Eigentlich war er ja als Hallenveranstaltung geplant, der erste deutsche Indoor-Soccer-Cup von Makkabi Deutschland. Doch die Sonne sorgte an diesem letzten Sonntag im März für angenehme Temperaturen über 20 Grad, und außerdem war auf der Real-Sportanlage im Nordosten Frankfurts, die man für dieses Vorhaben ausgewählt hatte, auch ein sogenannter Fußballkäfig auf dem Außengelände vorhanden. So entschieden sich die sieben Makkabi-Mannschaften aus ganz Deutschland, ihr Turnier ins Freie zu verlegen.
Ortsvereine Mit Nudeleintopf, kühlen Getränken und bei Partymusik – in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Beachvolleyballfeldern – entstand auf diese Weise sogar ein bisschen Sommer-Feeling. Irgendwie passte der Outdoorplatz auch besser zum Ansinnen der Dachorganisation der jüdischen Sportvereine, das sie mit derartigen Veranstaltungen verfolgen will, als die halbdunkle Halle: die Hinwendung zu ihren 37 Ortsvereinen und der Anspruch, mehr Öffentlichkeit zu schaffen. Der Indoor-Cup, obwohl noch ohne Zuschauer ausgetragen, sollte den Startschuss für das neue Image geben. Weitere Events in anderen Disziplinen sollen folgen.
Das neue im November gewählte Präsidium unter dem Frankfurter Alon Meyer erhofft sich dadurch einerseits einen besseren Austausch zwischen den einzelnen Ortsvereinen. Andererseits möchte er die Rolle von Makkabi Deutschland als deren Dienstleister in den Vordergrund rücken.
»Die Ortsvereine haben darauf gewartet, dass der Verband Angebote macht«, stellt Tomer Nahary, der für Sport zuständige Vizepräsident von Makkabi Deutschland, fest. Die mehr als 50 an den Main entsandten Fußballer, durch Flyer und soziale Netzwerke informiert, bestätigten das: »Für uns war es keine Frage, dass wir mitspielen, sondern nur, mit wie vielen Mannschaften«, erzählt der Münchner Androsch Huber. Der Berliner Benjamin Szajak sagte sogar andere Verpflichtungen ab, um das »Makkabi-Feeling« genießen zu können. So bezeichnet der 20-Jährige die familiäre Atmosphäre des Turniers mit kleinem Rahmenprogramm, Israel-Party und gemütlichem Beisammensein.
fairplay Dass dabei das Fairplay nicht zu kurz kam, verstand sich von selbst. So hatte sich zum Beispiel das aus der Hauptstadt angereiste Team etwas verspätet – die Begegnung hätte mit 0:3 gegen die Berliner gewertet werden können. Doch für die Bayern war das »kein Thema«, sie verzichteten auf dieses Vorrecht. »Makkabi steht ja nicht nur für reinen Sport, sondern auch für jüdische und zionistische Werte«, erklärt Nahary. Dabei stünden die Ortsvereine jedem offen, unabhängig von Nationalität oder Glaube.
Doch während in den regionalen Ligen des Fußball-Verbandes, in denen die einzelnen Vereine Mannschaften stellen, dieser Kulturmix erlaubt ist, dürfen bei den internationalen Makkabi-Veranstaltungen nur Spieler auflaufen, die jüdisch sind. Begegnungen nichtjüdischer Makkabi-Mitglieder aus unterschiedlichen Regionen der Republik kommen also kaum zustande. Auch hier will das Präsidium von Makkabi Deutschland ansetzen und hat daher diese neue Veranstaltungsserie geschaffen. Makkabi plant, die Sportler aus dem ganzen Land zusammenzubringen.
Frankfurt mit seiner zentralen Lage erschien da für den Auftakt als geeigneter Ort. Aber bei einem Soccer-Cup soll es nicht bleiben, bei weiteren Events hofft man, noch mehr Teilnehmer ansprechen zu können. Außerdem soll der Cup auch immer wieder umziehen. Wer das Finale und damit, neben einer weiteren Trophäe, den großen silbernen Wanderpokal als erfolgreichste Turniermannschaft gewinnt, bekommt damit auch für das nächste Jahr das Heimrecht zugesprochen. Die Erste, die ihren Titel entsprechend in ihrer Heimatstadt verteidigen wird, ist die Mannschaft aus Berlin. Sie gewann den ersten Soccer-Cup vor der ersten Mannschaft der Frankfurter Gastgeber.
Auswahl Bei allem Spaß, den Teilnehmer und Veranstalter hatten, nahmen Vizepräsident Nahary und der im Präsidium fürs Scouting zuständige Beisitzer Dennis Stern aber auch einige Spieler genauer unter die Lupe. Sie beobachteten diejenigen Kicker, die für die nationale Auswahl und eine Nominierung für die European Maccabi Games im nächsten Jahr in Berlin infrage kommen.
Etwa 200 jüdische Kicker ab 18 Jahren werden dafür in Betracht gezogen. »Der erweiterte Kader ist uns bekannt, wir freuen uns aber auch immer wieder über neue Spieler«, sagt Nahary, selbst wenn diese keinem Makkabi-Verein angehören. Im Vergleich zu anderen Nationen sei die Auswahl allerdings sehr begrenzt. »In London etwa leben genauso viele Juden wie in ganz Deutschland«, erzählt Nahary.
Erfolge Trotzdem schlug sich die deutsche Elf zuletzt gegen die internationale Konkurrenz beachtlich gut. 2011 etwa verlor sie bei den European Maccabi Games in Wien erst im Finale gegen die Briten, zwei Jahre später bei der Makkabiade in Israel gewann sie gegen die Fußballnation von der Insel sogar in der Gruppenphase, unterlag dann aber im Viertelfinale den USA.
Vor eigenem Publikum will man im nächsten Jahr natürlich noch erfolgreicher sein. Und das vor einer größtmöglichen Öffentlichkeit, die Makkabi Deutschland mit den European Maccabi Games erreichen möchte. Mehr als 2000 jüdische Sportler aus aller Welt werden in Berlin zu den Wettbewerben in 26 verschiedenen Sportarten erwartet. Gerade dort, wo 1936 die Nationalsozialisten die Olympischen Spiele für ihre Zwecke missbrauchten, soll dann nach den Vorstellungen des Präsidiums eindrucksvoll bewiesen werden, dass jüdisches Leben hierzulande pulsiert.