Eigentlich sollte sich der Bauverein für die neue Synagoge Potsdam über den großen Zuspruch in Form von 83 gestellten Mitgliedsanträgen freuen. Doch er tut es nicht. Fünf Tage vor der turnusmäßigen Sitzung des Vereins am 3. Februar, so Pressesprecher Rico Bigelmann, hatte Rabbiner Nachum Pressman die Anträge beim Vorstand eingereicht. Eine so große Anzahl in so konzentrierter Form, sagt Bigelmann, sei doch recht ungewöhnlich. Derzeit hat der Bauverein 125 Mitglieder.
47 der Antragsteller gehören der im Juni 2010 neu gegründeten »Synagogengemeinde Potsdam« mit ihrem Initiator Ud Joffe an. Ihr Rabbiner ist der ehemalige Landesrabbiner in Brandenburg und Chabad-Gesandte Nachum Pressman. Er ist bereits Mitglied im Bauverein und lehnt die von der Jüdischen Gemeinde Potsdam initiierte und beim Architektenbüro Haberland in Auftrag gegebene Synagoge ab. Sie sei nach außen hin nicht als jüdisches Gotteshaus zu erkennen, die Mikwe zu klein und der Synagogenraum liege im Bauentwurf zu hoch, so seine Argumente.
Zusage Der Bauverein und allen voran sein am 3. Februar neu gewählter Vorsitzender Peter Schüler bleiben bei ihrer klaren Linie. »Die Mitglieder des Bauvereins«, so heißt es in der Presseerklärung nach der Wahl am vergangenen Donnerstagabend, »halten am Entwurf Haberland fest.«
Vor der Wahl, zu der sich sieben Kandidaten der geheimen Abstimmung gestellt hatten, hatte Rabbiner Pressman beantragt, dass die Mitgliederversammlung darüber entscheiden solle, wie mit den Mitgliedsanträgen zu verfahren sei. Diese entschied jedoch, dass der Vorstand jeden einzelnen Antrag prüfen solle. Wie schnell über sie entschieden werde, ließ Bigelmann offen. »Der Vorstand agiert ehrenamtlich und trifft sich im vierwöchentlichen Rhythmus«, sagte der Bauverein-Sprecher der Jüdischen Allgemeinen.
vorgeschichte Bereits im Mai vergangenen Jahres hatten Pressman und Joffe bemängelt, dass Aufnahmeanträge nicht zügig bearbeitet würden. Die Mitgliederversammlung sprach sich dafür aus, die Vielfalt jüdischen Lebens berücksichtigen zu wollen. Der Bauverein hat sich zum Ziel gesetzt, die Synagoge zu errichten. »Nach der Fertigstellung werden Grundstück und Gebäude in eine gemeinnützige Stiftung überführt, die den Unterhalt und die Nutzung gewährleistet«, heißt es in seiner Satzung. Er ist auf eine finanzielle Unterstützung angewiesen, zumal der Bau fünf Millionen Euro kosten soll. Die Synagogengemeinde ihrerseits versucht, juristisch mit allen Mitteln gegen die Pläne vorzugehen.
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