von Konflikten rückgehende Zahlen zu verzeichnen«, betonte Feilcke. Doch die DIG möchte nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten ein Freund Israels sein, stellte er klar.
Zahlreiche dieser Freunde hatten sich auf dem Israeltag versammelt: unter anderem die »Christen an der Seite Israels«, »Honestly Concerned« und »I Like Israel« zeigten, wie vielfältig die Israel-Solidarität ist. Auch die »Israel Allies Foundation« war mit einem Stand auf dem Wittenbergplatz vertreten. Die Organisation möchte Politikern weltweit dabei helfen, Israel zu unterstützen. Dazu gehören Broschüren, in denen »25 typische Fragen« zum jüdischen Staat beantwortet werden.
Die Mitglieder der DIG haben für ihr Engagement in Sachen Israel oft persönliche Gründe. DIG-Präsident Reinhold Robbe erinnerte sich in seiner Rede an den ersten Israelbesuch als 15-Jähriger im Jahr 1970: »Niemals hätte ich damals geglaubt, dass es wieder wunderbares jüdisches Leben in Deutschland geben könnte.« Dazu gehören für ihn auch die vielen Tausend Israelis, die nicht nur wegen der Clubs in Berlin leben wollen. Doch diese Verbindung müsse jeden Tag neu erkämpft werden, verdeutlichte Robbe. Dabei verwies er auf Antisemitismus, der sich oft als »Israelkritik« ausgibt.
Austausch Der Veranstaltungsort des Israeltags war passend gewählt. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg unterhält seit vielen Jahren eine Städtepartnerschaft mit Naharija, einer Küstenstadt im Norden Israels. Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler betonte, wie wichtig Jugendaustauschprogramme sind. Derzeit ist eine Schule in ihrem Bezirk auf der Suche nach einer israelischen Partnerschule. Auch das Leo-Baeck-Institut möchte mit seiner israelischen Abteilung junge Leute zusammenbringen. ConAct, das Koordinierungszentrum für deutsch-israelischen Jugendaustausch, hilft Organisationen dabei, ein solches Programm auf die Beine zu stellen.
Botschafter Yakov Hadas-Handelsman fasste sich in seiner Rede kurz, »um niemanden zu stören« und das gute Wetter nutzen zu können, wie er sagte. Er freute sich, dass Berliner die Möglichkeit haben, ein Stück Israel zu genießen. Tatsächlich hielt das Wetter – als Avi Palvari vor der Bühne einen seiner berühmten Crashkurse für israelischen Tanz abhielt, fiel kein einziger Tropfen. In Tel Aviv waren dagegen zur gleichen Zeit schon Wolken aufgezogen.