Am letzten Tag ihrer Deutschlandreise kam Außenministerin Annalena Baerbock nach München. Am Nachmittag besuchte sie auch die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch begrüßte sie sowie Oberbürgermeister Dieter Reiter gemeinsam mit den Vizepräsidenten Yehoshua Chmiel und Peter Guttmann vor der Synagoge.
»Sehr geehrte Frau Außenministerin, sehr geehrte Frau Baerbock: Im Namen unserer ganzen Gemeinde sage ich: Herzlich willkommen! In diesem Haus wurden und werden wir immer wieder von besonderen Menschen und außergewöhnlichen Gästen beehrt. Ich freue mich sehr, dass ich mit Ihnen einen davon heute bereits zum zweiten Mal bei uns begrüßen kann. Es ist für uns alle eine Ehre und Freude, dass Sie sich die Zeit für das Gespräch mit uns genommen haben.«
»Die Welt ist heute in einer Unruhe, die uns alle besorgen muss.«
IKG-PRäsidentin Charlotte Knobloch
Im Hubert-Burda-Saal hieß Charlotte Knobloch dann auch die weiteren Gäste willkommen, zu denen neben den Kolleginnen und Kollegen aus dem Vorstand auch Vertreter jüdischer Organisationen in München sowie Mitarbeiter der Kultusgemeinde gehörten. Ihr besonderer Gruß galt den beiden Generalkonsuln Carmela Shamir (Israel) und Timothy Liston (USA). Außenministerin Annalena Baerbock suchte bei dem Empfang das Gespräch mit den Anwesenden und interessierte sich für ihre verschiedenen Anliegen und Fragen.
agenda Zuvor hatte Charlotte Knobloch die Leistungen der Ministerin in der zurückliegenden Zeit hervorgehoben: »Jeder weiß, dass eine Außenministerin in diesen unsicheren Zeiten noch mehr auf ihrer Agenda hat als ohnehin schon. Sie haben sich seit Ihrem Amtsantritt als Krisen-Managerin bewähren müssen, und ich möchte sagen: Sie haben diese Rolle voll und ganz ausgefüllt. Dass unser Land in der Welt heute hervorragend repräsentiert ist, das ist zu einem guten Teil Ihr persönliches Verdienst.«
Als Beispiele nannte die IKG-Präsidentin Baerbocks Besuche in Kiew, bei den Vereinten Nationen in New York und vor zwei Wochen auf dem pazifischen Inselstaat Palau, an der Frontlinie des Klimawandels: »Sie treffen stets den richtigen Ton. Den Ansatz, die Krisen unserer Zeit als verbundene Herausforderungen zu betrachten und strategisch gemeinsam angehen zu wollen, bezeichnete ein Presse-Artikel kürzlich als ›das Baerbock-Experiment‹. Ich kann nur sagen: Aus meiner Sicht ist dieses Experiment für Deutschland ein Erfolg.«
Persönlich wandte sich Charlotte Knobloch an die Ministerin: »Die Welt ist heute in einer Unruhe, die uns alle besorgen muss.« Die Friedensordnung in Europa sei durch den russischen Angriffskrieg zerschmettert, und Freiheit, Werte und auch der Wohlstand seien bedroht wie durch keine Krise seit einer Generation.
ukraine-krieg Die Münchner Kultusgemeinde tue viel dafür – und das bereits seit dem 24. Februar –, damit diejenigen, die aus der Ukraine flüchten mussten, in München ein neues Zuhause finden. Allerdings, so bedauerte es Charlotte Knobloch, könne man den Menschen nicht das geben, was sie sich am sehnlichsten wünschen: ein Ende des Krieges in ihrer Heimat.
Abschließend sagte die IKG-Präsidentin: »Wir sind dankbar für jede Bemühung, die die Politik in dieser Richtung unternimmt – und wir wissen sehr zu schätzen, dass wir als jüdische Gemeinschaft und als Helfer in dieser großen Krise von der Politik gehört werden. Das ist für uns als Gemeinde wichtig, und zwar auch über die jetzige Situation hinaus. Jeder von uns hat in diesem Land einen Platz – auch wenn es Menschen gibt, die das nicht akzeptieren wollen. Sicher leben – das geht nur gemeinsam.«
Die Außenministerin betonte die Bedeutung von Freiheit und Demokratie.
In ihrer Antwort betonte die Außenministerin die Bedeutung von Freiheit und Demokratie – vor allem vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine, der zeige, wie wenig selbstverständlich diese Werte seien.
Es war der besondere Wunsch von Annalena Baerbock, zum Abschluss ihres Besuches auch die Synagoge zu besichtigen. Auf dem Weg dorthin durch den Gang der Erinnerung hielt sie mehrmals vor den Namen all der Münchner inne, die Opfer der Schoa geworden waren.
Die Stimmung hellte sich erst in der Ohel-Jakob-Synagoge auf, von der Annalena Baerbock bereits bei einem früheren Besuch sehr beeindruckt war. Präsidentin Charlotte Knobloch verabschiedete sie mit dem Wunsch und der Vorfreude auf ein weiteres Treffen.