WIZO

Inspiration für gute Taten

Es wirkt fast wie eine Umarmung. Der hebräische Buchstabe »Zadeh« in der Mitte des WIZO-Logos hält behütend drei Frauen fest – Tochter, Mutter, Großmutter. Drei Generationen. Der Arm, der sie zusammenhält, erinnert zugleich an eine Wurzel: nährend, kraftspendend, stärkend.

Das Bild stammt von einem WIZO-Plakat von 1950. Die Art-Direktorin Henrietta Singer und die Drehbuchautorin Sara Neuman haben es in mühsamer Kleinarbeit aufgespürt, zusammen mit sieben weiteren Plakatmotiven – das älteste stammt von 1935 – und diese exklusiv für die WIZO Spendengala »One Night for Children« in das Begleit-Booklet eingearbeitet.

Die beiden Künstlerinnen waren dabei auf Privatdokumente und Institutionen angewiesen, etwa die Nationalbibliothek in Israel. Denn so etwas wie ein WIZO-Archiv gibt es nicht. Bei ihren historischen Recherchen haben sie die WIZO noch einmal ganz neu für sich entdeckt.

brücken »In Israel kennt man vor allem die WIZO-Einrichtungen – Kindergärten, Frauenhäuser, Seniorenheime. Aber die WIZO war immer auch politisch«, sagt Sara Neuman und deutet auf ihr Lieblingsplakat mit dem Titel »Frauen in Stadt und Land« – ein Poster von 1948, das Themen wie Frauenbewegung und Gleichberechtigung anspricht.

»Mit der WIZO haben Frauen eine Stimme bekommen, um sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen und sie mitzugestalten – so wie es Theodor Herzl in seinem Buch Altneuland beschrieben hatte«, sagt Sara Neuman. Daran sehe man, welche lange Tradition diese jüdische Frauenorganisation habe, fügt Henrietta Singer hinzu. »Uns hat vor allem beeindruckt, wie WIZO diese Tradition immer wieder neu definiert hat, um Brücken zur Gegenwart zu schlagen – und Perspektiven für die Zukunft zu schaffen.«

Genau das gelingt dem Berliner WIZO-Team an diesem Sonntagabend im Hotel Intercontinental wieder aufs Neue – fast schon mit spielerischer Leichtigkeit. Dass dahinter jedoch jede Menge ehrenamtliches Engagement und viel Arbeit stecken – mitunter ein Spagat neben Job und Familie – ist dem WIZO-Team nicht anzumerken.

erfolgsgeschichte Die großzügigen Spenden an den Tischen, die warmherzigen Grußworte von WIZO-Weltpräsidentin Esther Mor und Israels Botschafter Jeremy Issacharoff, die unterhaltsame Moderation von Andrea Kiewel und die von Anfang an ausgelassene Atmosphäre auf der Tanzfläche sind auch ein Echo der »echten Leidenschaft«, mit der die WIZO-Frauen ihren sozialen Einsatz auf Freiwilligenbasis ausfüllen und die Botschafter Issacharoff später in seiner Ansprache aufgreift. Die »WIZO-Erfahrung« sei nicht nur »eine unglaubliche Erfolgsgeschichte«, sondern zeuge auch von »echter Leidenschaft für gute Taten und dem großartigen Potenzial von Charity-Engagement«.

Wie dieses Potenzial Frauen, Kindern, Jugendlichen und deren Familien in den rund 800 WIZO-Einrichtungen zu einer Perspektive verhilft, die sie ohne wohltätige Unterstützung womöglich kaum hätten, berichtet WIZO-Weltpräsidentin Esther Mor.

Sie erzählt von Rina, einem äthiopischen Mädchen mit sieben Geschwistern, das seit einem Jahr in einer WIZO-Einrichtung lebt, nachdem die Mutter die Familie wegen des gewalttätigen Ehemanns verlassen hatte. »Rina lachte nie, zog sich zurück. Die Psychologen und Sozialarbeiter halfen ihr, nach und nach mit dem Verlust der Mutter und den Gewalterfahrungen umzugehen.« Heute sei Rina »ein glückliches Kind«, sagt Mor.

rekord Der Traum von WIZO-Gründerin Rebecca Sieff, sozial benachteiligten Familien zu helfen, inspiriere seit 1920 viele jüdische Frauen auf fünf Kontinenten, sagt die WIZO-Weltpräsidentin. 250.000 Mitglieder sind es derzeit weltweit, die sich engagieren: für Frauenrechte ebenso wie für die Förderung, Bildung und Integration von Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien.

Die WIZO unterstützt Frauenhäuser, Kindertagesstätten und Seniorenheime für Menschen in Israel – unabhängig, welcher Religion oder Ethnie sie angehören. Diese Inspiration spüre sie hier, sagt Mor – wie auch die starke Verbundenheit mit Israel. Dazu tragen nicht zuletzt auch DJ Sivan Neuman und seine Band bei: mit israelischen Hits und nach Mitternacht sogar spontan mit der Hatikwa – für viele ein besonders berührender Moment.

»Es ist wie zu Hause«, schwärmt die israelische Sängerin Dikla nach ihrem Auftritt. Die rund 200 Gäste empfinden wohl ähnlich, denn bereits frühzeitig zeichnete sich ein neuer Rekord ab. Am Ende des Abends hatten die rund 200 Gäste mehr als 300 Patenschaften gezeichnet und zudem großzügig für die zahlreichen WIZO-Projekte gespendet – für die Organisatorinnen Sharon Back, Alexandra Cukierman, Revital Czarny, Shoshana Feingold-Studnik, Sylvia Hagen und Nicole Schauder-Shani ein voller Erfolg.

Das Datum hatte das WIZO-Team bewusst gewählt: Es fiel mit dem Mitzvah Day zusammen – dem Tag der guten Tat. Die Frauen unterstrichen damit einmal mehr die weitreichenden Auswirkungen guter Taten. Und dass die WIZO beides ist – Umarmung und Wurzel zugleich.

Berlin

Hommage an jiddische Broadway-Komponisten

Michael Alexander Willens lässt die Musik seiner Großväter während der »Internationalen Tage Jüdischer Musik und Kultur« erklingen

von Christine Schmitt  21.11.2024

Leo-Baeck-Preis

»Die größte Ehre«

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke erhält die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden

von Detlef David Kauschke  21.11.2024

Düsseldorf

Für Ausgleich und Verständnis

Der ehemalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erhielt die Josef-Neuberger-Medaille

von Stefan Laurin  21.11.2024

Jubiläum

Religionen im Gespräch

Vor 75 Jahren wurde der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gegründet

von Claudia Irle-Utsch  21.11.2024

Engagement

Helfen macht glücklich

150 Aktionen, 3000 Freiwillige und jede Menge positive Erlebnisse. So war der Mitzvah Day

von Christine Schmitt  20.11.2024

Volkstrauertag

Verantwortung für die Menschlichkeit

Die Gemeinde gedachte in München der gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs

von Vivian Rosen  20.11.2024

München

»Lebt euer Leben. Feiert es!«

Michel Friedman sprach in der IKG über sein neues Buch – und den unbeugsamen Willen, den Herausforderungen seit dem 7. Oktober 2023 zu trotzen

von Luis Gruhler  20.11.2024

Aus einem Dutzend Ländern kamen über 100 Teilnehmer zum Shabbaton nach Frankfurt.

Frankfurt

Ein Jahr wie kein anderes

Was beschäftigt junge Jüdinnen und Juden in Europa 13 Monate nach dem 7. Oktober? Beim internationalen Schabbaton sprachen sie darüber. Wir waren mit dabei

von Joshua Schultheis  20.11.2024

Porträt

»Da gibt es kein ›Ja, aber‹«

Der Urgroßvater von Clara von Nathusius wurde hingerichtet, weil er am Attentat gegen Hitler beteiligt war. 80 Jahre später hat nun seine Urenkelin einen Preis für Zivilcourage und gegen Judenhass erhalten. Eine Begegnung

von Nina Schmedding  19.11.2024